Saif Saeed Shaheen droht das Olympia-Aus
Der Präsident sprach ein Machtwort. "Stephen Cherono muss drei Jahre warten, bevor er sein Land bei Olympischen Spielen vertreten darf." Kipchoge Keino, Chef vom "National Olympics Committee of Kenya" (NOCK), stoppte die Pläne von Cherono, der am 8. August vergangenen Jahres, kurz vor der WM in Paris, Namen und Nationalität gewechselt hat. Saif Saeed Shaheen, wie er jetzt heißt, träumte von einem Start in Athen. Im weinroten Dress von Katar! Doch Keino hat ihn ausgebremst in seinem Tatendrang.
Muss Saif Saeed Shaheen Athen fernbleiben? (Foto: Hörnemann)
Im "Stade de France", Schauplatz der Weltmeisterschaften, durfte er noch laufen. Für Katar! Die Verbandsoberen aus Kenia hatten ihm auf den letzten Drücker die Freigabe erteilt. Nach einem wahnwitzigen Rennen holte er Gold vor seinem Ex-Landsmann Ezekiel Kemboi. Abraham Cherono, sein älterer Bruder, wurde damals Fünfter. Völlig emotionslos meinte Saif Saeed Shaheen alias Steven Cherono hinterher bei der Pressekonferenz: "Ich habe nicht mit Abraham gesprochen und habe ihn noch nicht einmal gesehen", teilte er den verdutzten Medienvertretern mit, "er ist ein Kenianer, und ich bin jetzt ein Katari. Wir sind zwei völlig unterschiedliche Menschen." Peng! Das saß.
Retourkutsche
Die Kenianer waren schockiert. Diesen Spruch haben sie ihm nicht verziehen. Die Retourkutsche folgt schnellen Fußes. Denn nun droht ihm das gleiche Schicksal wie Wilson Kipketer, dem Weltrekordler über 800 Meter, der in Dänemark lebt und mit einer Dänin verheiratet ist. Auch ihm wurde die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta verwehrt.
"Kipchoge Number One", wie der große Kip daheim ehrfurchtsvoll gerufen wird, weil er seiner glanzvollen Karriere zwei Mal olympisches Gold und noch zwei Mal Silber gewonnen hat, sagte in einem Interview mit dem "East African Standard", dass Kenia in diesem konkreten Fall nicht anders entscheiden könne.
IOC-Charta
"Wir sind nicht dagegen, dass Stephen Cherono für sein neues Land startet", betonte er ausdrücklich, "aber wir müssen das Regelwerk der IOC-Charta befolgen." Keino kennt sich aus, da er selber Mitglied ist im "International Olympic Committee" (IOC).
Saif Saeed Shaheen, der amtierende Weltmeister über 3000 Meter Hindernis, wollte die olympische Bilanz von Katar aufpolieren. Daraus wird wohl nichts. Mohammed Suleiman, eine "Leihgabe" aus Somalia, hat bis dato die einzige olympische Medaille für das finanzkräftige Ölscheichtum, das demnächst eine Kunststoffbahn in der kenianischen Provinzhauptstadt Eldoret bauen wird, eingesackt: Bronze über 1500 Meter bei den Sommerspielen 1992 in Barcelona.
Wenn Kipchoge Keino Recht behält, dann kann sich Saif Saeed Shaheen die Reise nach Athen sparen. Denn nur auf der Tribüne Däumchen zu drehen, das wird ihm gewiss keinen Spaß bereiten.