| Ausblick

Saisonstart der deutschen Speerwerfer unter besonderen Vorzeichen

Kaum eine Disziplin hat der deutschen Leichtathletik in den vergangenen Jahren so viel Freude bereitet wie das Speerwerfen. Gespannt blicken Experten und Fans jetzt wieder auf die Asse um Thomas Röhler. Das WM-Jahr wird auch für sie ungewöhnlich lang.
dpa/sb/alex

<link video:20099>Video Thomas Röhler: "Mit WMs habe ich noch eine Rechnung offen"

Die Speere fliegen wieder – und mit ihnen die Träume der deutschen Leichtathletik. Olympiasieger und Europameister Thomas Röhler (LC Jena), Vize-Europameister Andreas Hofmann (MTG Mannheim) und EM-Goldmedaillengewinnerin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) starten an diesem Samstag beim Diamond-League-Meeting in Shanghai (China; 18. Mai) in die Saison. Mit einem intensiven Trainingslager im türkischen Belek in den Beinen messen sich die Asse erstmals mit der internationalen Konkurrenz.

"Pro Trainingseinheit habe ich etwa 80 Würfe gemacht, hochgerechnet dürften das rund 800 während des gesamten Trainingslagers gewesen sein", sagte Röhler der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Aber da werden nicht alle voll durchgezogen, vielleicht zehn Prozent haben Wettkampf-Schönheit", ergänzte der 27-Jährige aus Jena.

Nach einem ersten Camp in Südafrika mit viel Grundlagentraining arbeiteten Röhler und Co. zuletzt vor allem an der Abwurfgeschwindigkeit. "Thomas und Andi sind gesund durch die Vorbereitung gekommen und gut drauf", sagte Männer-Bundestrainer Boris Obergföll. Der Mainzer Julian Weber ist nach einer Fuß-Operation im Vorjahr noch etwas hinterher und auch Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg) muss seinen Saisonstart aufgrund einer Entzündung im Fuß noch verschieben (<link news:69392>wir berichteten) und sagte seinen geplanten Start in Shanghai ab.

Ziel: WM mit vier Deutschen in den Top Acht

Vor allem für Johannes Vetter, dessen Heimcoach Obergföll auch ist, wird es ein spannendes Jahr: Der Deutsche Rekordhalter – 2017 gelangen ihm in Luzern 94,44 Meter – hat eine schwierige Zeit hinter sich: Bei der Heim-EM 2018 in Berlin ging der Mitfavorit als Fünfter leer aus; Hofmann zog in der internen Hierarchie an ihm vorbei. Zuletzt musste der 26-Jährige noch den Tod seiner Mutter verkraften. "Er hat wahnsinnig viel trainiert", sagte Obergföll. Nach dem verschobenen Saisonstart gehe es jetzt darum, ruhig zu bleiben. "Die Saison ist noch lang."

Für die noch ferne Leichtathletik-WM vom 27. September bis 6. Oktober in Doha (Katar) hat der frühere Weltklasse-Werfer, der vor seiner Heirat mit Ex-Weltmeisterin Christina Obergföll als Boris Henry startete, klare Ziele: "Alle vier Deutschen unter den besten Acht! Und so viele Medaillen, wie es geht – aber am besten drei!"

"Erstmal ins Rollen kommen"

Vor dem ersten Kräftemessen mit der internationalen Konkurrenz dürfe man aber noch nicht reihenweise 90-Meter-Würfe erwarten, warnte Obergföll. Zumal die Anreise etwas strapaziös sei. "Ich bin körperlich fit, aber weit werfen ist aktuell nicht geplant", erklärte auch Europameister Röhler. "Wir wollen erst mal ins Rollen kommen. Das ist wie beim ersten Formel-1-Rennen der Saison: Da wissen auch die guten Fahrer noch nicht, wie's läuft." 2017 hatte der Goldmedaillengewinner von Rio de Janeiro beim Diamond-League-Meeting in Doha gleich deutschen Rekord (93,90 m) geworfen.

Die ungewöhnlich späte Weltmeisterschaft erfordert von den Athleten dieses Jahr einen langen Atem. "Das Ziel ist erst mal, gesund aus Shanghai zurück zu kommen", sagte Obergföll. "Am Ende zählt nur: Wer hat die Diamond League gewonnen, wer hat die WM gewonnen?" Sieger werde am Ende wohl der sein, "der die cleverste Planung hatte". Man müsse nach den <link>Deutschen Meisterschaften am 3./4. August in Berlin schauen, wie viele Körner die Athleten noch haben und danach erstmal regenerativ trainieren – "damit sie wieder Bock haben zu werfen. Es liegt am Trainerteam, dass sie nicht ausgebrannt sind Ende September."

Für Christin Hussong hatte das Leichtathletik-Jahr genau genommen bereits Anfang März begonnen. Beim Winterwurf-Europacup in der Slowakei kam die 24-Jährige auf 65,47 Meter und übertraf damit klar die WM-Norm für Doha. Hussong trainiert bereits seit vergangenem Jahr mit Röhler und Co. "Ich wünsche Christin, dass sie in der Lage ist, bei der WM-Medaillenvergabe dabei zu sein", sagte Obergföll und ergänzte schmunzelnd: "Die hat echt Potenzial, die Maus."

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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