Samuel Wanjiru - Der Erlöser
Mit gerade mal 21 Jahren erlöste Samuel Wanjiru bei den Olympischen Spielen ein ganzes Land. Für die Laufnation Kenia gewann er in Peking (China) die langersehnte erste Goldmedaille im Marathonlauf. Gleichzeitig hat der in Japan lebende Samuel Wanjiru bewiesen, dass er der nächste Marathon-Star werden und in die Fußstapfen des Äthiopiers Haile Gebrselassie treten kann.
Gerade einmal neun Monate vor seinem Olympiasieg hatte Samuel Wanjiru seinen Einstand auf den 42,195 Kilometern gegeben. Im japanischen Fukuoka lief er 2:06:39 Stunden, das bis heute zweitschnellste Marathon-Debüt aller Zeiten. Dass er im Marathon seine Erfolge suchen würde, stand für den 1,63 Meter großen Läufer bereits sehr früh fest.Denn in jungen Jahren dachte er, dass ihm für Bahnrennen die Schnelligkeit fehlen würde und er wollte so schnell wie möglich nur Marathon laufen. Den Gegenbeweis trat er allerdings spätestens 2005 an, als er beim Golden League-Meeting im belgischen Brüssel einen Junioren-Weltrekord über 10.000 Meter (26:41,75 min) erzielte. Wenig später stellte er in Rotterdam (Niederlande) seinen ersten Weltrekord im Halbmarathon (59:16 min) auf. „Jetzt würde ich gerne unter 59 Minuten laufen“, verkündete er im Anschluss.
Weltrekord zurück erobert
Doch dazu musste er sich ein wenig gedulden: 2006 verlief relativ erfolglos für den jungen Kenianer und Haile Gebrselassie entriss ihm die Halbmarathon-Bestmarke (58:55 min). Im Februar 2007 holte sich Samuel Wanjiru den Rekord in Ra’s al-Chaima (Vereinigte Arabische Emirate) zurück (58:53 min), eine Anerkennung blieb ihm jedoch verweigert, da kein Epo-Test vorlag.
Nur einen Monat später konnte er sich schließlich doch ganz offiziell seinen zweiten Weltrekord über 21,1 Kilometer erkämpfen. Im niederländischen Den Haag überquerte er nach 58:33 Minuten die Ziellinie.
Harte Winter in Japan
Im Schlepptau von Samuel Wanjiru findet man immer seinen japanischen Trainer Koichi Morishita, der 1992 in Barcelona (Spanien) Olympiasilber im Marathon gewann. Seit dem Frühjahr 2002 trainiert der Kenianer in Japan. Davor hatte er sich in seinem Heimatland gerade einmal mit einer halben Stunde Training pro Tag der Lauferei gewidmet. Dennoch gelang es ihm, sich bei einem Crosslauf für ein Stipendium an einer japanischen High School zu empfehlen.
Der Weg führte ihn nach Sendai, eine Millionenstadt rund 350 Kilometer nördlich von Tokio. „Das härteste am Leben in Sendai waren die Winter“, erinnert sich Samuel Wanjiru. Ansonsten aber lebte er sich schnell ein, nach einem Jahr sprach er bereits fließend Japanisch. Nach seinem Schulabschluss landete er bei seinem heutigen Trainer Koichi Morishita, der große Stücke auf seinen Schützling hält. „Sam ist ein echt professioneller Läufer“, lobt der Coach, dem Platzierungen wichtiger sind als Zeiten.
Siege wichtiger als Zeiten
„Er kann sicherlich einen Weltrekord im Marathon laufen, aber ich ziehe Siege schnellen Zeiten vor.“ Vor den Olympischen Spielen wählten die beiden den London-Marathon, um sich für das kenianische Team zu qualifizieren. Und das mit durchschlagendem Erfolg. Zwar musste sich Samuel Wanjiru an der Themse seinem Landsmann Martin Lel geschlagen geben, doch in 2:05:24 Stunden gelang ihm nicht nur eine Bestätigung der Leistung von Fukuoka, sondern er lief auch auf Platz fünf der ewigen Welt-Bestenliste.
In Peking lieferte Samuel Wanjiru dann sein Meisterstück ab. Bei Kilometer 37 setzte er sich von seinen Verfolgern ab und stellte im Ziel in 2:06:32 Stunden einen neuen Olympischen Rekord auf. Der Dank richtete sich im Anschluss an seine Wahlheimat Japan. „Es war die Geduld, die ich in Japan gelernt habe. Ich war heute in der Lage, mich während des Rennens zu kontrollieren. Ich will meinem Trainer Koichi Morishita danken.“
Eine Ankündigung für nächstes Jahr ließ Samuel Wanjiru auch gleich folgen: „Ich will unter 2:04 Stunden laufen.“ Damit könnte er den Berliner Weltrekord von Haile Gebrselassie (2:03:59 h) auslöschen und zumindest im Marathon-Bereich die Fußstapfen des Äthiopiers endgültig ausfüllen.