Sara Gambetta - Ein Jahr auf der Überholspur
„Was? Das hätte ich nie gedacht“, war Sara Gambettas erste Reaktion, als sie von ihrem Sieg bei der Wahl zur „Nachwuchsleichtathletin des Jahres“ erfuhr. Die Reaktion der 17-Jährigen von der LG Eintracht Frankfurt unterstreicht nicht nur den Respekt, den sie den anderen Athletinnen entgegenbringt, die für die Wahl nominiert waren. Es zeigt auch, dass die Gymnasiastin noch immer etwas überrascht ist von dem, was sie selbst im vergangenen Jahr - einem Jahr auf der Überholspur - geleistet hat.
„Bombastisch und überraschend“, bezeichnet Sara Gambetta ihr Jahr 2010 und sagt aber auch: „Manchmal hatte ich das Gefühl, es geht alles zu schnell.“ Mit einer Bestleistung von 5.076 Punkten und als Dritte der Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in der B-Jugend beendete sie das Jahr 2009. Zwölf Monate später hat sie ihre Bestleistung um knapp 800 Punkte auf 5.854 Zähler gesteigert, ist U20-WM-Zweite und gewinnt bei der Jugend-DM Gold im Hochsprung und Silber im Weitsprung der B-Jugend.Auch wenn sie offensichtlich eine gute Springerin ist: Abheben, das kommt für die gebürtige Nordhessin trotzdem nicht in Frage. Ihre Ziele für 2011 formuliert sie realistisch und zurückhaltend: „Noch einmal so eine Steigerung wäre utopisch. Ich hoffe vor allem, dass ich meine Leistungen aus 2010 wiederholen und stabilisieren kann. Vielleicht kann ich auch 5.900 Punkte anstreben.“ Sara Gambetta weiß: Erfolge in der Jugend sind schön, aber was wirklich zählt, sind Leistungen bei den Erwachsenen. „Ich will meinen Höhepunkt nicht schon mit 17 Jahren feiern“, sagt sie deshalb. „Das sind für mich jetzt erst die ersten Sprossen auf der Leiter.“
Zweifel vor der neuen Saison
Dass Erfolg nicht immer nur beflügelt, merkt die 1,83 Meter große Athletin gerade. „Ich mache mir nach dem erfolgreichen Jahr selbst Druck. Ich zweifle ein bisschen und habe manchmal Angst, dass ich in der nächsten Saison die Leistungen nicht wiederholen kann“, gibt sie zu. Aber auch wenn sie Bedenken hat - die Motivation und Freude, die sie aus dem vergangenen Jahr zieht, überwiegen bei weitem. „Es ist faszinierend und cool, da jetzt mittendrin zu sein. Ich habe immer davon geträumt, im Nationaltrikot zu starten, und jetzt habe ich es geschafft.“
Auch 2011 will Sara Gambetta, die die ehemalige schwedische Siebenkämpferin Carolina Klüft für ihre Leistungen, Souveränität und Bodenständigkeit bewundert, bei der U20-EM wieder das schwarz-rot-goldene Top überstreifen. „Ich hoffe natürlich, dass ich dort wieder unter den ersten Drei mitmischen kann. Aber es wird nicht einfacher, denn die Gegnerinnen werden wieder hauptsächlich die gleichen sein“, weiß sie.
Das unbeschreibliche Gefühl wieder erleben
Für dieses Ziel arbeitet sie bereits jetzt hart. Zwar bestreitet sie eine Hallensaison und geht auch bei den Deutschen Hallen-Mehrkampf-Meisterschaften an den Start, „aber die bestreite ich mehr aus dem Training und um zu sehen, wo ich stehe“. Wenn es im Sommer um die Qualifikation für die U20-EM geht, will Sara Gambetta topfit sein. Wenn es im Training mal nicht so läuft, denkt sie gern an die U20-WM zurück. „Vor allem an die gemeinsame Ehrenrunde, wie wir uns alle in den Armen lagen und an die Siegerehrung. Das will ich wieder erleben.“
Dafür hat sie in den vergangenen Monaten ihr Umfeld professionalisiert. Vom 450-Einwohner-Örtchen Rimbach bei Schlitz in Nordhessen ist sie nach Frankfurt ins Sportinternat gezogen und geht auf die Carl-von-Weinberg-Schule, eine Eliteschule des Sports. Von der TSG Schlitz wechselte sie zur LG Eintracht Frankfurt.
Unterstützung von Familie und Heimatdorf
„Vorher musste ich 30 Kilometer nach Fulda zur Schule fahren, war erst abends im Training, und im Winter konnten wir nur dreimal in der Woche in einer Mehrzweckhalle trainieren“, blickt Sara Gambetta zurück. Heute kann sie bereits morgens trainieren, bevor sie zur dritten Stunde in die Schule geht. Im Sommer sind es von dort nur fünf Minuten mit dem Rad zum Trainingsstadion.
Trainiert wird sie nach wie vor von ihrem Vater Carlos - selbst ein ehemaliger Zehnkämpfer - der in Frankfurt arbeitet und sich so weiter um seine Tochter kümmern kann. Am Wochenende fährt Sara Gambetta oft nach Hause und trainiert dort - acht Einheiten sind es pro Woche.
Dort bekommt sie nicht nur den Rückhalt ihrer Familie, zu der auch Mutter Cornelia und die 14 Jahre alte Schwester Hanna gehören. In Rimbach ist sie spätestens seit dem letzten Jahr bekannt wie ein bunter Hund. „Es ist schön, wie mich alle dort unterstützen“, sagt Sara Gambetta. Und auch wenn eine Steigerung wie 2010 nicht möglich ist - Sara Gambetta hat 2011 mit dieser Unterstützung weiter den Blinker für die Überholspur gesetzt.
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