Sara Gambetta - „Klick-Erlebnis“ zu Silber
Dass Sara Gambetta (TSG Schlitz) eine begabte Mehrkämpferin ist, war schon länger klar. Als 16-Jährige 5.076 Punkte zu sammeln, wie sie 2009, ist nicht ohne. Sich ein Jahr später auf 5.854 Zähler zu steigern und Silber bei der U20-WM in Moncton zu gewinnen, ist jedoch eine andere Kategorie. Die 17-Jährige krönte in Moncton (Kanada) eine unglaubliche Saison.
„Nach den Deutschen Meisterschaften vor einem Jahr hat es bei mir ‚klick‘ gemacht“, erzählte Sara Gambetta nachdem sie gerade Silber gewonnen hatte. Damals hatte sie mit 5.076 Punkten Bronze gewonnen. „Vorher bin ich einfach mitgeschwommen.“ Dreimal in der Woche stand Training an, Höhepunkt und Ziel des Jahres waren die Deutschen Meisterschaften. „Aber dann habe ich gemerkt, dass ich wirklich was erreichen kann“, blickte sie zurück.Die Anzahl der Trainingseinheiten wurde verdoppelt. Schon beim Mehrkampf-Meeting in Bernhausen im Mai steigerte sich die 1,83 Meter große Athletin in diesem Jahr auf starke 5.693 Punkte. Einen Monat später legte sie in Ratingen noch einmal zu und stellte mit 5.854 Punkten eine neue Bestleistung auf. Die Belohnung war die Nominierung für die U20-WM. „Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass ich da an den Start gehe, dem hätte ich den Vogel gezeigt“, erzählte sie lachend.
Medaille im Hinterkopf
In Moncton legte sie gleich einen famosen Start hin, führte das Feld bis nach der dritten Disziplin an. Trotzdem blieb sie noch bei Halbzeit zurückhaltend. „Mich würde auch ein vierter oder fünfter Platz mehr als zufrieden stellen“, sagte sie nach dem 200-Meter-Lauf. Allein bei dieser Veranstaltung dabei zu sein verbuchte sie schon als Erfolg. Nach dem Wettkampf aber gab sie zu: „Natürlich hat man eine Medaille schon immer im Hinterkopf, wenn man als Zweite der Meldeliste anreist.“
17 Jahre ist sie alt und hielt einem enormen Druck schon bei ihrer ersten internationalen Meisterschaft stand. Nicht nur, dass einige eine Medaille von ihr erwarteten. Auch im Wettkampf gab es die eine oder andere Hürde zu überstehen. Strömender Regen begleitete die Siebenkämpferinnen in den beiden ersten Disziplinen. Nachdem sie in der Mittagspause gerade aus der wärmenden Dusche stieg, schreckten gellend laute Sirenen die Athleten auf.
Keine Langeweile
„Ich habe einfach irgendwas angezogen, teilweise auch verkehrt herum. Ich bin auf den Flur gerannt, und da kamen mir schon die ersten schreienden Kanadier entgegen“, erzählte Sara Gambetta, die einen Tag später darüber lachen konnte. Mit kurzer Hose, T-Shirt und wirren Haaren lief sie raus in den kalten Regen. Was in diesem Moment alles andere als lustig war, wird sicher auch in den nächsten Jahren noch ein Moment sein, an den man immer wieder lächelnd zurückdenkt. „Man kann jedenfalls nicht sagen, dass es eine langweilige WM war.“
Auch der zweite Wettkampftag begann alles andere als optimal. Mit einer Bestleistung von 6,41 Metern angereist, kam sie im Weitsprung in den beiden ersten Versuchen nicht über 5,87 Meter hinaus. „Ich habe mit mir selbst geredet als sei ich paranoid“, berichtete sie. Mit einem „Gewaltsprung“ steigerte sie sich letztlich im letzten Versuch noch auf starke 6,32 Meter.
Bedingungennicht optimal
Dass es für Sara Gambetta nun nicht bei diesem einen Erlebnis WM bleiben soll, steht fest. Der Sport ist innerhalb eines Jahres zu einem wichtigen Punkt in ihrem Leben geworden, es soll weiter nach oben gehen. Dafür ist Sara Gambetta auch bereit, Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen. Die Trainingsbedingungen im nordhessischen Schlitz sind alles andere als optimal. „Wir haben keine Rundbahn, nur eine 100-Meter-Bahn“, erzählte Sara Gambetta. „Da fallen Läufe schon einmal weg.“
Weil sie zudem zehn Kilometer von Schlitz entfernt wohnt, und durch die Fahrten zum Training viel Zeit verliert, will sie nun auf das Sportinternat in Frankfurt wechseln und dort bei guten Bedingungen trainieren.
Eltern bleiben Trainer
Derzeit wird die 17-Jährige von ihren Eltern Carlos und Cornelia - beides ehemalige Mehrkämpfer - trainiert, und das soll sich auch in Zukunft nicht ändern. „Mein Vater arbeitet in Frankfurt, daher lässt sich das gut kombinieren“, erzählte Sara Gambetta. „Auch wenn viele sagen, sie könnten nie mit ihren Eltern trainieren, für mich ist das absolut von Vorteil. Sie kennen mich in jeder Situation und wissen, wann es mir schlecht geht, ohne dass ich es ihnen sagen muss.“
Auch in Kanada waren Eltern und Schwester zur Unterstützung angereist. Und mit Sicherheit wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sie eine Medaille von Sara Gambetta gefeiert haben, denn bei ihr hat es „klick“ gemacht.
Mehr: Sara Gambetta erkämpft sich Silber
Die Siebenkämpferinnen auf der Ehrenrunde (Foto: Möldner)
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