Sara Gambetta startet zweite Karriere mit Kugel
Es ist so etwas wie der Beginn einer zweiten Karriere. Sara Gambetta (Hallesche Leichtathletik-Freunde) hat dem Siebenkampf endgültig den Rücken gekehrt. Die neue große Liebe der 20-Jährigen ist seit Herbst das Kugelstoßen. Ein Schritt, der sich richtig anfühlt.
„Das Kugelstoßen gibt mir wieder die nötige Lockerheit, die ich im Siebenkampf jahrelang nicht mehr gespürt habe“, sagt Sara Gambetta. Sie ist erst 20 Jahre alt und doch ist dieser Wechsel wie der Beginn eines neuen Sportlerlebens. Denn in ihren noch jungen Jahren holte die gebürtige Frankfurterin bereits mehr internationale Medaillen als manche Sportler in ihrer gesamten Karriere. Silber bei der U20-WM 2010, Silber bei der U20-EM 2011.Doch dann kamen die Verletzungen. Im Mai 2012 zog sie sich einen Bänderriss am Fuß zu, der später auch operiert werden musste. 2013 wollte sie sich im Siebenkampf für die U23-EM in Tampere (Finnland) qualifizieren. Doch beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen musste sie, auf Qualifikationskurs liegend, den Wettkampf nach Oberschenkel-Problemen im Weitsprung frühzeitig beenden.
Zu schwer für den Siebenkampf
Statt im Siebenkampf wurde sie im Kugelstoßen für die U23-Meisterschaften nominiert. Sie erreichte prompt das Finale, wurde hier Achte mit 16,21 Metern. Kurz danach stand für sie fest: Ihr sportlicher Weg liegt zukünftig im Kugelstoßen. „Ich hatte die Verletzungen einfach satt. Es war so schwer, sich immer wieder ran zu kämpfen und dann kamen doch immer wieder neue Verletzungen dazu“, sagt sie. Hinzu seien ihre eigenen Erwartungen gekommen: „Wenn du in der U20 schon recht erfolgreich warst, dann kannst du dich später über Leistungen, die 400 Punkte unter seiner Bestmarke liegen, nicht wirklich freuen.“
Ein weiterer Grund, der für den Wechsel sprach, war ihr Gewicht. „Ich bin einfach zu schwer“, sagt sie. Es sei eine ungeheuerliche Belastung gewesen, immer wieder abnehmen zu müssen. „Es klingt von außen immer so leicht, einfach ein paar Kilo abzunehmen, aber für mich war das sehr schwierig.“
Neuer Wettkampf-Rhythmus
Heute trainiert und lebt sie in Halle. „Ich habe mich gut eingelebt“, sagt Gambetta. In Halle. In der Trainingsgruppe ihres neuen Trainers René Sack um die Vize-Europameistersterin im Diskuswerfen Nadine Müller und Kugelstoß-Kollegin und EM-Vierte Josephine Terlecki (beide Hallesche Leichtathletik-Freunde). Und auch in ihrer neuen Disziplin. Obwohl manches doch eine deutliche Umstellung ist.
„Die Trainingsinhalte sind jetzt natürlich anders. Das merke ich vor allem in den Beinen, da habe ich echt noch Defizite“, sagt Sara Gambetta. Die größte Umstellung sieht sie aber in der deutlich höheren Anzahl an Wettkämpfen, die Kugelstoßerinnen im Vergleich zu Siebenkämpferinnen im Jahr absolvieren. „Da muss ich mich doch erstmal dran gewöhnen.“ Damit beginnen kann sie gleich am Samstag (18. Januar) beim Kugelstoß-Meeting in Saßnitz. Bis zu den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig (22./23. Februar) sind noch mindestens drei weiter Starts geplant.
„Ich habe meinen Frieden gefunden“
Wie weit es in diesem Jahr gehen kann, da wagt sie noch keine Prognose. „Draußen wäre es schön, wenn die 17 Meter fallen.“ Bislang steht ihre Bestleistung bei 16,36 Metern. Zum Vergleich: Als Siebenkämpferin hat sie im Jahr zuvor 14,84 Meter weit gestoßen.
Sie trauere dem Siebenkampf nicht hinterher, fühle sich vielmehr schon jetzt als Kugelstoßerin. „Das klingt jetzt vielleicht kitschig, aber ich habe meinen Frieden gefunden.“