Ralf Bartels hat die 21-Meter-Marke vor Augen
"Besser als erwartet", kommentierte Deutschlands bester Kugelstoßer Ralf Bartels im vergangenen Jahr seinen sechsten WM-Platz. Einen ähnlichen Kommentar würde er gern auch nach dem olympischen Finale am kommenden Mittwoch (18. August) abgeben können. Dort strebt der Neubrandenburger den ersten 21-Meter-Stoß seiner Karriere an.
Ralf Bartels will die 21 vor das Komma stoßen (Foto: Kiefner)
"Was man damit wird, bleibt abzuwarten", sagt der 26-Jährige. "Wichtig ist mir, an dem Tag eine Top-Leistung zu zeigen. Der Rest ergibt sich von alleine."Natürlich träume er wie wohl jeder Athlet vom Olympiasieg, erzählt Ralf Bartels. "Aber ich muss auch realistisch bleiben und darf mich nicht an den US-Amerikanern messen, sondern muss meine eigene Leistung zeigen. Das ist wichtig."
20,47 Meter im Schnitt
Stets zum Saisonhöhepunkt entfaltete er in den vergangenen beiden Jahren das eigene Leistungspotential. 2002 bei der EM in München überraschte der Sportsoldat mit dem Gewinn der Bronzemedaille, im vergangenen Jahr überzeugte er als WM-Sechster. "Mein Trainer Gerald Bergmann schafft es immer wieder, mich zum richtigen Zeitpunkt fit zu machen. Er hat ein Händchen dafür", weiß Ralf Bartels um den großen Anteil, den der Coach an seinen Erfolgen hat.
20,47 Meter ist die Durchschnittsweite, die der dreimalige Deutsche Freiluftmeister in dieser Saison bei seinen Wettkampfauftritten erzielte, rechnete Trainer Bergmann jüngst dem "Nordkurier" vor und erklärte: "Die Einschläge um die 20,50 Meter häufen sich. Irgendwann, da bin ich sicher, fällt die 21-Meter-Marke. Dann wird die Quantität in eine neue Qualität umschlagen."
Gewissheit über die Erreichbarkeit des Ziels
Auf 20,88 Meter hat sich Ralf Bartels in diesem Jahr beim Kugelstoß-Meeting Mitte Mai in Engers schon gesteigert. Damit liegt er auf Platz 16 der Weltjahresbestenliste. "Als ich am 1. August in Leverkusen wieder 20,85 Meter erzielt habe, ist bei mir die Hoffnung zur Gewissheit geworden, dass ich in diesem Jahr auch die 21 Meter noch schaffe. Am liebsten natürlich bei Olympia."
Dort genießen die Kugelstoßerinnen und Kugelstoßer ungeteilte Aufmerksamkeit, denn sie kehren als einzige an die Stätte der antiken Olympischen Spiele auf die Halbinsel Pelepones zurück und eröffnen den Reigen der Leichathletik-Wettkämpfe. "Ich finde das eine besonders schöne Idee, auf diese Weise eine Verbindung zwischen Antike und Neuzeit herzustellen", sagt Ralf Bartels. "Gerade für unsere Disziplin, die sonst nicht unbedingt im Mittelpunkt steht, ist das gut."
Der "Sauhund" gewinnt
Eine, die Ralf Bartels am kommenden Mittwoch beim Kugelstoß-Finale besonders die Daumen halten wird, ist seine Freundin Maja. Denn ihr hat er versprochen: "Wenn ich Olympiasieger werde, heirate ich dich noch in diesem Jahr." Auch wenn die Chancen auf einen Olympiasieg sehr begrenzt sind, hält Bartels-Coach Gerald Bergmann die Sensation zumindest für theoretisch möglich.
"Meist gewinnt der Sauhund, der Mann, dem alle den Buckel runterrutschen können. Anders gesagt, der nervenstärkste Athlet, der, bei dem hinterher der Streifen in der Hose am dünnsten ist", meinte er gegenüber dem "Nordkurier". Zur Unterhosenkontrolle wird der Sieger nach dem Wettkampf trotzdem nicht gebracht. Dafür aber zur Dopingkontrolle.