Schärfere Gesetze im Dopingkampf gefordert
Zum Abschluss des einwöchigen Trainingslagers in Antalya hat die Deutsche Leichtathletik-Nationalmannschaft und deren Trainer Vertreter von Politik und Wirtschaft aufgefordert, effektiver im Kampf gegen Doping vorzugehen. In der sogenannten Antalya-Erklärung werden unter anderem verschärfte gesetzliche Verbote gefordert.
Rüdiger Nickel. (Foto: Kiefner)
Rüdiger Nickel, DLV-Vizepräsident Leistungssport, sagte: "Die Leichtathletik- Nationalmannschaft hat sich in Antalya engagiert und intensiv mit den jüngsten Dopingskandalen befasst. Vehement fordert sie die Verantwortlichen auf, den Kampf gegen Leistungsmanipulation effektiver zu gestalten. Im Vordergrund steht dabei die Forderung, dass an internationalen Meisterschaften und den Olympischen Spielen nur derjenige teilnehmen darf, der mindestens drei unangemeldete internationale Trainingskontrollen nachweisen kann und dass nach wie vor vorhandene Manipulationsinseln' verschwinden."Auch der Bundesinnenminister ist Adressat
DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop begrüßte den Appell und sagte: "Ich würde mir wünschen, dass der Gesetzgeber den Appell der Sportler ernst nimmt und handelt." Die Antalya-Erklärung wird an Bundesinnenminister Otto Schily und an die Fraktionen des Deutschen Bundestages gesandt.
Die Antalya-Erklärung der deutschen Leichtathletik-Olympiakandidaten
1) In Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2004 in Athen im gemeinsamen Trainingslager in Antalya/Türkei appelliert die Nationalmannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes an die gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch Verantwortlichen, alles zu unternehmen, damit in Deutschland keine Verhältnisse eintreten können, wie sie im Zusammenhang mit der Aufdeckung des THG- oder Modafinil-Skandals in den USA um die Firma "balco" bekannt geworden sind.
2) Die DLV-Athleten und -Trainer verabscheuen die bekannt gewordenen Praktiken von Athleten und ihres leistungssportlichen Umfeldes bei der Entwicklung, Verabreichung und Einnahme solcher Designer-Dopingmittel, sowohl aus leistungssportlicher als auch aus sport-, allgemein-ethischer, gesundheitlicher und pädagogischer Sicht als Leistungssport-Vorbilder für Kinder und Jugendliche.
3) Um dies für Deutschland zu verhindern, ist es notwendig, frühzeitig Maßnahmen einzuleiten, die zu einer Verschärfung des Dopingrechts in Deutschland und damit zu einer Anpassung an die jüngst zutage getretenen Manipulationsmethoden führen.
4) Bislang ist es nicht verboten, Dopingsubstanzen, die allein zu Zwecken der unerlaubten Leistungsmanipulation im Hochleistungssport dienen, herzustellen oder einzuführen. Dadurch sind Tor, Tür und Grenzen geöffnet, die Manipulationen auch bei uns ermöglichen, wie sie in den USA bei THG und Modafinil publik geworden sind.
5) Darüber hinaus muss es durch gesetzliche Verbote erreicht werden, dass nie wieder in Deutschland zu Dopingzwecken geforscht und getestet wird.
6) Mit der Industrie muss schließlich ein Konsens hergestellt werden, der jegliche Mitwirkung der Pharmaindustrie im Bereich des Dopings ächtet.
Antalya, den 10.11.2003