Ex-Langstreckler André Pollmächer wechselt von Düsseldorf nach Gelsenkirchen und arbeitet künftig als hauptamtlicher Trainer bei Schalke 04. Der 33-Jährige, der im April seine aktive Laufbahn als Marathonläufer beendet hat, zeichnet in der Leichtathletik-Abteilung des Traditions-Klubs nicht nur für das Training der Läuferinnen und Läufer verantwortlich, sondern übernimmt auch die Leitung eines Projektes zur Sichtung und Förderung von Talenten.
André Pollmächer wird bei Schalke 04 eine hauptamtliche Stelle mit vollem Stundenumfang antreten. Der 33-Jährige, der am Freitag seine bisherigen Vertragspartner in Düsseldorf über die Veränderung informierte, kann als Trainer der Läuferinnen und Läufer des Traditionsvereins seine Erfahrungen weitergeben. Mindestens ebenso bedeutsam ist aber der zweite Schwerpunkt seines Auftrags: Als disziplinübergreifender Talentsichter soll er begabte Kinder für die Leichtathletik begeistern.
Hier ist die sogenannte „Knappenschmiede“ der Schalker Fußballer Vorbild. „Es geht darum, auf Schalke einen starken Stützpunkt zu installieren“, erklärte André Pollmächer im Gespräch mit leichtathletik.de. „Da gilt es auch organisatorische und strategische Dinge zu erledigen.“ Ehrgeiziges Ziel der 1922 gegründeten Abteilung: an längst vergangene, aber unvergessene Blütezeiten anknüpfen und wieder überregional konkurrenzfähige Athleten an den Start bringen.
Vier Olympioniken ausgebildet
Vier Olympia-Teilnehmer holten sich bei den Königsblauen das Rüstzeug für ihre großen Erfolge: die mehrfache Deutsche Sprint-Meisterin Erika Pollmann (1964/65), die Deutsche Kugelstoß-Meisterin Gertrud Schäfer (1966), der Zehnkampf-Olympia-Zweite Frank Busemann (1996) und 200-Meter-Junioren-Europameister Sebastian Ernst (2003). Einst galt die Leichtathletik-Abteilung des FC Schalke 04 als eine der größten Talentschmieden in Nordrhein-Westfalen.
Dass dies bald wieder so wird, hat sich Abteilungsleiterin Simone Rochel auf die Fahnen geschrieben. Die Tochter von Schalkes Kicker-Legende Willi Koslowski, seit 15 Jahren Trainerin im Verein, war früher als Athletin selbst schnellen Fußes für den Knappen-Klub unterwegs. Größter Erfolg: DM-Bronze mit der 4x400-Meter-Staffel 1986. Die Unterstützung des Hauptvereins sei endlich wieder so, wie man es sich als Abteilungsleiterin wünsche, sagt die 53-Jährige.
Sieben Jahre Erfahrung
André Pollmächer verfügt bereits über einschlägige Erfahrungen als Trainer. Selbst noch aktiv, hatte er 2009 beim LAC Erdgas Chemnitz seinen eigenen Trainer Bernd Dießner „beerbt“. „Ein Methodiker, wie es in der Szene kaum einen anderen gibt", sagte der gebürtige Riesaer seinerzeit über seinen Lehrmeister, der ihn 2006 bei der EM in Göteborg (Schweden) über 10.000 Meter zu Platz sieben geführt hatte.
2007 wurde André Pollmächer, der seit seinem elften Lebensjahr läuft, 10.000-Meter-Europacup-Sieger. Beim WM-Marathon 2009 in Berlin schaffte er Rang 18. Doch anders als geplant war das längst noch nicht sein letztes Rennen. 2011 startete André Pollmächer ein Comeback und verlegte seine sportliche Heimat nach Düsseldorf, wo er nebenher auch als Trainer arbeitete.
Weiterhin Perspektivkader-Coach
2013 verbesserte der frühere Bundespolizist in Berlin seinen Marathon-Hausrekord auf 2:13:05 Stunden. 2014 ließ er bei der EM in Zürich (Schweiz) auf dieser Distanz Platz acht folgen. Um sich auf seine Trainertätigkeit zu konzentrieren, hängte André Pollmächer im April dieses Jahres erneut die Rennschuhe an den Nagel. Schon seit einiger Zeit betreut er im Laufbereich den Perspektivkader des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen. Diese Aufgabe will der Ausdauer-Spezialist auch weiterhin wahrnehmen.
Etliche der von ihm aufgebauten Leistungsträger wird er auch in Zukunft trainieren, darunter die Deutsche 800-Meter-Meisterin der U16 Lea Kruse. Toni Riediger, erst zu Jahresbeginn von der LG Ohra Energie nach Düsseldorf gekommen, bleibt der NRW-Landeshauptstadt indes treu. André Pollmächer betonte, er gehe nicht im Streit. „Düsseldorf hat mich mit offenen Armen aufgenommen und mir die Chance gegeben, mich als Trainer zu verwirklichen. Dafür bin ich dankbar“, so der neue Schalke-Coach.
