| 3x1.000 Meter

Schlammschlacht in Spikes: Ältester Leichtathletik-Rekord wird 50

17. Juli 1966: Mit 18-Millimeter-Spikes rennt ein Staffel-Trio die 3x1.000 Meter: Harald Norpoth, Franz-Josef Kemper und Wolf-Jochen Schulte-Hillen. Seit 50 Jahren halten die Läufer vom SC Preußen Münster den heute ältesten deutschen Leichtathletik-Rekord.
dpa/sim

Sie haben alte Tagebücher ausgegraben. Auch ein paar vergilbte Fotos tauchen wieder auf. Erinnerungen werden wach. Und just an diesem Sonntag, da treffen sich drei betagte Herren zum ersten Mal nach einem halben Jahrhundert, um ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern. Harald Norpoth, Franz-Josef Kemper und Wolf-Jochen Schulte-Hillen haben am 17. Juli 1966 in Hamm ein Stück Leichtathletik-Geschichte geschrieben: Ihr deutscher Staffelrekord über 3x1.000 Meter hat schon ein halbes Jahrhundert überdauert – die 7:01,2 Minuten sind wie in Stein gemeißelt.

"Es war ein regnerischer Sonntag, und auf der tiefen roten Aschenbahn wurde das Rennen zu einer regelrechten Schlammschlacht", sagte Schulte-Hillen der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Wir hatten deshalb alle neue Spikes mit den 18-Millimeter-Dornen dran." Der heute 71-Jährige war bei der Rekordhatz im Jahnstadion von Hamm zweiter Läufer für den SC Preußen 06 Münster. Er übernahm den Stab von Kemper, der irre 2:20,8 vorlegte, mit 20 Metern Vorsprung.

Kemper: Erst deutscher Staffelrekord, dann Weltrekord

"Wir waren damals alle in Topform. Franz-Josef ist ja zwei Monate später sogar Weltrekord über 1.000 Meter gelaufen", berichtete Schulte-Hillen. Und: "Wir wollten gewinnen und den SCC Berlin schlagen." Hat ja geklappt. Mit fast vier Sekunden Vorsprung. Kurios nur: Das Rekordrennen ging im Rahmen der Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften über die Bahn. Die Organisatoren versprachen sich von der Staffeleinlage offenbar etwas Abwechslung an einem oft langatmigen zweiten Zehnkampf-Tag.

So erlebten die rund 24.000 Zuschauer eine Sternstunde der Leichtathletik – so viele kamen sonst nur zum Fußball. "Dass dieser Staffelrekord heute noch besteht, ist eigentlich unglaublich", sagt der Münsteraner Schulte-Hillen. Aber wahr. Norpoth war damals 24, Kemper 22, Schulte-Hillen mit 21 Jahren der Jüngste. Im Schnitt lief jeder seine Strecke in 2:20,7 Minuten – die Runde unter 60 Sekunden.

"Haben immer den Kontakt gehalten"

In den 1950er und 60er Jahren, dann aber erst wieder von 1999 an kürte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) Meister in der 3x10.00-Meter-Staffel. Und immer wieder haben sich drei flotte Jungs die Zähne an dem Uralt-Rekord ausgebissen. 1999 hätte es fast geklappt: Die Staffel des SV Creaton Großengottern mit dem späteren Olympiasieger Nils Schumann verfehlte in 7:03,96 Minuten den Rekord nur um 2,76 Sekunden.

"Wir sind befreundet und haben immer den Kontakt gehalten", erzählte Schulte-Hillen, "die schöne, tolle Zeit – das hält heute noch zusammen." Das Jubiläum feiern die drei Herren natürlich in Münster – mit ihren Familien und in der Gewissheit: Von den 94 offiziell geführten deutschen Rekorden halten sie den ältesten. Sogar von einer Weltbestzeit war damals schnell die Rede, aber darauf kann die Bruderschaft am Sonntag nicht anstoßen: Der Weltverband IAAF hat offizielle Weltrekorde über 3x1.000 Meter niemals geführt.

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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