Schüler löchern die Leichtathletik-Asse
Kugelstoßerin Denise Hinrichs und Mittelstreckler Martin Bischoff, zwei Spitzenathleten des TV Wattenscheid 01, könnten genauso gut Lehrer werden. Während der Diskussionsrunde mit den Schülerinnen und Schülern der Märkischen Schule herrschte am Mittwoch im Olympiastützpunkt Bochum-Wattenscheid eine große Aufmerksamkeit, von der Pädagogen nur träumen können.
Der Leiter des Leistungskurses Sport, Dirk Blöming, war begeistert: „Die Diskussionsrunde passte exakt in unseren Gesamtplan. So haben die Schülerinnen und Schüler Hintergrundwissen aus erster Hand erhalten. Das war eine tolle Idee.“Dass hinter den Athletinnen und Athleten nicht nur Zeiten und Weiten stehen, versuchten die Schülerinnen und Schüler mit ihren Fragen herauszufinden.
Rührei oder Nutella?
Dabei erfuhren sie, dass Kugelstoßerin Denise Hinrichs vor wichtigen Wettkämpfen beim Frühstück viel Rührei, Quark und Joghurt isst, damit sie mit der entsprechenden Power den Ring betritt.
Martin Bischoff setzt dagegen mehr auf ein Vollkornbrot mit viel Nutella. Auch darf bei ihm der Kaffee nicht fehlen, damit er richtig wach wird. Allerdings versucht er, die Flüssigkeitsmenge möglichst gering zu halten, damit mit steigender Nervosität der Harndrang allzu nicht zu groß wird.
Wissen wollten die Schülerinnen und Schüler auch, wie Denise Hinrichs und Martin Bischoff Sport und Beruf bzw. Studium unter einen Hut bringen. Für Denise Hinrichs ist diese Doppelbelastung kein großes Thema, denn sie ist abgesehen von vier Wochen von der Bundespolizei freigestellt. Anders sieht die Situation bei Martin Bischoff aus, der sein Medizinstudium „streckt“, damit er seine sportlichen Ziele realisieren kann.
Hervorragende Förderer
Der Leistungssportmanager des TV Wattenscheid 01, Michael Huke, ergänzte: „Mit der Bundespolizei und der Bundeswehr haben wir hervorragende Förderer. Eventuell helfen uns noch einige Partner aus der Wirtschaft. Hier müssen wir entsprechende Hilfestellungen leisten, denn wer acht Stunden am Tag arbeitet, kann kein hartes Leistungstraining absolvieren.“
„Wie seid Ihr zum Leistungssport gekommen?“, lautete eine weitere Frage. Denise Hinrichs berichtete, dass sie auf dem Sportgymnasium Neubrandenburg „entdeckt“ wurde, weil sie besser war als die anderen. Sie wäre gerne weiter für den SC Neubrandenburg gestartet, doch kam sie mit dem dortigen Trainer nicht klar. So wechselte sie 2008 zum TV Wattenscheid 01 und hat damit, wie sie betont, eine optimale Wahl getroffen.
Martin Bischoff kam über den Stadtparklauf in Bochum, bei dem erstmalig sein Talent aufblitzte, zur Leichtathletik. Zuvor ist er geschwommen und hat Tennis und Basketball gespielt. Mit 17/18 Jahren gelang ihm dann der große Durchbruch. „Wenn man sieht, dass einem eine Sportart Spaß macht, sollte man sie auch voll durchziehen“, betonte der Deutsche Juniorenmeister über 800 Meter.
Vertrauen in die Trainer
Auf die Frage, wie man es schafft, auf den Punkt genau fit zu sein, antworteten Denise Hinrichs und Martin Bischoff unisono: „Da vertrauen wir ganz unseren Trainern, die die Planung übernehmen.“
Vor dem Wettkampf laufen für beide Wattenscheider ganz bestimmte Rituale ab. Für Denise Hinrichs ist es wichtig, dass sie den Tag zeitlich genau durchstrukturiert. Martin Bischoff versucht, vor allem seine Nervosität in den Griff zu bekommen. Nachdem er psychologische Hilfe in Anspruch genommen hat, gelingt es ihm inzwischen, wesentlich „cooler“ an den Start zu gehen.
„Wie sieht Euer Training aus?“ Denise Hinrichs berichtete, dass sie beim TV Wattenscheid 01 vornehmlich in einer kleineren Gruppe trainiert. Wenn es um technische Sachen geht, hat sie mit ihrem Coach Miroslaw Jasinski meist Einzeltraining. Martin Bischoff führt das Ein- und Auslaufen meist in einer Gruppe durch. Tempoläufe absolviert er oft alleine.
Verletzungen ignorieren
Bei der Frage „Wie geht Ihr mit Verletzungen um?“, antwortete Denise Hinrichs, dass sie kleinere Blessuren meist „ignoriert“. Anders sieht es für sie mit schweren Verletzungen, wie es im letzten Jahr ihr Kreuzbandriss war, aus. „Wenn man solch ein Pech hat, leidet meist auch die Technik darunter, und es bleibt auch oft im Kopf etwas hängen“, unterstrich Denise Hinrichs. Martin Bischoff bestätigte: „Verletzungen sind oft für den Kopf schwieriger als für den Körper. Wichtig ist, dass man von einem guten Physiotherapeuten betreut wird, damit man Verletzungen vorbeugt.“
Natürlich feiern Denise Hinrichs und Martin Bischoff auch einmal am Wochenende, aber nicht während der Wettkampfphase. Denise Hinrichs verriet, dass sie vor Wettkämpfe in geringen Maßen auch einmal Alkohol trinkt, weil sie dann besser einschlafen kann.
Auf die Getränke achten
Auch das Thema Doping wurde angesprochen. Denise Hinrichs sagte, dass sie immer auf ihre Getränke achtet, damit ihr niemand dort etwas hineinschüttet. Beim Essen in einem Restaurant hat sie keine Befürchtungen. Martin Bischoff betonte, dass er immer die Listen der NADA und WADA genau studiert, damit er nicht unnötig in Konflikt gerät.
Eine große elterliche Unterstützung ist sowohl bei Denise Hinrichs als auch Martin Bischoff gegeben. „Meine Eltern freuen sich genauso wie ich, wenn ich erfolgreich bin. Sie fiebern meinen Wettkämpfen richtig entgegen“, bemerkte Denise Hinrichs. Martin Bischoff verriet, dass seine Mutter manchmal sogar das Stadion verlässt, weil sie nicht sehen kann, wie er sich quälen muss.
Einladung zur DM
FLVW-Vize-Präsident Leichtathletik Hans Schulz, der die Fragerunde leitete, lobte bei der Verabschiedung die Schülerinnen und Schüler der Märkischen Schule für ihre interessanten Fragen und ihre große Aufmerksamkeit. Gleichzeitig lud er sie für die Deutschen Meisterschaften am 16./17. Juni in Bochum-Wattenscheid ein, wo sie Denise Hinrichs und Martin Bischoff lautstark anfeuern können.
Auch Lars Klingenberg, der für den HSC Eintracht Recklinghausen in der Handball- Jugend-Bundesliga spielt, zeigte sich nach dem Gespräch begeistert: „Es war für mich einmal interessant, etwas von Top-Leuten aus anderen Sportarten zu erfahren. Teilweise gibt es auch einige Gemeinsamkeiten. So scheinen Leichtathleten und Handballer vor wichtigen Wettkämpfen bzw. Spielen besonders nervös zu sein.“
Diskussionsrunde auf der Matte (Foto: Middel)
DM in Bochum-Wattenscheid
16./17. Juni 2012 | Tickets