Fabian Schulze – "Die 5,80 sind drin!"
Stabhochspringer Fabian Schulze klopft lautstark an das Tor zur Weltspitze an. Am Pfingstmontag wurde er beim EAA-Meeting in Prag (Tschechische Republik) Zweiter und mit 5,70 Metern erfülle er erstmals die EM-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Christian Fuchs hat für leichtathletik.de mit dem Kornwestheimer gesprochen.
Fabian Schulze ist angriffslustig (Foto: Chai)
leichtathletik.de:Fabian Schulze, in Prag konnten Sie die EM-Norm springen und ihre persönliche Freiluft-Bestleistung einstellen. Wie schätzen Sie diese Leistung ein?
Fabian Schulze:
Ich bin auf jeden Fall zufrieden. Es war zwar relativ kalt, dafür war kaum Wind. Es waren für mich in dieser Freiluftsaison das erste Mal einigermaßen gute Bedingungen. Da konnte ich gleich die 5,70 Meter überspringen. Das freut mich natürlich.
leichtathletik.de:
Sie sind erst bei 5,50 Metern als einer der Letzten eingestiegen. Sie hatten dann beim ersten Sprung Probleme. War es schwierig, in den Wettkampf zu finden?
Fabian Schulze:
Nein, es ging. Es war kein Problem, in den Wettkampf zu finden, aber es war ein ziemlich langer Wettkampf. Es hat trotzdem Spaß gemacht. Beim ersten Versuch hatte ich starken Seitenwind. Danach lief es.
leichtathletik.de:
Wie wichtig war es für Sie, sich in so einem international gut bestückten Feld zu zeigen und als Zweiter auch zu behaupten?
Fabian Schulze:
Das war sehr wichtig. Die Ukrainer, die dabei waren, sind stark. Dass ich alle Gegner außer dem Japaner Daichi Sawano geschlagen habe, macht mich schon ein bisschen stolz. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg zu den Europameisterschaften.
leichtathletik.de:
Stichwort EM. Nach und nach fallen jetzt auch die Normen bei den deutschen Stabhochspringern. Würden Sie sagen, dass die Szene jetzt allmählich in Schwung kommt?
Fabian Schulze:
Die Megaleistungen haben wir noch nicht gebracht. Es sind bis jetzt drei Leute 5,70 Meter gesprungen. Meine 5,77 Meter in Prag waren wirklich schon knapp. Vielleicht erwische ich demnächst einen Wettkampf, bei dem ich noch bessere Bedingungen habe und dann denke ich, dass die 5,80 Meter in diesem Jahr auf jeden Fall drin sind.
leichtathletik.de:
Sie sind ein Athlet, der seine Wettkämpfe sehr gezielt auszuwählen scheint und der nicht unbedingt zu den absoluten "Vielspringern" gehört. Wie sieht Ihr Plan aus?
Fabian Schulze:
Ich bin dieses Jahr für meine Verhältnisse schon relativ viel gesprungen. Da kann man nicht mehr von einem "Wenigspringer" reden. Ich werde demnächst in Köln (10. Juni), dort ist eine super Anlage, springen, dann vielleicht sogar gleich darauf in Gateshead (12. Juni), wenn es mit einem Startplatz klappt. Die Europacup-Qualifikation in Regensburg (17. Juni) ist danach ein großes Ziel von mir. Dort will ich mich durchsetzen. In Athen (3. Juli) wäre ich gerne beim Super Grand-Prix-Meeting dabei. Dafür muss man sich aber empfehlen und präsentieren, vielleicht eine 5,80 anbieten, um in das Feld zu kommen. Deshalb bin ich auch motiviert. Ich will schon jetzt in Köln hoch springen.
leichtathletik.de:
Sie sind also richtig drauf und dran, ans Tor zur Weltspitze anzuklopfen…
Fabian Schulze:
Ich denke schon. Das hat mit meinen ersten Grand-Prix-Sieg in diesem Jahr in Dakar angefangen. In Hengelo war ich vorne mit dabei. Ich bin in diesem Jahr bereits konstant 5,60 Meter gesprungen. Ich glaube auch, dass ich das ein oder andere große Meeting gewinnen kann.
leichtathletik.de:
Ihre Ansage mit einer erfolgreichen EM- und Europacup-Qualifikation sowie Siegen bei großen Meetings hört sich nach viel Selbstvertrauen, aber vor allem einem großen Schritt an, den Sie nach vorne gemacht haben…
Fabian Schulze:
Ich bin im Vergleich zum letzten Jahr viel konstanter geworden. Das kann man schon jetzt sagen. Meine 5,75 Meter aus der Hallensaison sind zwar noch nicht gefallen, aber wir sind auf einem guten Weg. Man muss sich einfach Ziele stecken. So unrealistisch ist es auch gar nicht.