Sebastian Bayer - Aus dem Tal an die Spitze?
Mit seinen in Chemnitz erzielten 8,17 Metern hat sich der Bremer Weitspringer Sebastian Bayer als einer der Favoriten auf den Sieg bei den Hallen-Europameisterschaften in Turin (Italien) positioniert. Dabei sah vor vier Jahren alles noch ganz anders aus: Nach einer schweren Fuß-Verletzung betrachteten die Ärzte seine Karriere schon als beendet.
Bei den U20-Europameisterschaften 2005 war er über das Absprung-Brett gerutscht. „Irgendwann hatte die Spikes-Platte dann doch wieder Halt“, erzählt der 22-Jährige. Das Resultat: ein dreifacher Mittelfußbruch, ein angerissenes und ein ausgerissenes Band im Fuß.„Aber ich habe nie daran gedacht aufzuhören“, blickt der gebürtige Aachener zurück, gibt aber zu: „Die Ärzte, glaube ich, schon.“ Leistungssport sahen diese für ihn damals als Wunder an. „Aber ich konnte so schnell wieder auftreten und gehen“, beschreibt Sebastian Bayer die raschen Fortschritte. Platten, die bei der Operation seines Fußes eingesetzt worden waren und eigentlich mindestens ein Jahr den Fuß stabilisieren sollten, ließ er sich nach einem halben Jahr entfernen, weil „es mit ihnen im Training nicht so lief, wie ich das wollte.“
Technik umgestellt
Heute denkt der Sportsoldat beim Springen nicht mehr an den schweren Unfall, das war aber nicht immer so. Nicht zuletzt eine Umstellung seiner Technik hat ihm aber wieder mehr Sicherheit beim Absprung gegeben. Hatte er früher mit „normaler Hangtechnik“ oft noch beim Absprung sehr gestemmt, macht er dies heute mit seiner „eigenen Schritt-Hang-Technik“ nicht mehr. „Dabei kann ich sauberer beim Absprung arbeiten und komme nur noch selten auf der Ferse auf.“
Dass diese ihm eigene Technik Erfolg bringt, haben nicht zuletzt zwei Sprünge auf 8,13 Meter bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig und eine weitere Steigerung auf 8,17 Meter in Chemnitz gezeigt. Er selbst ist davon wenig überrascht und bezeichnet die Steigerung als „normale Weiterentwicklung“, nachdem er im vergangenen Sommer bereits 8,15 Meter weit geflogen war.
Mehr Zeit durch Umzug
Für mehr Ruhe und Konzentration hat zuletzt auch sein Umzug von Leverkusen nach Bremen zu Freundin und Hürdensprinterin Carolin Nytra gesorgt. Stress auf der Autobahn bei den Fahrten zwischen Bremen und Leverkusen entfällt jetzt. Kleine Unstimmigkeiten gibt es höchstens, wenn er sandig vom Training nach Hause kommt, „und dann gesaugt werden muss“, erzählt er schmunzelnd.
In Turin will er „erst einmal die Quali gut überstehen“ und danach schauen, ob er im Finale eventuell „für eine Überraschung sorgen“ kann. In die Runde der letzten Acht wollen auch der Leverkusener Nils Winter und Christoph Stolz aus Wolfsburg. „Auch wenn wir natürlich Konkurrenten sind und ich mich in der Bestenliste lieber vor den beiden sehe, verstehen wir uns gut“, sagt Sebastian Bayer. Auch wenn dies schon anders war.
Unstimmigkeiten ausgeräumt
Nachdem er und nicht Nils Winter für die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr nominiert worden war, habe es kleine Unstimmigkeiten zwischen ihnen gegeben. „Ich konnte ihn gut verstehen und wir haben uns ausgesprochen. Die Sache ist heute vergessen.“
Vielleicht kann sich das Trio auch in Turin wieder wie bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften zu Höchstleistungen pushen. Sollte der Deutsche Hallenmeister Sebastian Bayer dann wieder ganz oben auf dem Siegerpodest stehen, wird es sicherlich auch keinen Ärger wegen eines versandeten Zimmers geben...
Die Weitsprung-Qualifikation der Männer findet am Samstag um 9:40 Uhr, das Finale am Sonntag um 16:45 Uhr statt.