Sebastian Bayer - „Aus dem Tief raus“
Wenn manche am wenigsten mit ihm rechnen, ist Sebastian Bayer am stärksten. Auch am Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm war das so, als der Bremer Weitspringer, der vorher noch nicht so recht in die WM-Saison gefunden hatte, mit 8,49 Metern auf Platz zwei der ewigen deutschen Freiluft-Bestenliste flog. Was der Hallen-Europameister nach dem Wettkampf im Gespräch mit den Journalisten sagte, lesen Sie jetzt!
Sebastian Bayer, 8,49 Meter, so weit wie in Ulm sind Sie zumindest im Freien noch nie gesprungen. Wie hat sich der Sprung angefühlt?Sebastian Bayer:
Ich habe gemerkt, dass er weiter ist als mein erster Sprung des Wettkampfs (Anm. 8,14 m). Ich habe gespürt, dass ich ein wenig schneller bin. Sonst habe ich aber nicht gemerkt, dass der Sprung so weit ist.
Was bedeutet diese Leistung im Moment?
Sebastian Bayer:
Ich bin endlich aus dem Krankheitstief raus und jetzt geht es weiter.
Sie haben am Samstag insgesamt drei Versuche ausgelassen. Was waren die Gründe dafür?
Sebastian Bayer:
Die 8,14 Meter im ersten Versuch waren ein Sicherheitssprung. Ich wusste dann, dass es über die Norm geht, wenn ich einen Sprung einigermaßen treffe. Deshalb ist man schon etwas entspannter. Der Wettkampf dauerte mit den vielen Teilnehmern dann auch sehr lange. Das war das Eine. Zweitens hatte ich im Mai nicht unbedingt die beste Vorbereitung. Ich hatte auch leichte Fußprobleme. Um nichts zu riskieren, dachte ich mir, nach den 8,14 Metern kann man auch einmal einen Versuch auslassen.
Es haben nur noch fünf Zentimeter zum deutschen Rekord gefehlt. Schürt das Erwartungen für die WM im August in Berlin?
Sebastian Bayer:
Diese fünf Zentimeter hebe ich mir für einen späteren Wettkampf auf. Welcher Wettkampf das sein kann, lasse ich aber offen. Bis zur WM sind es noch eineinhalb Monate mit viel Training. Ich habe die Erwartung, dort einen guten Wettkampf zu machen.
Was muss man bei der WM bringen, um zu gewinnen?
Sebastian Bayer:
8,60 Meter aufwärts.
Wie groß war die Last vor diesen Deutschen Meisterschaften?
Sebastian Bayer:
Vor der Saison hätte ich noch gesagt, dass die Last nicht so groß ist. Durch die Verletzungen und Krankheiten im Vorfeld wurde es dann doch eine Last.
Ihre Freundin Carolin Nytra ist unmittelbar vor Ihrem großen Satz in Ulm zu Titel und Norm über 100 Meter Hürden gelaufen. Wie sehr hat Sie das beflügelt?
Sebastian Bayer:
Schon sehr. Es war Caro, die zwanzig Zentimeter gebracht hat. Unser Weitsprung wurde für ihren Lauf unterbrochen. Ich habe mich über ihren Erfolg natürlich sehr gefreut und habe mir dann gesagt: So, jetzt bin ich dran! Wir wollen immer zusammen alles erreichen. Unser Ziel war eben, zusammen nach Berlin zu fahren. Das hat jetzt geklappt. Manchmal ist die Situation schon nicht ganz einfach, aber wir kriegen das eigentlich schon ganz gut hin. Ich glaube, dass wir uns gegenseitig beflügeln und dass uns das hilft. Ich habe durch Caro viel gelernt und Caro auch durch mich.
Seid Ihr gerne dieses Traumpaar der deutschen Leichtathletik?
Sebastian Bayer:
Eigentlich ist mir das völlig egal. Ich bin gerne mit Caro zusammen. Das macht mich glücklich. Wenn dann Presse und Fernsehen sagen, wir sind das Traumpaar der deutschen Leichtathletik, dann ist das okay.
In der letzten Woche hatten Sie mit einer Äußerung eben in den Medien zu den WM-Normen auch öffentlich etwas Frust abgelassen, oder?
Sebastian Bayer:
Ich habe eigentlich keinen Frust abgelassen. Das ist mehr aufgebauscht worden, als es in Wirklichkeit war.
Würden Sie sich trotzdem noch einmal so äußern?
Sebastian Bayer:
Das war noch nicht einmal eine Kritik, sondern für mich war es ein Verbesserungsvorschlag. Ich habe gesagt, dass uns eine Norm unter Druck setzt und unsere Bundestrainer davon wissen, dass wir in meinem und Caros Fall Rückschläge hatten, die mit Antibiotika behandelt werden mussten. Deshalb hatte ich da auf positiveres Feedback gehofft. Man weiß, dass wir das Potenzial haben, die Norm zu schaffen und eben bei der WM fit zu sein. Ich trainiere mit ein paar Holländern zusammen, bei denen der Verband sagt: Macht euren Wettkampf, guckt, dass ihr in Form seid, und wir vertrauen euch und euren Trainern. Das machen sie bei ein paar Ausnahmeathleten. Wie gesagt: Es war aber keine Kritik und ich habe auch keinen Streit mit dem DLV. Ich habe wöchentlich zwei-, dreimal Kontakt zu meinem Bundestrainer und jetzt auch mit Jürgen Mallow (Anm. Sportdirektor) telefoniert. Wir verstehen uns super.
Es war auch zu lesen, dass Sie PR-Termine für das DFB-Pokalfinale und „Wetten dass..?“ abgesagt hatten. Was waren die Gründe dafür?
Sebastian Bayer:
Das Pokalfinale war einen Tag vor Hengelo, wo ich hätte springen wollen, wenn ich keine Mittelohrentzündung gehabt hätte. Das fiel weg, weil der Sport im Vordergrund steht. „Wetten dass..?“ war genauso einen Tag vor dem ISTAF in Berlin. Das waren beides Termine, die man nicht wahrnehmen kann, wenn man Sport professionell betreiben will.
Wie sehr stört Sie denn überhaupt der Trubel, der mit der Hallen-EM eingesetzt hat?
Sebastian Bayer:
Es stört überhaupt nicht, weil eben alles über mein Management geht. Ich bespreche jede Anfrage mit meiner Managerin. Das geschieht auf meinen Wunsch, weil ich den Sport in den Vordergrund stelle und eben nicht, von Termin zu Termin zu hechten.