Sebastian Bayer einfach nur glücklich
Der Leverkusener Sebastian Bayer sprang am Samstagnachmittag in Ulm überraschend zum deutschen Weitsprung-Titel. Dieser Streich erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt, dass der 20-Jährige vor einem Jahr noch einen schweren Mittelfußbruch erlitten hatte und eine schwere Zeit durchmachte.
Sebastian Bayer sprang zum Sieg (Foto: Gantenberg)
Dramatisch war es damals. Die Verletzung zog er sich im Wettkampf bei der U20-Europameisterschaft in Kaunas (Litauen) zu, wo er auf Platz zwei gesprungen war. Doch statt auf's Siegespodest zu klettern, wurde er ins Krankenhaus gebracht. Wenige Tage später folgte in Deutschland die Operation, Platten wurden eingesetzt.Im Donaustadion holte er nun vieles nach. Sebastian Bayer stand ganz oben, konnte die Ehrung genießen und zahlreiche Gratulationen entgegen nehmen. "Ich bin einfach glücklich", versuchte er in wenigen Worten zu erklären, was in diesem Moment in ihm vorging.
Langer Weg
Hinter dem Nachwuchsathleten lag bis zu diesem Augenblick ein langer Weg, der viel Geduld erforderte. Noch im Krankenhaus war nach dem Eingriff im letzten Sommer Sebastian Bayer klar, dass er wieder zurückkehren und dem Weitsprung treu bleiben wolle, auch wenn Zweifel eine Rolle gespielt hätten. "Es war schwer und viel ungewiss", erinnerte er sich.
Doch er fand in seinem Umfeld in der schweren Zeit viel Unterstützung. Die Trainer Joachim Schulz und Hansjörg Thomaskamp standen ihm zur Seite, der Deutsche Leichtathletik-Verband ermöglichte ihm einen Kuraufenthalt und bei seinem Verein, dem TSV Bayer 04 Leverkusen, bekam er beim Physiotherapeuten Frank Zander die nötige Pflege. "Alle haben versucht mir zu helfen. Ich kann allen nur danken", erklärte Sebastian Bayer, der in der Zeit neben dem Training, das möglich war, tagtäglich eineinhalb Stunden rein für die Physiotherapie investierte.
Wenig Zeit gelassen
Er wurde dafür belohnt. Bereits nach einem halben Jahr konnten die Platten aus dem Fuß entfernt werden ("Ich habe mir wenig Zeit gelassen"), der Blick richtete sich voraus. Im Frühjahr bestritt Sebastian Bayer wieder vollwertige Trainingseinheiten, doch sein ursprünglich schon für Anfang Juni geplanter Wiedereinstieg in Weitsprung musste wegen einer Fersenprellung verschoben werden.
Erst vor einer Woche war es beim Weitsprung-Meeting in Bad Langensalza soweit. Bereits dort sprang der Youngster mit 7,89 Metern als bei dieser Vorgeschichte sensationellem Saisoneinstieg eine neue persönliche Bestleistung, auf die er nun in Ulm noch sechs Zentimeter draufpackte. "Auf eine solche Weite habe ich gehofft, aber ich dachte, dass die anderen mitspringen", zeigte sich Sebastian Bayer von seinem Titelgewinn bei der starken Konkurrenz um Nils Winter (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Oliver Koenig (LAZ Leipzig) selbst überrascht.
Er hat es geschafft, in nur zwei Wettkämpfen in der deutschen Weitsprung-Szene frische Akzente zu setzen. Bei der Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit, die er in den letzten Monaten an den Tag gelegt hat, werden es nicht die letzten gewesen sein.