Sebastian Coe bereit für neue Ämter
Erst setzte Sebastian Coe auf den Sport und wurde als Leichtathlet zweimal Olympiasieger. Dann ging er in die Politik, sein Aufstieg wurde nur durch den Absturz der Konservativen gebremst. Nun startet der 55 Jahre alte Olympiamacher von London (Großbritannien) in der Sportpolitik die dritte Karriere.
Steiler Aufstieg - und kein Ende in Sicht: Sebastian Coe wird als gefeierter Chef des Organisationskomitees LOCOG nach den Erfolgen von Olympia und Paralympics in London als Kandidat für höchste Ämter im Weltsport gehandelt. Im November soll er zunächst Chef der British Olympic Association (BOA) werden, spätestens 2015 dann Lamine Diack als Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF ablösen.Der Weg, den der Sohn einer Halb-Inderin und eines Briten mit irischen, walisischen und jüdischen Wurzeln ging, scheint fast logisch: Die erste Karriere hatte der Leichtathletik-Star mit acht Weltrekorden und zweimal Olympia-Gold über 1.500 Meter gekrönt. Die Laufbahn in der Politik endete für den auf Lebenszeit mit einem Sitz im britischen Oberhaus ausgestatteten Baron Coe of Ranmore 1997 vorerst mit der Wahl-Pleite der Konservativen. Nach Sport und Politik nun also Sportpolitik.
Gefragt worden
Schon während Olympia hatte Sebastian Coe angekündigt, er wolle künftig hart dafür arbeiten, damit das neue Hoch des britischen Sports (29 Siege bei Olympia, dann 34 bei den Paralympics) durch Förderprogramme in die Zukunft gerettet wird.
Mit der Ankündigung von Colin Moynihan, er wolle im November seine Position als Chef der BOA räumen, hat der Ende September 56 Jahre alt werdende Sebastian Coe im Falle seiner Wahl künftig alle Macht in der Hand. "Ich will nicht mutmaßen, aber ich wurde gefragt und habe darüber nachgedacht. Ich bin dem britischen Olympia-Komitee zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet", sagte Sebastian Coe nach der Athletenparade am Montag dem Daily Telegraph.
Durchgangsstation?
Was aussieht wie eine Lebensaufgabe, ist für den Karrieremann wohl eher Durchgangsstation, denn der smarte Brite mit dem starken Drive nach oben will eindeutig mehr. "Sebastian wäre ein herausragender IAAF-Präsident, er hat das jetzt noch einmal unter Beweis gestellt. Wenn jemand noch Zweifel hatte, sollten die nach diesen Spielen weg sein", hatte Thomas Bach im August beim Olympia-Finale als Gast der ARD gesagt.
Man stelle sich einmal vor, Sebastian Coe hätte vor 20 Jahren nicht den Ausflug in die Politik gewagt, sondern auf eine Karriere im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gesetzt. Es gehört nicht viel Fantasie zu der Behauptung, dass der ehrgeizige Brite heute neben IOC-Vize Thomas Bach als heißer Kandidat für die Nachfolge von Jacques Rogge gelten könnte, der im September 2013 als IOC-Präsident Abschied nehmen wird.
Kein Rivale von Thomas Bach
Doch Sebastian Coe, der vor gut 30 Jahren zusammen mit Thomas Bach als Vorkämpfer für Athletenrechte im IOC stritt, hat sich damals anders entschieden. Ins IOC ist er noch immer nicht zurückgekehrt. Dies würde sich spätestens 2015 im Falle einer Wahl des derzeitigen IAAF-Vize zum IAAF-Präsidenten ändern. Oder dann, wenn wie jetzt BOA-Präsident Colin Moynihan ein britischer Landsmann den Platz für ihn räumt.
Als Rivale von Thomas Bach im IOC wird Sebastian Coe also so schnell nicht auftreten. Darum fiel es ihm beim Olympia-Finale in London auch leicht, dem Deutschen die Komplimente für seine erfolgreiche Arbeit im LOCOG zurückzugeben: "Thomas wäre ein sehr guter Präsident. Er hat die Fähigkeiten, das intellektuelle Potenzial und das nötige Herzblut. Aber das ist auch ein heißbegehrter Job."
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)