Kerron Clement sieht sich eher als Hürdenläufer
Seit dem vergangenen Wochenende ist Kerron Clement der Leichtathletik-Welt ein Begriff. Mit einem neuen Hallen-Weltrekord über 400 Meter (44,57 sec; wir berichteten) preschte der 19-Jährige bei den College-Meisterschaften in Fayetteville (USA) ins Rampenlicht. Die Schlagzeilen gehörten ihm in Europa aber fast mehr als in den Vereinigten Staaten.
Kerron Clement zieht die 400 Meter Hürden der Flachstrecke vor (Foto: Möldner)
Denn dort spielte zumindest in der College-Szene der Hallen-Weltrekord nur eine untergeordnete Rolle. Der Dachverband NCAA titelte auf der eigenen Website lediglich "Tennessee, Arkansas Win Team Titles". Kein Wort und erst recht kein Bild von Kerron Clement. Immerhin auf der Internetseite seiner University Of Florida fand er Erwähnung ("Clement Wins Commissioner's Trophy"; Anm: eine Einzelauszeichnung), aber seine Bestzeit wurde auch hier der Teamleistung untergeordnet. Der von weiten Teilen seiner College-Mannschaft eher enttäuschte Trainer Mike Holloway lobte allerdings seinen Parade-Schützling: "Was er geleistet hat, war beeindruckend. Er hat Teamgeist und er ist ein Siegertyp."
"Kann noch an mir arbeiten"
Daran hat nun kaum mehr jemand Zweifel. Kerron Clement selbst lief am Wochenende in Fayetteville fünf Rennen. Zweimal 200 Meter, zweimal 400 Meter und seinen Teilabschnitt mit der 4x400-Meter-Staffel, in der er ruhig austrudeln ließ. "Ich habe mich nicht sehr müde gefühlt. Ich wollte einfach dem Team helfen. Die 400 Meter waren großartig und liefen sehr rund. Ich kann aber immer noch an mir arbeiten", analysierte er seinen Auftritt in Arkansas.
Trotz des jüngsten Husarenstücks über 400 Meter will der Junioren-Weltmeister aber vor allem seiner Paradestrecke, den 400 Meter Hürden, treu bleiben. Bereits vor den College-Meisterschaften hatte er seinem Trainer erklärt: "Ich bin ein Hürdenläufer, ich mag die 400 Meter, aber ich liebe die Hürden." Deshalb sieht der momentane Plan auch vor, dass Kerron Clement, der sich selbst Bodenständigkeit attestiert, im Sommer verstärkt die 400 Meter Hürden bestreiten wird.
Clyde Hart abgesagt
Der in Port Of Spain (Trinidad & Tobago) geborene Youngster ist in Florida bei Mike Holloway offensichtlich gut aufgehoben. Dieses Duo arbeitet intensiv an den Feinheiten. "Wenn ich ihm etwas erkläre, hört er zu und versucht dann gleich, das umzusetzen", erzählte der Coach, dem Kerron Clement einen großen Vertrauensbonus gewährte.
Denn der 1,88-Meter-Brocken zog ihn dem namhaften US-Trainer Clyde Hart vor. Clyde Hart ist nicht nur der Macher des 400-Meter-Olympiasiegers Jeremy Warriner, sondern war auch der Mentor von Michael Johnson. Just jenem unvergessenen Superstar der US-Leichtathletik, dem Kerron Clement nun den Hallen-Weltrekord abjagte.