Sebastian Ernst in Chemnitz vor Tobias Unger
Die zehnte Auflage des Chemnitzer Hallen-Meetings nutzte am Freitagabend der Großteil der deutschen Top-Athleten als letzten Formtest auf dem Weg zur Hallen-EM in Madrid (4. bis 6. März). Garanten für die besten Ergebnisse waren dabei zum Veranstaltungsjubiläum vor 2.000 Zuschauern im Sportforum vor allem die Sprinter.
Sebastian Ernst überzeugte auf den 200 Metern (Foto: Kiefner)
Für ein international wertvolles Ergebnis sorgte im 60-Meter-Finale mit der viertschnellsten Zeit dieses Winters der Nigerianer Olusoji Fasuba. Der erst 20-Jährige hängte nicht nur den Polen Lukasz Chyla (6,56 sec) und den britischen Hallen-Weltmeister Jason Gardener, der in 6,61 Sekunden noch keine Hallen-EM-Form zeigte, ab, sondern stellte mit seinen 6,51 Sekunden auch den Meetingrekord ein.Ein Ausrufezeichen kam von U20-Europameister Sebastian Ernst über 200 Meter. Der Schalker brachte in seinem Zeitlauf eine neue persönliche Hallen-Bestzeit von 20,66 Sekunden auf die Uhr, während der neue deutsche Hallenrekordhalter Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) wie der polnische Hallen-Europameister Marcin Urbas in 20,87 Sekunden gestoppt wurde. "Mit dieser tollen Zeit habe ich nicht gerechnet", erklärte Sebastian Ernst.
Tobias Unger sparte Kräfte
Trat dieses Trio, das nun die europäische Jahresbestenliste gemeinsam anführt, in Chemnitz noch in drei verschiedenen Läufen an, könnten in einer Woche in Spanien im direkten Aufeinandertreffen die Medaillen verteilt werden. Dort rechnet sich auch Tobias Unger alle Chancen aus: "Mit dem Rennen in Chemnitz bin ich sehr zufrieden, es war ein guter Lauf. Ich konnte auch für nächste Woche noch genug Kräfte sparen."
Auf den 60 Meter Hürden zeigte sich Thomas Blaschek im Vorlauf mit der schnellsten Zeit (7,62 sec) zunächst solide. Im Finale wurde der Leipziger in 7,68 Sekunden allerdings nur Vierter. Der Österreicher Elmar Lichtenegger (7,54 sec), der in Madrid zu den Medaillenanwärtern zählen wird, war dort mit einer neuen Saisonbestzeit von 7,54 Sekunden der klare Sieger.
Lolo Jones (USA) blieb bei den Frauen in glänzenden 7,95 Sekunden, einem neuen "Hausrekord", als einzige unter der Acht-Sekunden-Schallmauer, gefolgt von Nadine Hentschke (8,03 sec). Die Mannheimerin, die bis auf eine Hundertstel an ihre persönliche Bestzeit herankam, sagte: "Das ist eine super Zeit nach dem letzten Hammer-Wochenende. Ein bisschen wurmt es mich aber schon, dass die Sieben nun noch nicht vor dem Komma steht. Drin ist es auf jeden Fall, ich habe aber die dritte Hürde ein bisschen hoch angesteuert. Wenn in Madrid die Hürden-Vorläufe ausfallen sollten, laufe ich dort auch die 60 Meter flach."
Klarer Sieg von Grit Breuer
Vize-Europameisterin Grit Breuer feierte beim vierten Saisonstart über 400 Meter den ersten Sieg. In 52,20 Sekunden distanzierte die Neu-Potsdamerin die russische Olympia-Dritte Natalja Antyukh (52,83 sec) deutlich. Im Ausscheidungsrennen um den fünften Platz im DLV-Staffelteam für die Hallen-EM hatte bei den Männern der Wattenscheider Henning Hackelbusch (47,23 sec) die Nase vorne.
Hallen-Weltrekordhalterin Jolanda Ceplak (Slowenien) bestimmte über 800 Meter in 2:00,04 Minuten das Geschehen nach Belieben. Etwas spannender war es bei den Männern. Der Deutsche Hallen-Meister René Herms (LG Asics Pirna; 1:47,90 min) musste sich allerdings Youssef Saad Kamel (Bahrain; 1:47,62 min) geschlagen geben.
Kathrin van Bühren hadert mit den Nerven
Mit einem zehnten Platz stürzte im Weitsprung die neue Deutsche Hallen-Meisterin Kathrin van Bühren (Kevelaerer SV; 5,98 m), die zwei ungültige Versuche zu verkraften hatte, ab. Sie erklärte: "Es waren die Nerven. Ich hatte die Möglichkeit, vielleicht noch die Norm nachzureichen, im Hinterkopf. Das ist superärgerlich, weil ich weiß, was ich kann. Im Sommer zeige ich es dann allen."
Den Sieg holte sich mit ihrem letzten Versuch die Rehlingerin Bianca Kappler (6,45 m) vor der weitengleichen Tschechin Martina Darmovzalová. Die große Blonde war damit zufrieden: "Ich habe mich gut verkauft. Mein Ziel war es diesmal, schnell anlaufen, nachdem ich bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften noch furchtbar langsam war. Das habe ich auch unheimlich gut umgesetzt. Am Brett hat aber noch etwas die Spritzigkeit gefehlt, weil wir zuletzt viel trainiert haben. Für Madrid nehme ich mir vor, weiter als 6,60 Meter zu springen. Formtechnisch ist das drin, ich muss es nur umsetzen."
Bei den Männern gewann der Vize-Weltmeister James Beckford (Jamaika) mit guten 8,12 Metern, die für ihn ebenfalls im sechsten Durchgang gemessen wurden.
Danny Ecker verletzt
Die DLV-Athleten bestimmten ihrerseits den Stabhochsprung. Allerdings setzte sich dabei mit Richard Spiegelburg (5,75 m) vor Danny Ecker (beide TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,70 m) und Tim Lobinger (ASV Köln; 5,60 m) ein Höhenjäger durch, der nicht im Madrid-Kader steht. Dort wird hingegen der Kornwestheimer Fabian Schulze mit dabei sein. Der Youngster konnte in Chemnitz mit nur 5,30 Metern seine 5,70 Meter, die er noch bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Sindelfingen gesprungen war, nicht bestätigen.
Der Deutsche Hallen-Meister Danny Ecker verletzte sich bei einem Sprung über 5,50 Meter an der Rippe, konnte danach allerdings Entwarnung geben: "Ich kann mich zwar jetzt nicht richtig bewegen, aber es ist nichts Schlimmes. Mein Start in Madrid ist nicht gefährdet. Dort will ich dann 5,80 Meter springen."
Roman Sebrle in besserer Form
Zehnkampf-Olympiasieger Roman Sebrle (Tschechische Republik) bewies nach seinen bislang eher verhaltenen Saisonleistungen bei seinen Starts über 60 Meter (7,19 sec), 60 Meter Hürden (8,03 sec) und im Weitsprung (7,66 m), dass seine Formkurve ansteigt. "Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden", sagte der Tscheche, "der Weitsprung und die Hürden waren sehr gut, die 60 Meter dagegen sehr schlecht."
Damit wird er bei der Hallen-EM in Madrid im Siebenkampf Medaillenansprüche anmelden können, nachdem er sich Anfang Februar beim Mehrkampf-Hallen-Meeting in Tallinn (Estland) im Aufeinandertreffen mit den besten europäischen Mehrkämpfern noch mit Platz fünf begnügen musste. Er kündigte an: "Ich möchte meinen Titel erfolgreich verteidigen."
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