Alan Webb setzt sich neue Ziele
Mit 23 ist er noch ein junger Hüpfer. Ihm gehört die Zukunft. Alan Webb, der flotte US-Boy, ist dennoch hin und her gerissen. Wo, bitte schön, soll er sein Glück versuchen? Auf der Mittelstrecke, wo ihn seine Landsleute bereits als Nachfolger der Lauf-Legende Jim Ryun feiern, oder doch lieber auf den langen Distanzen? "Ich denke", verkündete Alan Webb im Vorfeld der US-Crossmeisterschaften, "dass ich auf die 5.000 Meter wechseln werde."

Alan Webb orientiert sich (Foto: USOC)
Hicham El Guerrouj ist für ihn ein gutes Beispiel, dass man in beiden Wettbewerben Außergewöhnliches leisten kann. Ihm glückte bei den Olympischen Spielen in Athen das heiß begehrte Double: Gold über 1.500 Meter und 5.000 Meter. Was vor ihm nur einer geschafft hatte: Paavo Nurmi, der fliegende Finne, war 1924 in Paris die dominierende Figur.Alan Webb probt am kommenden Sonntag schon mal den Ernstfall, denn im Van Cortlandt Park von New York, Schauplatz der US-Crossmeisterschaften, testet er seine Kondition und läuft die Langstrecke über 12 Kilometer. "Das ist für mich eine große Herausforderung", verkündete der einstige Wettkampfschwimmer, "und es ist eine ideale Vorbereitung auf die Bahnsaison."
Begeisterter Querfeldeinläufer
Seit seiner High School-Zeit ist er ein begeisterter Querfeldeinläufer. Mit Dathan Ritzenhein, seinem Landsmann, hat er sich in der Vergangenheit beinharte Duelle geliefert. Immer wieder kreuzten sich ihre Wege. Anno 2000 bei den "Foot Locker Championships" in Florida prallten die beiden, der Meilen-Star und das 5.000-Meter-Ass (Bestzeit: 13:22,23 min), erstmals aufeinander. Damals siegte "Ritz", wie er gerufen wird, mit 20 Sekunden Vorsprung auf seinen Konkurrenten.
"Ist das eine besondere Rivalität zwischen euch beiden?", fragte ihn Mary Wittenberg, Präsidentin des New York Road Runners Club und Renndirektorin der Crossmeisterschaften. "Ich habe ihn auf der Bahn geschlagen", antwortete Alan Webb, dann aber lobte er Dathan Ritzenhein, der 14 Tage älter ist, für seinen Kampfgeist , "Dathan ist ein richtiger Wettkampftyp."
Komplimente
Dathan Ritzenhein gab das Kompliment artig zurück. "Alan ist ein großer Läufer", betonte er, "würde ich ihn unterschätzen, wäre das ein unverzeihlicher Fehler, andererseits werde ich ihn auch nicht überschätzen." Er hofft, dass sich Alan Webb genau wie er für die Cross-WM in Fukuoka qualifizieren wird. "Die Leute sehen in ihm einen Meilenläufer", fügte "Ritz" hinzu, "ich weiß allerdings, dass er auch auf den langen Strecken weit besser ist, als viele meinen."
In Europa hat sich Alan Webb die Härte geholt für seinen mit Spannung erwarteten Auftritt in New York. Zweimal startete er in Spanien: In Harro wurde der 1.500-Meter-Mann (Bestzeit: 3:32,52 min) Vierter und in Valladolid Fünfter. Alan Webb ist also gewappnet für seinen Zweikampf mit Dathan Ritzenhein.