Sebastian Hallmann als Solist nach Amman
Mit einem Ein-Mann-Team reist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) zu den Cross-Weltmeisterschaften in Amman (Jordanien; 28. März). Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München) vertritt im Männer-Rennen über zwölf Kilometer die deutschen Farben. Für den 32-Jährigen war die Nominierung eine Überraschung.
Als Sebastian Hallmann bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Ingolstadt als Zweiter hinter Arne Gabius (LAV asics Tübingen) die Ziellinie im Rennen der Männer-Langstrecke überquert hatte, tat er dies im Glauben, dass dies sein letztes Rennen des Winters im Gelände gewesen sei. Es sollte ein Irrtum sein, wie sich wenig später herausstellte.Nach dem Lauf gingen Detlef Uhlemann, DLV-Disziplintrainer Langstrecke, und DLV-Sportdirektor Jürgen Mallow auf Sebastian Hallmanns Vater und Trainer zu, um ihm einen Start seines Sohnes bei der Cross-WM nahe zu legen. "Die Cross-WM stand eigentlich nicht auf meinem Plan. Ich war schon sehr überrascht über die Nominierung", sagt Sebastian Hallmann.
Lange überlegen musste er dennoch nicht. Nach kurzer Beratung mit seinem Vater stand die Entscheidung fest, in Amman zu starten und dort als einziger deutscher Läufer gegen die Übermacht der Afrikaner anzutreten. "Ich freue mich auf die WM und will mich so gut wie möglich präsentieren", sagt der Deutsche Meister über 10.000 Meter.
Zweite Cross-WM-Teilnahme
Für Sebastian Hallmann ist es die zweite Teilnahme an einer Cross-WM. Im Jahr 2000 war er bereits schon einmal in Vilamoura (Portugal) bei einer Cross-WM am Start gewesen und hatte als 30. auf der Mittelstrecke wichtige Erfahrungen gesammelt. "Man hat da immer eine Gruppe mit der man mitlaufen kann, sobald man aber für einen Moment nachlässt, verliert man Platz um Platz", erklärt Sebastian Hallmann.
Genau das will der 32-Jähirge jedoch vermeiden. "Ich will jeden Meter alles geben und so viele Läufer wie möglich hinter mir lassen", gibt Sebastian Hallmann als Ziel vor. Das Streckenprofil kommt ihm dabei entgegen. "Die Strecke ist schwer, aber trocken und dadurch schnell. Das mag ich", sagt der Deutsche Crossmeister aus dem Jahr 2000, der es nicht mag durch tiefes, matschiges Gelände zu laufen.
WM in Berlin im Hinterkopf
Die Cross-WM soll für Sebastian Hallmann einen Schub für die Bahnsaison geben. "Ich weiß aus dem Jahr 2000, dass so eine Veranstaltung einen extremen Reiz und eine große Motivation für die anstehende Bahnsaison bringt", sagt Sebastian Hallmann.
Die Ziele für die Bahnsaison stehen schon fest. "Ich will wieder gute Zeiten laufen, vor allem über 5.000 Meter." Dort peilt der 32-Jährige eine Zeit um 13:30 Minuten oder schneller an. "Ich will mich nicht unter Druck setzen. Wenn es mit der WM in Berlin klappt, ist das natürlich toll. Sollte es jedoch nicht funktionieren, bricht auch keine Welt zusammen", sagt Sebastian Hallmann, dessen 5.000 Meter-Bestzeit aus dem Jahr 2000 bei 13:26,43 Minuten steht.
Ein Wechsel auf die 10.000 Meter-Distanz oder gar auf den Marathon kommt hingegen für den 1,84 Meter großen Läufer im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen nicht in Frage. "10.000 Meter und Marathon reizen mich überhaupt nicht."
Fünf Jahre von Parasiten befallen
Schaut man auf die Leistungen von Sebastian Hallmann, so fällt eines auf. Einer zumeist erfolgreichen Cross- und Wintersaison folgte in den vergangenen fünf Jahren eine enttäuschende Bahnsaison. Seit Juli 2008 kennt Sebastian Hallmann endlich auch den Grund für seine Leistungsschwankungen. Der 32-Jährige trug fünf Jahre lang einen Parasiten in sich.
Festgestellt hat man dies jedoch erst im Juli 2008. Nach seinem schlechten Auftreten beim Meeting in Heusden (Belgien), als er mit 14:10,58 Minuten über 5.000 Meter Letzter seines Laufes wurde, ging Sebastian Hallmann zum Arzt. Im Gegensatz zu früheren Arztbesuchen, verließ er jedoch dieses eine Mal die Praxis mit einer Antwort auf seine schlechten Leistungen. "Nach Heusden war mein Stoffwechsel so am Ende, dass man endlich die Parasiten, die fünf Jahre davor auch schon da waren, aber nicht entdeckt wurden, gesehen hat."
Für den 32-Jährigen war dies wie eine Erlösung. Es folgte eine Leberkur, eine Behandlung mit einem Antiparasitikum erneut eine Leberkur und zu guter letzt wieder die Behandlung mit einem Antiparasitikum. "Im Winter waren die Leistungen immer recht gut, weil die Belastungen da nicht ganz so hoch waren. Im Sommer, wenn die Intensitäten für die Bahnrennen sukzessive nach oben geschraubt wurden, machte sich jedoch der Parasitenbefall bemerkbar und ich konnte nicht so laufen, wie ich das wollte", erklärt Sebastian Hallmann.
Beginn einer zweiten Karriere
Für Sebastian Hallmann beginnt damit eine zweite Karriere. Seit dem Jahr 2002 hat der 32-Jährige keine Bestzeiten mehr auf der Bahn aufgestellt. Da der Grund dafür nun bekannt ist, soll es ab sofort wieder bergauf gehen. "Ich bin voller Tatendrang und gespannt, was möglich ist", sagt er.
Am heutigen Donnerstag geht es für den 32-Jährigen nach Amman. Am Freitag ist Streckenbesichtigung bevor es dann am Samstag (28. März) um 16.30 Uhr Ortszeit (15.30 Uhr MEZ) ernst wird. Sechs Runden à zwei Kilometer rund um einen Golfplatz warten auf Sebastian Hallmann und seine Konkurrenten.