Sebastian Hallmann mit Sololauf in Bietigheim
Masse und Klasse: 4.108 Läuferinnen und Läufer gingen am Donnerstagnachmittag beim zweitgrößten deutschen Silvesterlauf im württembergischen Bietigheim an den Start. Am schnellsten legten die selektiven 11.200 Meter Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München; 32:47 min) und Simret Restle (LG Eintracht Frankfurt; 37:55 min) zurück. Die Leverkusenerin Melanie Kraus feierte als Zweite (38:47 min) vor rund 20.000 Zuschauern nach halbjähriger Verletzungspause ein gelungenes Comeback.
Warum bis zum entscheidenden Antritt warten, wenn man ihn gleich setzen kann. So oder so ähnlich müssen wohl die Gedanken von Sebastian Hallmann am Start des 29. Bietigheimer Silvesterlaufs gewesen sein. Noch vor dem ersten Kilometer attackierte der 32-Jährige und setzte sich spielend leicht von seinen Verfolgern ab.Binnen weniger Sekunden hatte der Münchener einen Vorsprung von rund 60 Meter herausgelaufen, den er bis zum Ziel am Bietigheimer Viadukt nicht mehr her gab. "Das war ganz schön ernüchternd, wie Sebastian uns da hat stehen lassen", fasste der Deutsche Hindernismeister Filmon Ghirmai (LAV asics Tübingen) die Gedanken der Verfolger zusammen.
Als Solist
Die restlichen 10,5 Kilometer legte Sebastian Hallmann als Solist zurück. Nach 32:47 Minuten überquerte er als überlegener Sieger die Ziellinie und zeigte sich danach erstaunt. "Das Rennen war komplett anders, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich war überrascht, dass niemand mit mir mitgegangen ist", sagte der 32-Jährige, der nach Platz zwei im Vorjahr zum zweiten Mal nach 2007 in Bietigheim erfolgreich war.
Am 5. Januar verabschiedet sich der Münchener für knapp vier Wochen ins Höhentrainingslager nach Südafrika, um dann bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe (27./28. Februar) erneut in Bestform antreten zu können.
Spannender Kampf um die Plätze
Hinter Sebastian Hallmann hatte sich schnell eine sechsköpfige Verfolgergruppe gebildet. Zu Beginn der zweiten Runde nutzte der Wattenscheider Christian Glatting an einem der Bergab-Stücke seine Stärken und sicherte sich damit Rang zwei in 33:09 Minuten. "Ich konnte meine Leistung vor dem Rennen nicht einschätzen und bin daher eher verhalten angelaufen. Dass ich bergab stark bin, wusste ich und das habe ich ausgenutzt", sagte der Medizinstudent, der sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals um einen Platz nach vorne schob.
Dramatisch wurde es im Ringen um den dritten und letzten Platz auf dem Podest. Gleich fünf Läufer nahmen hier die letzten 200 Meter Schulter an Schulter in Angriff. Nach verbissenem Kampf hatte Heiko Baier von der LG Fulda in 33:21 Minuten das bessere Ende für sich.
Platz vier ging an Filmon Ghirmai (33:21 min). "Dritter wäre ich schon gerne geworden, aber die Zeit ist immerhin besser als im Vorjahr", sagte der Tübinger. Etwas Pech hatte der Siebtplatzierte Markus Weiß-Latzko (33:23 min). Der Jura-Student, der seinen ersten Wettkampf für die gastgebende LG Neckar-Enz bestritt, hatte fast das komplette Rennen die Führungsarbeit in der Verfolgergruppe geleistet. Im Schlussspurt fehlte dem Ex-Schützling von Dieter Baumann dann die Kraft.
Simret Restle gewinnt bei den Frauen
Komplett anders verlief das Rennen bei den Frauen. Nachdem Vorjahressiegerin Melanie Kraus zunächst in Front lag, schloss Simret Restle in ihrem letzten Rennen für die LG Eintracht Frankfurt schnell auf und zog wenig später auch auf und davon. Nach 37:55 Minuten war der erste Sieg im dritten Anlauf in Bietigheim für die 25-Jährige perfekt.
Nach verpasster WM, Bandscheibenvorfall und eitriger Kieferentzündung gelang Melanie Kraus nach einer halbjährigen Verletzungspause als Zweite in 38:47 Minuten ein erfolgreiches Comeback. "Ich freue mich sehr über Platz zwei. Ich wollte unbedingt in Bietigheim laufen, die Stimmung ist hier einfach immer sensationell", sagte die 35-Jährige, die zum vierten Mal in Folge in Bietigheim war und seit dem Vorjahr mit 37:15 Minuten die Streckenrekordhalterin ist.
Christina Kröckert auf Rang drei
Eine kleine Überraschung gelang der erst 20-jährigen Christina Kröckert. Die Achte der U18-WM über 3.000 Meter des Jahres 2005 teilte sich das Rennen klug ein und wurde mit Platz drei in 39:26 Minuten belohnt. "Einfach nur geil", fiel das kurze Statement der Leverkusenerin bei ihrem Bietigheim-Debüt aus. Ihr Bruder Mario hatte seinen Start krankheitsbedingt kurzfristig absagen müssen.
Insgesamt nahmen 4.108 Läufer bei besten äußeren Bedingungen teil. Die milden Temperaturen lockten mehr als 20.000 Zuschauer an die Strecke.
Die Top-Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik