Sebastian Keiner steigt auf 1.500 Meter um
Sebastian Keiner gehört zu den talentiertesten deutschen Mittelstrecklern. Er bringt eine enorme Spurtfähigkeit gepaart mit sehr guten Ausdauerwerten mit. Deshalb wird sich der Erfurter in der kommenden Saison verstärkt auf den 1.500 Metern versuchen. Der 23-Jährige könnte Carsten Schlangen nachfolgen.

„Ich hatte durch die hohen Trainingsintensitäten heftige Problem am Mittelfußknochen“, nennt Keiner einen Grund, warum er den internationalen Durchbruch bisher noch nicht geschafft hat. Immerhin war der eher ruhige Läufer 2009 Deutscher Hallenmeister und im Vorjahr hinter Sören Ludolph (Braunschweig, 1:44,80 min) mit 1:46,33 Minuten Zweitschnellster im DLV.
Bei der EM in Helsinki (Finnland) schieden beide Läufer im Halbfinale aus. „Da habe ich dennoch gespürt, dass international was möglich ist“, gibt sich Keiner vorsichtig optimistisch. Im Winter hat er mit seinem Trainer Enrico Aßmus in Erfurt den Umfang etwas erhöht. Auch im traditionellen Skilager in Balderschwang legte er umfangmäßig zu. Der Grund: Sebastian Keiner plant in der WM-Saison den Umstieg auf die 1.500-Meter-Distanz.
Gute Ausdauerwerte
„Dies war schon längerfristig geplant“, unterstreicht Bundestrainer Henning von Papen die Wechselabsichten. Sebastian Keiner bringe die entsprechenden Ausdauerwerte für die fast doppelt so lange Strecke mit, sagt von Papen. Auch seine Spurtfähigkeit ist sehr gut. Das könnte ihm bei Meisterschaftsrennen entgegenkommen.
Seine Bestleistung von 3:39,96 Minuten aus dem vergangenen Jahr ist eine gute Voraussetzung. „Eine 3:37 traue ich ihm für 2013 durchaus zu“, so der Bundestrainer. Zudem habe Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg; 3:34,56 min) bewiesen, was auf der langen Mittelstrecke möglich ist. Langfristig denkt Henning von Papen daran, „dass Keiner den Berliner Carsten Schlangen ersetzen muss“.
Hohe Leistungsdichte
Aufgrund des höheren taktischen Anteils auf den 1.500 Metern hoffen Keiner und seine Trainer auf größere Erfolgschancen auf internationaler Ebene. Wenn sich Chancen bieten, müsse man auf den Moment „da sein“. So wie es einst Dieter Baumann in Barcelona (Spanien; 1992) und Nils Schumann in Sydney (Australien; 2000) waren, als sie unverhofft Olympiasieger wurden.
Als weiteren Grund für den Umstieg nennt Keiner die extrem hohe Leistungsdichte auf der 800-Meter-Strecke. „Das olympische Finale war doch völlig verrückt“, sagt Keiner, „da lief der Letzte noch 1:43,77 Minuten!“ Und was auf dieser Distanz David Rudisha macht, „ist schwer fassbar“, so Sebastian Keiner. Rudisha hat diese Strecke neu definiert. Achtmal zwölfeinhalb Sekunden hintereinander als Solist zu 1:40,91 Minuten – die 800 Meter sind damit zu einer langen Sprintstrecke geworden.
Für Sebastian Keiner hängen die Trauben in anderen Dimensionen – aber immer noch hoch. 1:45,30 und 3:35,00 Minuten verlangt der DLV für einen WM-Start in Moskau (Russland). „Mein Ziel ist die WM“, sagt Keiner dennoch, „egal auf welcher Strecke“. Und Henning von Papen übt sich schon einmal in Wortspielen: „,Keiner mit WM-Norm', das wäre doch eine richtig gute Nachricht.“
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift