Sebrle ist der „Herr im Haus“
Nach Beendigung des ersten Tages im Zehnkampf wird deutlich, wer in München der Topfavorit auf Gold ist. Der Weltrekordler Roman Sebrle liegt mit 4555 Punkten fast 200 Punkte vor dem Titelverteidiger Erki Nool in Führung. Die beiden Deutschen Mehrkämpfer hatten einen guten ersten Tag und liegen auf Platz acht und zehn.
Roman Sebrle nimmt Kurs auf 8800 Punkte (Foto: Kiefner)
Eine tolle Stimmung im Stadion half den Zehnkämpfern durch die elf Stunden Wettkampf-Stress zu kommen. Bereits um 9.30 Uhr starteten die Athleten als Erste in den Tag und verließen nach 21 Uhr letzte Wettkämpfer das Stadion.Der Weltrekordler setzt die Standards
Am besten präsentierte sich der 9000 Punkte-Mann Roman Sebrle, der mit 2,12 Meter im Hochsprung eines der vielen Highlights setzte. Er hatte sichtlich Spass an dem Wettkampf und führt die Konkurrenz deutlich mit 4555 Punkten an. Im Vergleich zu seinem besten Zehnkampf in diesem Jahr in Ratingen, liegt er knapp 50 Punkte über seiner Leistung dort. Läuft morgen alles glatt, so kann er mit seinem derzeitigen Leistungsniveau nah an 8800 Punkte heran kommen. Der Europameisterschaftsrekord steht bei 8811 Punkten und wurde 1986 von Daley Thompson in Stuttgart aufgestellt. Auf dem zweiten Platz liegt Erki Nool, der Titelverteidiger aus dem Jahr 1998. Er konnte mit den abschließenden 400 Metern Boden gut machen und sammelte 4372 Punkte. Am zweiten Tag kann er im Normalfall immer auf einen hervorragenden Stabhochsprung bauen. Allerdings hat er schon öfter, auch in diesem Jahr in Ratingen, einen „Salto Nullo“ hingelegt.
Überraschend auf Platz drei liegt der junge Finne Jaakko Ojaniemi mit 4341 Punkten. Bundestrainer Claus Marek hält sehr viel von ihm, „obwohl er in seinen Leistungen noch sehr schwankt. Aber er ist ja auch Jahrgang 1980, also ein ganz Junger, da ist das normal.“ Jaakko Ojaniemi hat in diesem Jahr schon über 8100 Punkte gemacht und kann am zweiten Tag eventuell um eine Medaille kämpfen. Stärkste Konkurrenten dabei werden Jon Arna Magnusson und William Frullani sein, die beide mit 4334 Punkten auf Platz vier liegen.
Der tschechische Weltmeister Tomas Dvorak scheint sich noch immer nicht von seinen gesundheitlichen Problemen, die ihn die ganze Saison begleiteten, erholt zu haben. Er rangiert nach den ersten fünf Disziplinen auf Platz neun mit für ihn schwachen 4165 Punkten. Er wird damit keine Chancen mehr auf die Medaillenränge haben und wird sicher morgen seinen ganzen „Zehnkampfgeist“ in die Waagschale werfen.
Deutsche Zehnkämpfer gut dabei
Die beiden deutschen Mehrkampfrecken absolvierten einen guten ersten Tag. Beide waren „von der gigantischen Stimmung im Stadion“ total begeistert und versuchten den Zuschauern mit guten Leistungen so viel wie möglich zurückzugeben. Sebastian Knabe schob sich mit seinen guten 400 Metern wieder an Mike Maczey vorbei und liegt momentan mit 4186 Punkten auf Rang acht. Er könnte mit einem guten zweiten Tag Kurs auf die 8100 Punkte nehmen. Vielleicht kann er mit Unterstützung der Zuschauer auch seine aus dem letzten Jahr stammende persönliche Bestleistung von 8151 Punkten angreifen.
Der Norddeutsche Mike Maczey erlebte beim Hochsprung sein „absolutes Highlight“. Beflügelt von der „wahnsinnigen Stimmung“ im Stadion überquerte er 2,06 Meter, eine Höhe, die er schon seit Jahren nicht mehr gesprungen war. Rang Zehn und 4117 Punkte sind ein guter Ausgangspunkt für eine Aufholjagd am zweiten Tag. Mike Maczey hat in der Regel einen guten zweiten Tag und kann so eventuell seinen achten Platz von der EM 1998 wiederholen oder sogar verbessern. An seine Bestleistung von 8461 Punkten wird er jedoch kaum heran kommen können.