Senioren-DM I in Kaiserslautern
Bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften I (M/W 30 bis 45), den ersten Bahnmeisterschaften für Senioren in der Pfalz überhaupt, hätte man sich am vergangenen Wochenende auch in Kaiserslautern wieder einmal einige Teilnehmer/innen, besonders in den „jüngeren“ Altersklassen, mehr gewünscht. Auch wenn es unübersehbare Lücken, sowohl hinsichtlich der Teilnehmerfelder als auch, dadurch resultierend, in der Qualität, gab: Zu sehen waren bei hochsommerlichen Temperaturen dennoch viele spannende Wettkämpfe, und es wurden auch eine ganze Reihe von Topleistungen erzielt: Immerhin wurden am Ende ein Weltrekord und drei deutsche Bestleistungen registriert.

In der Klasse M 35 gingen alle Sprinttitel an Robert Rissmann (LG Karlsruhe), der die 100 Meter in 11,10 Sekunden, die 200 Meter in 22,82 Sekunden und die 400 Meter in 50,07 Sekunden gewann. Zwei Vorjahrsmeister verteidigten ihre Titel in technischen Disziplinen erfolgreich: Lars Funke (TuS Eintracht Minden) übersprang, wie im Vorjahr, 4,30 Meter mit dem Stab und Rene Schwarz (TV Ludweiler) kam mit der Kugel auf 14,65 Meter.
Spannende Mittelstreckenrennen
Beide Kurzsprinttitel der Klasse M 40 hatte Dr. Bernd Schauwecker (LV 90 Thum) im Vorjahr gewonnen und auch in diesem Jahr war er sowohl über 100 Meter in 11,48 Sekunden als auch über 200 Meter in 22,83 Sekunden nicht zu bezwingen. Zwei packende Duelle lieferten sich die Mittelstreckler Maximilian Freund (TV Waldstraße Wiesbaden) und German Hehn (LAG 1860 München/GPK). In beiden von der Taktik geprägten Rennen lag am Ende der Wiesbadener vorn: Über 800 Meter war Maximilian Freund in 2:01,32 Minuten 22 Hundertstelsekunden schneller als German Hehn, über 1.500 Meter war der Abstand mit 4:11,73 Minuten zu 4:12,08 Minuten etwas größer.
Die Langstreckler hatten es bei den hohen Temperaturen nicht so einfach, umso erstaunlicher war daher das gute Niveau über 5.000 Meter. Jürgen Austin-Kerl (PSV GW Kassel), der fast das gesamte Rennen an der Spitze lag, gewann in 15:08,95 Minuten vor Andreas Oberschilp (LG Bremen-Nord) in 15:11,42 Minuten.
Seiner klaren Favoritenrolle wurde Oliver Rohwer (LBV Phönix Lübeck) gerecht: Im Kugelstoß kam er ein weiteres Mal über die 16-Meter-Marke und gewann mit 16,26 Metern. Mit dem Diskus kam der Lübecker auf 45,82 Meter und holte sich auch hier den Titel.
Deutsche Bestleistung mit der Staffel
Die siegende 4x100-Meter-Staffel der StG Pfalz Team 40, eine M45-Staffel, stellte mit 45,42 Sekunden eine neue deutsche Bestleistung dieser Altersklasse auf. Holger Elfert, Andreas Schlindwein, Werner Schwaab und Frank Becker verbesserten die 24 Jahre alte Bestzeit von 45,6 Sekunden der TG Nürtingen aus dem Jahr 1986.
Zu zwei klaren Sprinterfolgen kam Gunter Bernhard (LG Wetzlar) in der Klasse M 45. Über 100 Meter entthronte er in 11,68 Sekunden den Titelverteidiger Chaibou Hassane (LG Bernkastel/Wittlich), der in 11,83 Sekunden deutlich zurücklag, und über 200 Meter betrug der Vorsprung Gunter Bernhards, der in 23,06 Sekunden siegte, über eine Sekunde vor dem Zweitplatzierten.
Zu einem Doppelerfolg, genau wie schon im Vorjahr, kam auch Mittelstreckler Markus Zerres (TV Waldstraße Wiesbaden), der sowohl über 800 Meter in 2:04,27 Minuten als auch über 1.500 Meter in 4:21,91 Minuten sicherer siegte, als es die knappen Abstände zum Zweiten vermuten lassen. Seinen ersten Titel sicherte sich, nach seinen guten Zeiten schon in der Wintersaison sicherlich nicht unerwartet, Christian Zschorlich (LTC Berlin), der als Sieger über 5.000 Meter 15:42,68 Minuten lief.
Wieder dreimal vorn: Mandy Junghans
Zum erneuten Dreifacherfolg kam in der Klasse W 30 Mandy Junghans (Dresdner SC 1898). Über 400 Meter in 58,23 Sekunden und über 800 Meter in 2:14,04 Minuten gab es für sie keine Probleme. Lediglich über 1.500 Meter wurde es nach ihrem zu forschen Anfangstempo zum Schluss noch einmal eng. Beste Technikerin in dieser Klasse war Wilma Jansen (LG ASV/DSHS Köln), die sich als Speerwurfsiegerin auf 49,17 Meter steigerte.
In der Klasse W 35 lief Karin Stranzinger (TSV Simbach) als Siegerin die 100 Meter in 12,71 Sekunden und die 200 Meter in 26,42 Sekunden und wiederholte damit ihre Meisterschaftserfolge aus dem vergangenen Jahr. Das absolut beste Laufresultat in dieser Klasse erzielte allerdings Corina Pape (MTV 1881 Ingolstadt), die als 400-Meter-Siegerin mit 55,90 Sekunden eine Zeit lief, die sie zuletzt vor sieben Jahren unterboten hatte.
Anja Strohe (LC Rehlingen) hatte am ersten Wettkampftag ihren 5.000-Meter-Titel von 2009 verteidigt und trat wenige Stunden später auch noch über 1.500 Meter an. Ihr Sieg stand auch hier nie in Frage, eher verblüffte bei der Doppelbelastung ihre Steigerung auf 4:44,38 Minuten. Zu zwei Erfolgen kam auch Bettina Schardt (USC Mainz), die nach kaum überstandener Verletzung Meisterin im Diskuswurf mit 45,13 Metern, hier vor der vorjährigen W30-Meisterin Bianca Overkamp (LG Olympia Dortmund), und im Hammerwurf mit 42,49 Metern wurde.
Spannende Mittelstreckenduelle
Souverän sicherte sich in der Klasse W 40 Heike Jörg (LAZ Obernburg-Miltenberg), wie schon im Vorjahr, die Titel über 100 Meter in 12,79 Sekunden und über 200 Meter in 25,92 Sekunden. Simone Noack (LG Neiße) blieb bei ihrer Titelverteidigung über 400 Meter mit 58,96 Sekunden das erste Mal in diesem Jahr unter 60 Sekunden.
Spannende Duelle auf den Mittelstrecken lieferten sich Bettina Deußen (SFD 75 Düsseldorf-Süd) und Tanja Ruppert (SG Chattengau). Bettina Deußen hatte sich am ersten Wettkampftag über 800 Meter in 2:19,47 Minuten gegen Tanja Ruppert durchgesetzt, aber tags darauf war über 1.500 Meter die Reihenfolge in 4:45,60 Minuten zu 4:46,43 Minuten umgekehrt. Tanja Ruppert hatte sich zudem einem Härtetest ausgesetzt, denn einige Stunden vor ihrem Start über die 1.500 Meter hatte sie schon die 5.000 Meter in 17:48,66 Minuten gewonnen.
Den Regenwettkampf vor einem Jahr in St. Wendel hatte Iris Heid (TSV Münnerstadt) noch als Zweite abgeschlossen, in Kaiserslautern kam sie als einzige im Hochsprung der Klasse W 40 über 1,60 Meter.
Gute Resultate gab es in Langwürfen: Sowohl der Sieg von Silke Stolt (LAZ Bruchköbel) mit 42,58 Metern im Diskuswurf als auch der Erfolg von Gabriele Engelhardt (LC Rothaus) mit 46,15 Metern im Hammerwurf fielen gewissermaßen „programmgemäß“ aus. Beide Athletinnen erzielten im Übrigen mit ihren Resultaten persönliche Jahresbestleistungen.
Weltrekord als Höhepunkt
Alles andere als der erneute Doppelerfolg durch Katja Berend (SV Großhansdorf) über 100 Meter in 12,96 Sekunden und über 200 Meter in 27,23 Sekunden wäre in der Klasse W 45 einer großen Überraschung gleichgekommen. Die Schleswig-Holsteinerin wird nun Deutschland erst einmal Ade sagen und ihre Zelte in Stockholm aufschlagen – gelegentliche Wettkampfbesuche in der Heimat werden von der Sprinterin aber nicht ausgeschlossen.
Das absolute Veranstaltungs-Highlight lieferte allerdings Barbara Gähling (LG ASV/DSHS Köln) ab: Am ersten Tag hatte die Kölnerin bereits die 400 Meter in 59,45 Sekunden und die 80 Meter Hürden in 12,24 Sekunden gewonnen und war mit 1,56 Metern Dritte im Hochsprung geworden. Tags darauf ließ sie dann 62,85 Sekunden über 400 Meter Hürden folgen und verbesserte damit den W45-Weltrekord der Australierin Jan Hynes aus dem Jahr 1994 gleich um 1,24 Sekunden.
Sylvia Schierjott schneller als im Vorjahr
Erheblich schneller als bei ihrem Vorjahrssieg war Sylvia Schierjott (LG Welfen) in 2:20,78 Minuten über 800 Meter unterwegs. Mit der Titelverteidigerin Kirsten Kallmeier-Schröder (SC Herford) setzte sich erwartungsgemäß mit 5,15 Metern auch die jahresbeste Weitspringerin durch. Dreimal war Carmen Grell (SF Neukieritzsch) im vergangenen Jahr auf Platz zwei gelandet. Nun holte sie Versäumtes nach, indem sie den Kugelstoß mit 12,40 Metern, den Diskuswurf mit 35,04 Metern und den Hammerwurf mit 38,84 Metern gewann.
In zwei der vier Staffelwettbewerbe der Klassen M 50 und M 60 wurden neue deutsche Seniorenbestleistungen erzielt. Über 3x1.000 Meter der AK 50 lief die StG Werther/Minden/Kirchlinde (Wolfgang Vehlewald, Helmar Winkler, Jörg Sender) 8:30,28 Minuten und war damit schneller als der Pulheimer SC, der seit knapp neun Jahren mit 8:31,9 Minuten die alte Bestmarke gehalten hatte.
Deutlicher fiel die Steigerung über 3x1.000 Meter der Klasse M 60 aus. Der TuS Köln rrh. (Herbert Engels, Heinz Lorbach, Winfried Schmidt) gewann den Titel mit Riesenvorsprung in 9:33,27 und verbesserte die alte Bestleistung der Staffel vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg von 9:39,66 Minuten aus dem Jahr 2002.
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