Senioren-Hallen-DM in Erfurt
Ausgezeichnete Bedingungen fanden die mehr als 1.000 Athletinnen und Athleten bei den Deutschen Senioren-Hallen- und Winterwurfmeisterschaften am vergangenen Wochenende in Erfurt vor. Bei perfekter Vorbereitung und Durchführung durch den Thüringer Leichtathletik-Verband wurden die Wettkämpfe drinnen und draußen, im Stadion bei nicht immer ganz einfachen Bedingungen, reibungslos abgewickelt. Ein Hallen-Weltrekord und zehn deutsche Hallen-Bestleistungen lautete zum Schluss die Bilanz der zweitägigen Veranstaltung in der Steigerwaldhalle.
Dass ein Hürdenlauf auch noch in der Klasse M 70 begeistern kann, zeigte Arno Hamaekers (LAG Obere Murg), der nicht nur das Rennen über 60 Meter Hürden in 9,88 Sekunden deutlich vor Guido Müller (TSV Vaterstetten) gewann, sondern auch den von ihm selbst und James Stookey (USA) gehaltenen M70 Weltrekord um eine Hundertstelsekunde verbesserte.Daneben erzielten Athletinnen und Athleten in acht verschiedenen Altersklassen deutsche Hallen-Bestleistungen. Thomas Straub (StTV Singen) kam im Weitsprung der Klasse M 50 auf 6,54 Meter und verbesserte die alte Bestmarke von Wolfgang Knabe, erzielt am 2. Januar 2011, um sieben Zentimeter. Schade, dass der Dreisprungspezialist vom OSC Damme auf einen Start verzichtete, der Wettkampf wäre sicherlich noch interessanter geworden.
Staffelbestzeit um eine Sekunde gesteigert
Über 4x200 Meter der Klasse M 70 liefen Dr. Hartmann Knorr, Heinz Keck, Hans-Joachim Lange und Axel Wendt (StG Alsternord/SV Polizei Hamburg) 1:58,50 Minuten und steigerten die alte Bestmarke um knapp eine Sekunde. Innerhalb des 60-Meter-Hürdenendlaufes der Klasse M 70 schraubte Rolf Bertram (TuS Eintracht Wiesbaden) seine eigene M 75-Bestleistung von 11,14 Sekunden auf 10,92 Sekunden.
Petra Herrmann (SG Vorwärts Frankenberg) kam im Stabhochsprung der Klasse W 50 auf 3,11 Meter und steigerte ihre eigene gut zwei Jahre alte Bestmarke um einen Zentimeter. Und auch in der Klasse W 65 gab es eine neue deutsche Stabhochsprungbestleistung, als Karin Förster (LC Paderborn) über 2,40 Meter kam.
Hochsprung-Bestleistung eingestellt
Staffelwettbewerbe der Frauen werden nur bis zur Klasse W 50 ausgetragen, so stellte sich über 4x200 Meter das W 65-Quartett des OSC Berlin mit Irene Geisler, Beate Möller, Nora Bäcker und Petra Zörner dem Wettkampf in der Altersklasse W 50 und lief auf Platz vier mit 2:20,49 Minuten eine neue deutsche Hallenbestzeit für die Klasse W 65.
Im zweiten Versuch übersprang Ursula Stelling (SC Victoria Hamburg) in der Klasse W 70 1,24 Meter und stellte damit die aktuelle deutsche Hochsprung-Hallenbestleistung ein, die sie nun gemeinsam mit Christiane Schmalbruch (HSG Uni Rostock) hält.
Auf je eine Bestleistung in der Halle und im Stadion kam Anne Chatrine Rühlow (SV Burgsteinfurt) in der Klasse W 75: Mit der 2-Kilo-Kugel kam sie auf 11,57 Meter und den 750-Gramm-Diskus warf sie 32,92 Meter weit. Auf 6,87 Meter steigerte Christa Happ (Turbine Halle) die Bestmarke im Kugelstoß der Klasse W 80.
Von Düsseldorf nach Erfurt
Aber auch außerhalb dieser Rekorde und Bestleistungen gab es eine Fülle bemerkenswerter Leistungen. So beispielsweise durch Andy Dittmar (BiG Gotha): Der Kugelstoßer war am Vorabend noch beim PSD Bank Meeting in Düsseldorf am Start gewesen und war noch in der Nacht mit dem Auto nach Gotha zurückgekehrt. Am Sonntagmittag stand er dann in Erfurt im Kugelstoßring und kam als M 35 Sieger mit 18,69 Metern sogar ein ganzes Stück weiter als am Vorabend mit 18,20 Metern.
Das mit Spannung erwartete Duell der beiden besten Kugelstoßer der Klasse M 40, Tilman Northoff (TuS Jöllenbeck) und Oliver Rohwer (LBVPhönix Lübeck), entschied der Westfale für sich. Tilman Northoff legte gleich im ersten Versuch seine Tagesbestweite von 16,80 Metern vor und lag damit deutlich vor Oliver Rohwer, der im zweiten Versuch auf 16,36 Meter kam.
Zwei M 55-Dreifachsieger
Zwei Dreifachsieger gab es in der Klasse M 55: Reinhard Michelchen (VfL Sindelfingen) zeigte mit 7,74 Sekunden über 60 Meter, 25,02 Sekunden über 200 Meter und 56,98 Sekunden über 400 Meter gute Sprintzeiten, Wolfgang Ritte (Weseler TV) gewann neben dem Stabhochsprung (4,10 m) auch die 60 Meter Hürden in 9,69 Sekunden und den Weitsprung mit 5,45 Metern.
Mit Siegen über 200 Meter in 26,99 Sekunden, über 400 Meter in 60,84 Sekunden, über 60 Meter Hürden in 8,45 Sekunden und einem zweiten Platz über 60 Meter in 8,45 Sekunden ragte Hans-Jürgen Frühauf (TSV Weilheim) in der Klasse M 65 heraus. Auf ein beachtliches Double in den Langwürfen kam Hermann Huppertsberg (DT Ronsdorf) mit 47,22 Metern im Diskuswurf und 52,19 Metern im Hammerwurf.
Guido Müller sprintet allen davon
Drei Titel ersprintete sich Guido Müller (TSV Vaterstetten) in der Klasse M 70 mit 8,53 Sekunden über 60 Meter vor Arno Hamaekers, der auf 8,59 Sekunden kam, über 200 Meter in 27,35 Sekunden und über 400 Meter in 61,39 Sekunden. Fast zeitgleich liefen für Hermann Albrecht (SpVgg Satteldorf), dem frischgekürten „Senioren-Leichtathleten des Jahres 2010“, die Wettbewerbe ab. Im Steigerwaldstadion beförderte er den Hammer auf 50,40 Meter, unter dem Hallendach gewann er den Hochsprung mit 1,41 Metern.
Schon gut in Schuss zeigten sich die Werfer in der Klasse M 75: Unter den gegebenen Umständen legten Diskuswerfer Peter Speckens (SV Rot-Weiß Schlafhorst) mit 40,05 Metern und Speerwerfer Lothar Huchthausen (LG Altmark) mit 42,47 Metern beachtliche Weiten vor.
Titelverteidigerinnen wieder vorn
Anja Wich-Heiter (LAZ Zweibrücken) verteidigte in der Klasse W 30 ihren Hochsprungtitel aus dem Jahr 2010 mit Erfolg und übersprang 1,72 Meter. Im Hammerwurf kam die gerade in die Seniorinnenklasse W 30 aufgerückte Bianca Wiecken (ASC 09 Dortmund) auf 54,63 Meter.
Mit Corina Pape (MTV 1881 Ingolstadt) setzte sich auch in der Klasse W 35 eine Vorjahrsmeisterin durch: Sowohl über 200 Meter in 25,79 Sekunden als auch über 400 Meter in 57,30 Sekunden lag sie klar vorn. Bettina Schardt, erstmals für die MTG Mannheim startend, gewann den Diskuswettbewerb mit 43,65 Metern.
Überraschung über 3.000 Meter
Karin Stranzinger (TSV Simbach) hatte im Vorjahr über 60 Meter der Klasse W 35 gesiegt, das Gleiche gelang ihr nun auch in ihrer „neuen“ Altersklasse in 8,12 Sekunden. Über 3.000 Meter der Klasse W 40 sah es lange Zeit nach einem „programmgemäßen“ Sieg von Veronika Ulrich (LG Neu-Isenburg/Heusenstamm) aus. Kathrin Bogen (SC DHfK Leipzig) ließ sich allerdings nicht abschütteln und schaffte es in der Schlussrunde tatsächlich, an Veronika Ulrich, bei der sich ihr Trainingsrückstand doch bemerkbar machte, vorbeizukommen und in 10:19,12 Minuten mit knapp drei Sekunden Vorsprung zu gewinnen.
Zweimal Heike Jörg (LAZ Obernburg-Miltenberg) vor Katja Berend (SV Großhansdorf) hieß es in den Sprintwettbewerben der Klasse W 45. Über 60 Meter erzielte Heike Jörg 8,17 Sekunden und über 200 Meter kam sie auf 26,38 Sekunden.
Heimspiel für Ulrike Engelhardt
Von ihren Achillessehnenproblemen befreit, sie fiel 2010 fast völlig aus, war Petra Kauerhof (LAZ Obernburg-Miltenberg) in der Klasse W 50 einfach nicht zu schlagen: Mit 8,50 Sekunden über 60 Meter, 27,66 Sekunden über 200 Meter und 64,51 Sekunden über 400 Meter holte sie sich alle drei Sprinttitel.
Noch eine Meisterschaft mehr, sie lag bei ihrem „Heimspiel“ in allen Wurfwettbewerben vorn, holte Ulrike Engelhardt (ASV Erfurt). Herausragend war dabei ihr Hammerwurfresultat von 47,20 Metern, mit dem sie nur um zehn Zentimeter hinter ihrer Vorjahrsleistung zurückblieb und auch gar nicht so weit von der deutschen Bestleistung von 47,56 Metern (Heidi Keller, SV Stuttgarter Kickers) entfernt blieb. Mit der Kugel kam sie auf 12,48 Meter, mit dem Diskus auf 40,71 Meter und mit dem Speer auf 33,71 Meter.
Helga Freyer-Krause diesmal unter der deutschen Bestleistung
Im Hochsprung der Klasse W 50 hatte Helga Freyer-Krause (SF Blau-Gelb Marburg) zwei Wochen zuvor die deutsche Hallenbestleistung auf 1,54 Meter gesteigert, in Erfurt scheiterte sie zwar knapp an dieser Höhe, gewann aber mit 1,51 Metern.
Ulrike Hiltscher (LG Neiße) beherrschte in der Klasse W 55 die Sprintstrecken. Sie gewann die 60 Meter in 9,11 Sekunden, die 200 Meter in 29,99 Sekunden und die 400 Meter in 69,22 Sekunden. Dazu kam noch ein Titel im Weisprung mit 4,28 Metern. Mit 9,76 Sekunden über 60 Meter war Renate Kimmel (TSV Speyer) deutlich schneller als bei ihrem Sieg vor einem Jahr, sie lag nur um sechs Hundertstelsekunden über der deutschen Bestleistung von Christiane Schmalbruch aus dem Jahr 2008.