
Senioren in Erfurt in Rekordlaune
Was am ersten Tag der Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften in Erfurt schon vielversprechend begonnen hatte, wurde am zweiten Wettkampftag mit hochklassigen Wettkämpfen und einer ganzen Reihe von Welt-, Europa- und Deutschen Rekorden fortgesetzt.
Wieder einmal boten die Erfurter Leichtathletikhalle sowie die Wurfanlagen des Steigerwaldstadions bei bester Organisation den knapp 1.100 Athleten die Voraussetzungen, die am Ende zu fünf Weltrekorden, einem Europarekord, mehr als einem Dutzend Deutschen Hallenbestleistungen sowie zwei Deutschen Bestleistungen in den Winterwürfen führten.
In der Klasse M 35 machte die 4 x 200-Meter-Staffel des TV Herkenrath die Prognose ihres Schlussläufers Andreas Schulze („So um 1:33 Minuten wollen wir schon laufen“) wahr und stellte mit 1:32,62 Minuten eine neue Deutsche Hallenbestleistung auf. Jochen Gippert, Kolja Ewert, Timo Esser-Bendel und Andreas Schulze verbesserten die eigene Bestmarke von 1:34,81 vom 9. Februar damit ganz erheblich. Jochen Gippert holte sich durch Staffelerfolg nach seinen Siegen über 60 Meter und 200 Meter den dritten Sprinttitel. Zu drei Einzelmeisterschaften kam Dr. Thomas Ritte (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) mit 8,72 Sekunden über 60 Meter Hürden, 4,75 Metern im Stabhochsprung und 6,50 Metern im Weitsprung.
Andy Dittmar mit Maßarbeit
Maßarbeit lieferte Kugelstoßer Andy Dittmar (BIG Gotha) ab, als er in der Klasse M 40 mit 18,32 Metern genau die Marke erreichte, mit der er am 19. Januar an gleicher Stelle Fred Schladen (LGJ Bonn/Troisdorf) als Inhaber der Deutschen M-40-Hallenbestleistung abgelöst hatte.
Alle drei Sprinttitel sicherte sich in der Klasse M 45 Andreas Schulze (TV Herkenrath). Der frühere Rastatter lief die 60 Meter in 7,46 Sekunden, die 200 Meter in 23,47 Sekunden und die 400 Meter in 52,49 Sekunden. Mit seinen Staffelkollegen der Klasse M 35 kam Andreas Schulze zum Abschluss als Vierfachmeister zum totalen Sprinterfolg. Tilman Northoff (TuS Jöllenbeck) gewann mit 16,44 Metern im Kugelstoß, aber ein „Ausrutscher“ nach oben wollte dem neuen Inhaber der Deutschen Hallenbestleistung (17,36 m am 25. Januar) diesmal nicht glücken.
In der Klasse M 50 kam es über 800 Meter nicht zum mit Spannung erwarteten Zweikampf zwischen den Inhabern der Deutschen Hallenbestleistung, beide stehen mit 2:04,45 Minuten in den Listen, denn Peter Oberließen (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) ließ von Beginn an keinen Zweifel an seinem Sieg in 2:05,87 Minuten aufkommen. Jörg Sender (TuS Eintracht Minden), von Anfang an deutlich zurückliegend, konnte mit 2:09,13 Minuten nur seinen zweiten Rang absicherte. Ex-Zehnkämpfer Michael Rückel (KSG Bieber) zeigte mit 47,78 Metern im Diskuswurf sowie 59,68 Metern im Speerwurf schon eine gute Frühform.
Wolfgang Knabe überrascht die Sprinter
Wolfgang Knabe (OSC Damme) schlug in der Klasse M 55 mit seinem Sieg über 200 Meter in 25,04 Sekunden den Spezialisten ein Schnippchen und gewann natürlich mit 13,34 Metern auch den Dreisprung. Martin Vogel (LAZ Saarbrücken) verbesserte zum dritten Mal die Deutsche Hallenbestleistung über 60 Meter Hürden und ist nun nach 8,84 Sekunden, 8,83 Sekunden bei 8,81 Sekunden angelangt.
Duplizität der Ereignisse: Während Sohn Thomas in der Klasse M 35 über die Hürden, im Stabhochsprung und im Weitsprung drei Titel gewann, gelang Vater Wolfgang Ritte (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) in den gleichen Wettbewerben ein Dreifachsieg in der Klasse M 60. Mit dem Unterschied, dass der „Oldie“ wieder einmal mit 4,13 Metern einen neuen Hallenweltrekord aufstellte, den er mit 4,12 Metern aber auch schon selbst besaß.
Seine eigene Deutsche Hallenbestzeit von 2:23,15 Minuten verbesserte Johann Schrödel (TSG 08 Roth) über 800 Meter der Klasse M 65 auf 2:21,02 Minuten, während Winfried Schmidt (TuS Köln rrh.) in einem Sololauf über 3.000 Meter auf sehr gute 10:35,30 Minuten kam.
Geese und Marg mit Hellenweltrekorden
Herausragender Athlet der Klasse M 70 war Dr. Rolf Geese (LG Göttingen), der mit 9,76 Sekunden den bisher gültigen Hallenweltrekord des in Erfurt wegen Verletzung fehlenden Arno Hamaekers (LAG Obere Murg) um 12 Hundertstel verbesserte. Einmal unter dem Dach, mit der Kugel kam er auf 13,83 Meter, und einmal im Freien, hier warf er den Hammer auf 51,79 Meter, war Lutz Caspers (TV Alzey) siegreich.
Gut gerüstet für die Senioren-Hallenweltmeisterschaften zeigte sich Guido Müller (TSV Vaterstetten): Seinen eigenen Europarekord über 200 Meter verbesserte er von 28,10 Sekunden auf 27,87 Sekunden und über 400 Meter steigerte er seine eigene Weltrekordzeit von 63,34 Sekunden auf jetzt 63,12 Sekunden.
Zum Doppelsieg über 800 Meter und 3.000 Meter kam Albert Walter (MTV 1881 Ingolstadt). Über die längere Distanz lief er mit 11:25,75 Minuten eine neue Deutsche Hallenbestzeit.
Weltrekord in der M75-Klasse
Ins Visier genommen hatte Kugelstoßer Karl-Heinz Marg (SG Osterholzer LA) den M75-Weltrekord mit der Kugel. Der Finne Leo Saarinen hatte anlässlich der Halleneuropameisterschaften 2005 im schwedischen Eskilstuna 13,66 Meter erreicht, die von Karl-Heinz Marg bereits im zweiten Durchgang mit 3,80 Metern übertroffen wurden.
Es folgten dann der neue Hallen-Weltrekord von 14,01 Metern und mit 13,80 Metern im vierten und 13,84 Metern im fünften Versuch zwei weitere Leistungen über dem alten Weltrekord.
Deutsche Bestmarken gab es auch in der Klasse M 85: Herbert Müller (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) steigerte gleich auf vier Distanzen die Bestleistungen. Über 60 Meter lief er 10,33 Sekunden, die 200 Meter legte er in 35,24 Sekunden zurück, über 400 Meter erreichte er 82,83 Sekunden und über 800 Meter steht die Bestmarke jetzt auf 3:32,50 Minuten.
Starker Hürdensprint durch Annette Funck
Erneut ein Klasseresultat erzielte Annette Funck (LG Fallingbostel) in der Klasse W 35 mit 8,69 Sekunden über 60 Meter Hürden. Etwas überraschend war der 3.000-Meter-Erfolg von Kerstin Stephan (LC Olympia Wiesbaden) vor der Titelverteidigerin Melanie Klein-Arndt (SFD 75 Düsseldorf-Süd), aber diese hatte schon ein flottes 800-Meter-Rennen in mit 2:17,10 Minuten in den Beinen.
Ihren Hochsprungtitel vom Vorjahr verteidigte Tatjana Schilling (TSV 1850/09 Korbach) in der Klasse W 40 mit 1,56 Metern erfolgreich, dazu kam noch der Weitsprungsieg mit 5,33 Metern. Zweimal ganz oben auf dem Treppchen stand auch, wie schon 2013, Bettina Schardt (MTG Mannheim), die mit dem Diskus auf 41,62 Meter kam und auch den Hammerwurf mit 43,31 Metern gewann.
Und auch in der Klasse W 45 gab es eine Athletin, die zweimal gewann: Sprinterin Heike Jörg (LAZ Obernburg-Miltenberg) gewann sowohl die 60 Meter in 8,28 Sekunden als auch die 200 Meter in 26,67 Sekunden. In einem spannenden Hochsprungduell siegte die Titelverteidigerin Ulrike Julien (LAC Saarlouis) mit 1,58 Metern vor Frauke Lindemann (TSV Burgdorf), die 1,55 Meter schaffte.
Katja Berend (SV Großhansdorf) blieb als als Sprintsiegerin der Klasse W 50 über 60 Meter mit 8,33 Sekunden nur unwesentlich über ihrer eigenen Deutschen Bestmarke von 8,31 Sekunden und hatte über 200 Meter mit ihren 27,22 Sekunden mehr als zwei Sekunden Vorsprung vor der Konkurrenz. Jana Müller-Schmidt (SV Werder Bremen), frisch in die Klasse W 50 gewechselt, nutzte bei ihrem ersten Hallenstart die Gelegenheit, um mit der Kugel die bisher gültige Deutsche Bestleistung von 14,47 Metern, erzielt von Helma Teuscher (SV Halle) im Jahr 2006, auf 14,52 Meter zu verbessern. Die Bremerin wird bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Budapest (Ungarn) allerdings noch in der Klasse W 45 starten.
Doppelschlag durch Sigrid Böse
Petra Kauerhof (LAZ Obernburg-Miltenberg) beherrschte die Sprintwettbewerbe der Klasse W 55 mit 8,85 Sekunden über 60 Meter, 29,04 Sekunden über 200 Meter und 67,43 Sekunden über 400 Meter. Dreimal war auch Sigrid Böse (LG Neiße) erfolgreich und brachte das Kunststück fertig, innerhalb einer Stunde ihre eigenen Deutschen Bestleistungen über 60 Meter Hürden von 10,36 auf 10,29 Sekunden und im Dreisprung von 9,62 Metern auf 9,77 Meter zu verbessern, vorher hatte sie schon den Weitsprung mit 4,60 Metern gewonnen.
In der Klasse W 60 gewann Helga Schüßler (TSV Kirchhain) die 200 Meter in 30,98 Sekunden und den Weitsprung mit 4,28 Metern und erreichte über 60 Meter hinter Karin Siller (SC Porta Westfalica Nammen) Rang zwei. Nach längerer Pause trat Lokalmatadorin Ulrike Engelhardt (ASV Erfurt) wieder in Erscheinung und das gleich wieder mit Erfolg: 33,15 Meter im Diskuswurf und 39,82 Meter brachten ihr beim Meisterschaftseinstand zweimal Platz eins ein.
In der Klasse W 65 kam Brigitte Schommler (LAC Ruppin) sowohl über 60 Meter in 9,35 Sekunden als auch über 200 Meter in 32,20 Sekunden zum Erfolg. Den Langsprint über 400 Meter gewann Elisabeth Meyer (LG Kreis Ahrweiler) genau wie die 800 Meter.
Ingrid Holzknecht (LG Elmshorn) war in der Klasse W 75 in den Würfen nicht zu bezwingen: Sie gewann mit der Kugel und lag auch mit dem Diskus und dem Speer vor der Konkurrenz. Den Hammerwurf ließ sich allerdings Gudrun Mellmann (SV Lurup Hamburg) mit guten 32,50 Metern nicht nehmen.
Weltrekord auch in der W 80
In den Klassen W 75 und W 80 waren zwei Werferinnen der Extraklasse am Start. Anne Chatrine Rühlow (W 75, SV Burgsteinfurt) kam mit 9,92 Metern im Kugelstoß dicht an die 10-m-Marke heran und erzielte starke 28,35 Meter mit dem Diskus.
Und in der Klasse W 80 erreichte Susanne Wissinger (TV Gelnhausen) sogar mit 10,44 Metern einen neuen Hallenweltrekord für diese Klasse. Die 24,42 Meter, die Susanne Wissinger mit dem Diskus erreichte, bedeuten genau so Deutsche Bestleistung wie die 25,77 Meter, die Christa Winkelmann (CSV Krefeld) mit dem Hammer in der Klasse W 80 erreich