Sergej Bubka - Mit 35 Weltrekorden unerreicht
Es war der erste Schritt zur Legende und der Beginn einer Salami-Taktik, die ihm Millionen einbrachte: Am Donnerstag (15. Januar) vor 25 Jahren stellte Stabhochspringer Sergej Bubka im litauischen Vilnius den ersten Weltrekord seiner Karriere auf. 5,81 Meter überquerte der damals 20-Jährige und verdrängte den US-Amerikaner Billy Olson von der Spitze der Bestenliste.
Seitdem ist Sergej Bubka mit einer kleinen Unterbrechung von wenigen Wochen die Nummer eins im Stabhochsprung-Kosmos, schraubte den Rekord in insgesamt 35 Schritten auf 6,15 Meter. Sergej Bubka gilt in der Leichtathletik als lebende Legende, seine Nachfolger rütteln bislang vergeblich an seinem Thron.Allerdings kämpfen sie unter erschwerten Bedingungen. Denn seit seinem Abgang vor acht Jahren gab es zahlreiche Regeländerungen, an denen auch der Weltrekordler mitbastelte. „Das Zitat, Bubka meißele sich selbst den Marmor, ist vollkommen berechtigt“, meinte im Vorjahr der deutsche Rekordler Tim Lobinger von der LG Stadtwerke München (6,00 m). So ist es mittlerweile verboten, die Latte beim Überqueren festzuhalten. Auch sind die Auflageflächen verändert worden.
Einer der einflussreichsten Sportfunktionäre
Als Vizepräsident des Weltverbandes IAAF, NOK-Präsident der Ukraine und IOC-Mitglied ist Sergej Bubka heute einer der einflussreichsten Sportfunktionäre der Welt. Sein Name wird immer wieder genannt, wenn es um die Nachfolge von Jacques Rogge als IOC-Präsident im Jahr 2013 geht. Dass der heute 45-Jährige auch in der Sportpolitik an die Spitze will, gilt als sicher.
Als Athlet stellte er mit seinen Weltrekorden und sechs WM-Titeln zwischen 1983 (Helsinki/Finnland) und 1997 (Athen/Griechenland) einen Rekord für die Ewigkeit auf. Aber nur 1988 in Seoul (Südkorea) war er auch Olympiasieger. Spektakulär trat Sergej Bubka 1983 ins Rampenlicht. Bei der Premiere der Leichtathletik-WM wurde er als Nobody mit 5,70 Metern Weltmeister, siegte dann 1987 auch in Rom (5,85 m), 1991 in Tokio (Japan; 5,70 m), 1993 in Stuttgart (6,00 m), 1995 in Göteborg (Schweden; 5,92 m) und 1997 in Athen (6,05 m). Zwei Jahre später endete die Serie in Sevilla (Spanien) nach einem Haarriss an der Ferse. WM-Gold gewann damals jener Mann, der auch 1992 bei Olympia in Spanien siegte, als Sergej Bubka bei der Anfangshöhe von 5,70 Metern nullte: Der Russe Maxim Tarasov.
Nicht viel Glück bei Olympia
Die Olympischen Götter waren Sergej Bubka nie so richtig hold gewesen. 1984 boykottierte die Sowjetunion Los Angeles (USA), 1988 in Seoul gewann er nach zwei Fehlversuchen über 5,90 Meter mit Hängen und Würgen gegen Teamkamerad Rodion Gataullin. 1996 in Atlanta (USA) streikte die Achillessehne und 2000 in Sydney (Australien) feierte Sergey Bubka den Abschied aus der Olympia-Arena erneut mit „salto nullo“.
Die Sechs-Meter-Schallmauer durchbrach Sergey Bubka erstmals am 13. Juli 1985 in St. Denis/Paris (Frankreich). Nach zwei Fehlversuchen hatte die Latte gewackelt, doch sie blieb liegen. „Der Sprung war technisch gar nicht so gut“, mäkelt Perfektionist Bubka noch heute. Unter dem Dach nahm er die sechs Meter erstmals am 11. Februar 1989 in Osaka (Japan; 6,03 m).
Es war ein Befreiungsschlag. Nachdem er elf Weltrekorde in Serie aufgestellt hatte, war ihm Rodion Gataullin böse in die Quere gekommen: Erst mit der Sechs-Meter-Premiere in der Halle am 22. Januar, dann 13 Tage später mit 6,02 Metern.
„Keine Maschine“
Der Zweite, der Sergej Bubkas Serie von 17 Freiluft- und 18 Hallen-Weltrekorden zwischen dem 26. Juni 1984 und dem 31. Juli 1994 noch störte, war der Franzose Thierry Vigneron, der am 31. August 1984 in Rom 5,91 Meter überwand, doch am Ende des Wettkampfes saß Sergey Bubka mit 5,94 Metern wieder auf dem Thron. Den Weltrekordsprung widmete er damals als „persönliches Geschenk“ dem XXVII. Parteitag der KPdSU.
Sergej Bubkas Weltrekord-Produktion per „Salami-Taktik“ versagte nie, hatte 1984 (7) und 1991 (8) Hochkonjunktur, geriet aber mehrfach ins Stocken. „Ich bin keine Maschine“, wehrte sich damals der Mann, der in seiner besten Zeit 100.000 US-Dollar Prämie für eine neue Höchstmarke sowie 75.000 US-Dollar Antrittsgeld erhielt. Für seinen letzten Weltrekord am 31. Juli 1994 in Sestriere (Italien) erhielt er einen Ferrari Spider als Prämie, in dem er mit Ehefrau Lilja und den beiden Söhnen im Stadion eine Ehrenrunde drehte. Im Februar 2001 trat er in seiner Heimatstadt Donezk zurück, wo man ihm ein Bronze-Denkmal errichtete.
Die Weltrekordentwicklung im Stabhochsprung
5,85 Sergej Bubka (Ukraine) Bratislava/Slowakei 26.06.1984
5,88 Sergej Bubka St. Denis/Frankreich 02.06.1984
5,90 Sergej Bubka London/Großbritannien 13.07.1984
5,91 Thierry Vigneron (Frankreich) Rom/Italien 31.08.1984
5,94 Sergej Bubka Rom/Italien 31.08.1984
6,00 Sergej Bubka Paris/Frankreich 13.07.1985
6,01 Sergej Bubka Moskau/Russland 08.07.1986
6,03 Sergej Bubka Prag/Tschechische Republik 23.07.1987
6,05 Sergej Bubka Bratislava/Slowakei 09.06.1988
6,06 Sergej Bubka Nizza/Frankreich 10.07.1988
6,07 Sergej Bubka Shizuoka/Japan 06.05.1991
6,08 Sergej Bubka Moskau/Russland 09.06.1991
6,09 Sergej Bubka Formia/Italien 08.07.1991
6,10 Sergej Bubka Malmö/Schweden 05.08.1991
6,11 Sergej Bubka Dijon/Frankreich 13.06.1992
6,12 Sergej Bubka Padua/Italien 30.08.1992
6,13 Sergej Bubka Tokio/Japan 19.09.1992
6,14 Sergej Bubka Sestriere/Frankreich 31.07.1994
Die Entwicklung des Hallen-Weltrekordes
5,81 Sergej Bubka (Ukraine) Wilnius/Litauen 15.01.1984
5,82 Sergej Bubka Mailand/Italien 01.02.1984
5,83 Sergej Bubka Inglewood/USA 10.02.1984
5,87 Sergej Bubka Osaka/Japan 15.01.1986
5,92 Sergej Bubka Moskau/Russland 08.02.1986
5,94 Sergej Bubka Inglewood/USA 21.02.1986
5,95 Sergej Bubka New York/USA 28.02.1986
5,96 Sergej Bubka Osaka/Japan 15.01.1987
5,97 Sergej Bubka Turin/Italien 17.03.1987
6,00 Rodion Gataullin (Russland) St. Petersburg/Russland 22.01.1989
6,02 Rodion Gataullin (Russland) Gomel/Weißrussland 04.02.1989
6,03 Sergej Bubka Osaka/Japan 11.02.1989
6,05 Sergej Bubka Donezk/Ukraine 17.03.1990
6,08 Sergej Bubka Wolgograd/Russland 09.02.1991
6,10 Sergej Bubka San Sebastian/Spanien 15.03.1991
6,11 Sergej Bubka Donezk/Ukraine 19.03.1991
6,12 Sergej Bubka Grenoble/Frankreich 23.03.1991
6,13 Sergej Bubka Berlin/Deutschland 21.02.1992
6,14 Sergej Bubka Lievin/Frankreich 13.02.1993
6,15 Sergej Bubka Donezk/Ukraine 21.02.1993
Quelle: Sport-Informations-Dienst