Serie: Fit in jedem Alter (VI)
Läufer leben länger - wenn sie richtig trainieren. Wir zeigen Ihnen, wie es geht. Und wie Sie ganz nebenbei auch noch effektiver trainieren. Wir setzen unsere Serie mit den Läufern über 75 Jahren fort.
Wer sein Leben lang Sportler war, erntet nun die Früchte. Auch mit über 80 kann man sich noch wie 60 fühlen. Wissenschaftler sprechen gern vom „vierten Alter“. Gemeint sind Menschen jenseits der 80. Um sportliche Höchstleistungen geht es hier lange nicht mehr, aber um Mobilität. Darum, bis ins hohe Alter beweglich zu bleiben.Möglichst lange selbstständig
Frank Nieder arbeitet an der Deutschen Sporthochschule in Köln in dem Projekt „fit für 100“. Dort geht es in erster Linie darum, alten Menschen so lange wie möglich ein selbstständiges Leben zu ermöglichen. „Entlastung durch Belastung“, nennt der Wissenschaftler die Zielsetzung. Im Alter spielt Ausdauersport keine entscheidende Rolle, vielmehr geht es um Beweglichkeit und Kraft. „Wer aber noch Laufen kann und will, sollte lieber fünfmal 3 Kilometer in der Woche laufen als einmal 15“, sagt Frank Nieder.
Die Experten der Deutschen Sporthochschule in Köln haben in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern bemerkenswerte Ergebnisse herausgefunden. So erkranken Menschen, die lange körperlich aktiv sind, weniger häufig an Demenz, zudem reduziert eine höhere Fitness den Verlust von Hirngewebe und regelmäßiges Belastungstraining verbessert funktionale Körperprozesse.
Sport - das Medikament des Jahrhunderts
Bei einer Untersuchung mit 700 älteren Männern wurde nachgewiesen, dass ein täglicher Spaziergang von drei Kilometern das Sterblichkeitsrisiko um fast die Hälfte reduziert. Hans Georg Predel, ein Kollege Frank Nieders an der Sporthochschule aus der Sportmedizin sagt, dass der 30-minütige Spaziergang, kombiniert mit fettarmer Ernährung, bei Diabetikern sogar besser wirke als Medikamente. „Gäbe es eine Arznei, die alle positiven Aspekte des Sports vereinigt, dann wäre es vermutlich das Medikament des Jahrhunderts“, meint Hans Georg Predel.
Gründe, bis ins hohe Alter in Bewegung zu bleiben, gibt es also genug. „Wirkliche Läufer gibt es bei den über 80-Jährigen nur noch wenige“, weiß Frank Nieder. Meist sind es Menschen, die ihr Leben lang schon Sport getrieben haben.
Darauf müssen Sie achten
Der Trainingsplan in dieser Altersgruppe sieht eigentlich sehr einfach aus. Mit Vernunft so viel trainieren, dass es Spaß macht. Wer noch laufen möchte, sollte lieber öfter kürzere Strecken zurücklegen. Eine Mischung aus Laufen und Walken ist ideal.
Viel wichtiger als Ausdauertraining sind in dieser Alterklasse leichte Übungen, die die Beweglichkeit im Alltag erhalten. Machen Sie leichte Kräftigungsübungen für die Beinkraft (Aufstehen aus dem Sitzen), für die Handkraft (Training mit kleinen Gummibällen) oder Übungen für die Mobilisation von Rumpf- und Schulterbereich.
Das Beispiel: Kurt Vey, 79 Jahre
Ein Leben ohne Sport ist für den gebürtigen Münchner undenkbar. Früher schoss er auf Ski steile Berge hinunter, er war sogar einmal Deutscher Jugendmeister. Auch heute sind die zwei Bretter seine große Leidenschaft. Da er seit 54 Jahren in Köln lebt, verbringt er „nur“ noch sechs Wochen im Jahr auf Ski. „Ich lasse es seit ein paar Jahren etwas ruhiger angehen“, sagt Kurt Vey. Bei den Abfahrten merke er auch, dass er langsam älter werde.
Auch beim Laufen schraubt er sein Pensum etwas zurück. 10 Kilometer sind kein Problem für ihn, aber auf die Uhr - so wie früher - schaut er dabei nicht mehr. Dreimal die Woche besucht er ein Fitness-Studio beim ASV Köln, wo er seit 40 Jahren Mitglied ist. Mittlerweile verbringt er mehr Zeit an den Geräten als auf der Laufstrecke. „Ich habe mein ganzen Leben lang Sport getrieben“, sagt er. Und ergänzt: „Dass ich dieses Jahr 80 Jahre alt werde, kann ich gar nicht glauben.“