Shelly-Ann Fraser muss mit Sperre rechnen
Als sich Landsmann Usain Bolt (Jamaika) beim Comeback von Lausanne (Schweiz) in 9,82 Sekunden feiern ließ, war Shelly-Ann Fraser am Boden zerstört. Ein positiver Test beim Diamond League-Meeting am 23. Mai in Shanghai (China) bedroht womöglich die Karriere der 23-Jährigen, die vor zwei Jahren bei Olympia in Peking (China) ebenfalls 100-Meter-Gold für Jamaika gewonnen hatte.
"Mein Ruf ist einigermaßen ruiniert. Jeder wird jetzt spekulieren, ich würde verbotene Mittel nehmen. Aber ich habe nichts zu verbergen. Ich habe nur ein Mittel gegen Zahnschmerzen genommen", sagte eine trotzige Shelly-Ann Fraser in einem ersten Statement und stellte fest: "Ich fliege jetzt nach Hause zu einem Hearing bei meinem nationalen Leichtathletik-Verband. Ich hoffe, sie akzeptieren meine Erklärung."Der Weltverband IAAF hat Shelly-Ann Fraser wegen der Einnahme des auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) stehenden Schmerzmittels Oxycodon inzwischen Startverbot erteilt. "Dieses morphinhaltige Narkotikum ist außerhalb des Wettkampfes zugelassen, es hat keine leistungssteigernde Wirkung", sagt Wilhelm Schänzer, Leiter des Kölner Labors für Dopinganalysen. Der Biochemiker rechnet mit einer reduzierten Sperre: "Diese kann zwischen einer Verwarnung und drei Monaten Startverbot liegen."
Mittel vom Trainer
Shelly-Ann Fraser sagt, vor dem Flug nach Shanghai habe sie zu Hause auf Jamaika Zahnschmerzen gehabt und sich drei Zähne füllen lassen. Das Schmerzmittel habe jedoch nicht geholfen, sie habe in Shanghai an einen Startverzicht gedacht. Dann habe ihr Trainer Stephen Francis ein stärkeres Mittel gegeben, das ihm bei Nierenschmerzen geholfen habe. Damit habe sie starten können, sich aber bei ihrem zweiten Platz in schwachen 11,23 Sekunden nicht gut gefühlt.
Vor drei Wochen wurde Shelly-Ann Fraser laut ihrem Manager Adrian Laidlaw darüber informiert, dass sie provisorisch suspendiert sei. Bisher sei nur die A-Probe analysiert worden. Shelly-Ann Fraser sagt: "Ich zweifle das Ergebnis nicht an. Es besteht keine Notwendigkeit, die B-Probe zu öffnen."
Etliche Fälle mit Stimulanzien
Wilhelm Schänzer glaubt, dass Jamaikas Team hinsichtlich der Einnahme von Medikamenten schlecht beraten ist. "Es gab schon etliche Fälle mit Stimulanzen. Da müsste das Umfeld besser aufpassen."
So standen acht Jamaikaner in den letzten Jahren im Mittelpunkt von Dopingaffären, darunter auch Yohan Blanke, in Lausanne in 9,96 Zweiter hinter Usain Bolt. Für zwei Jahre gesperrt wurde nur Christopher Williams, WM-Zweiter 2001 über 200 Meter.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)