Siegerehrung aus dem Infield in die Startkurve
Die Athleten, die bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm (4./5. Juli) nach erfolgreich absolvierter Arbeit den routinemäßigen Weg auf den Rasen einschlagen, um sich dort ihre Medaillen abzuholen, werden vergebens auf ihre Ehrung warten. Erstmals findet die Siegerehrung für die besten Acht nicht im Infield, sondern in der Mitte der Startkurve statt, genauer: unter der Videoleinwand auf einem Siegerpodest.
Nach der Beendigung des Wettkampfes werden die besten acht Athleten jeder Disziplin im Ulmer Donaustadion geehrt. So weit bleibt alles beim Alten. Neu sind jedoch der Ort der Siegerzeremonie und der Weg dorthin. Nicht mehr wie sonst auf dem Rasen, sondern in der Mitte der Startkurve unter der großen Videoleinwand werden die Blumensträuße, Medaillen und Urkunden vergeben.Der Weg dorthin ist ebenfalls neu. So werden die Athleten über einen Korridor, der mitten durch die Zuschauerränge führt, zum Podest geleitet. "Die Zuschauer sollen dadurch noch näher an den Wettkämpfern dran sein und so auch leichter zu Autogrammen kommen", sagt Frank Kowalski, Direktor Veranstaltungsmanagement des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Kompakteres Programm
Die Nähe zwischen Sportler und Zuschauer war der Hauptgrund für die Verlegung der Siegerehrung, jedoch nicht der einzige. Erstmals soll das Hauptprogramm mit allen Endkämpfen und Finalläufen innerhalb von drei Stunden vollzogen werden, um attraktiver für das Fernsehen zu werden. Hier lautet das Motto: kompakt und spannend.
Entsprechend straff ist auch der Zeitplan. Zeit für Siegerehrungen auf dem Rasen, die die Wettkämpfe unterbrechen und die Aufmerksamkeit auf sich lenken, bleibt da nicht. Mit der jetzigen Lösung können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. "Die Wettkämpfe werden nicht gestört und die Siegerehrung gleichzeitig aufgewertet", sagt Frank Kowalski.
Fokus auf den Wettkämpfen
"Der Fokus soll auf den Wettkämpfen liegen. Das hat Priorität. Außerdem ist es organisatorisch wesentlich einfacher, wenn die Siegerehrungen nicht im Infield stattfinden", erklärt Frank Kowalski. Die Siegerehrung zu verlegen ist ein weiterer Schritt, den Zuschauern die Leichtathletik und die Athleten näher zu bringen. Ein erster wurde bereits mit der Fan-Card getan. Mit dieser erhalten Kinder und Jugendliche in Ulm freien Eintritt (Stehplatz) und dürfen mit den Top-Athleten am Samstag (4. Juli) um 13.45 Uhr eine Ehrenrunde im Stadion drehen.
Wie vieles im Jahr der Heim-WM, sollen auch die Deutschen Meisterschaften in Ulm ein Test für die Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August) sein. Im Olympiastadion werden die Siegerehrungen ebenfalls nicht wie bisher im Infield, sondern direkt unter dem Marathontor stattfinden. "Ulm ist so etwas wie ein Mini-Test für Berlin", sagt Frank Kowalski, der von der Änderung überzeugt ist. "Ich bin mir eigentlich sicher, dass dies bei Zuschauern und Athleten gut ankommen wird."
Nur bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven
Gerne hätte Frank Kowalski die Siegerehrung auch am Abend außerhalb des Stadions wie bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin (Italien) gemacht. "Das hat mir damals super gefallen, aber das kommt für uns nicht in Frage, weil hierzu einfach die Zuschauer fehlen würden", sagt Frank Kowalski.
Bei Deutschen Jugend-, Hallen-, Mehrkampf- oder Junioren-Meisterschaften wird in Sachen Siegerehrung jedoch alles beim Alten bleiben. "Bei diesen Veranstaltungen sind einfach zu wenig Zuschauer da. Da würde das Ganze mit dem Korridor durch die Zuschauer zum Siegerpodest keinen Sinn machen", sagt Frank Kowalski. Bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven soll es in Ulm jedoch nicht nur bei einem Test bleiben. Auch in den kommenden Jahren soll das neue Siegerehrungskonzept durchgeführt werden.
Maßnahme soll sich etablieren
Die letzte größere Änderung, die der Deutsche Leichtathletik-Verband in Sachen Siegerehrung vollzogen hat, war ein voller Erfolg. 1998 wurden beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen erstmals auch die Disziplin-Sieger unmittelbar nach dem jeweiligen Wettbewerb geehrt und erhielten für ihre Leistungen eine Goldmünze.
Dies kam bei Zuschauern wie Athleten gut an. Heute, elf Jahre später, hat sich daran nichts geändert. So soll es auch mit der Verlegung der Siegerehrung aus dem Infield in die Startkurve sein.
Deutsche Meisterschaften in Ulm