| Halbmarathon-Vorschau

Sifan Hassan greift in Berlin eigenen Europarekord an

Hannover, Wien, Rotterdam, Rom, Mailand und Madrid haben am Sonntag eines gemeinsam: dort werden große internationale Marathonläufe gestartet. In Berlin findet zeitgleich der 39. Generali Berliner Halbmarathon statt. Mit der Rekord-Meldezahl von 35.551 Läufern ist das Rennen der mit Abstand größte Lauf über die 21,0975 Kilometer im deutschsprachigen Raum. Und es ist eines der hochklassigsten Straßenrennen in Deutschland.
Jörg Wenig

Für den spitzensportlichen Höhepunkt könnte dabei am Sonntag eine Frau sorgen: Denn am Start stehen wird mit Sifan Hassan (Niederlande) die Europarekordlerin, die ihre eigene Bestzeit von 65:15 Minuten auf der schnellen Berliner Strecke unterbieten möchte. Mit dieser Zeit ist die aus Äthiopien stammende Läuferin lediglich 24 Sekunden vom Weltrekord (64:51 min) entfernt. Es ist zumindest davon auszugehen, dass in Berlin der mittlerweile schon 13 Jahre alte Streckenrekord fällt, den die Kenianerin Edith Masai mit 67:16 Minuten hält.

Sifan Hassan hatte sich vergangenen September in Kopenhagen in die Halbmarathon-Weltspitze katapultiert. Mit 65:15 Minuten wurde sie zur schnellsten Europäerin aller Zeiten. Sifan Hassan, die zum Oregon-Projekt des US-Trainers Alberto Salazar gehört, bewies auch in diesem Jahr bereits absolute Topform auf der Straße: Im Februar lief sie in Monte Carlo Weltrekord über 5 Kilometer mit 14:44 Minuten.

Anna Hahner und Fabienne Amrhein im Frauen-Feld

Unter normalen Umständen wird Sifan Hassan am Sonntag nicht zu schlagen sein. Mit Veronica Nyaruai (Kenia; Bestzeit: 67:58 min) geht aber eine Läuferin ins Rennen, der man zutrauen kann, in den Bereich des Streckenrekordes von 67:16 Minuten zu laufen. Für eine Überraschung sorgen könnte die Kenianerin Brillian Kipkoech, die in Berlin ihr Halbmarathon-Debüt laufen wird.

Gespannt sein darf man auf Anna Hahner, die sich nach langen Verletzungsproblemen und einem kompletten Neuaufbau unter ihrem neuen Trainer Dan Lorang zurückmelden will. Ihre Bestzeit von 73:12 Minuten bewegt sich im gleichen Bereich wie die einer weiteren deutschen Topläuferin im Rennen: Fabienne Amrhein (MTG Mannheim; 72:56 min), die sich im vergangenen Jahr sehr gut entwickelt hat und bei den Europameisterschaften in Berlin als beste deutsche Marathonläuferin Platz elf belegte.

Titelverteidiger Eric Kiptanui geht als Favorit ins Rennen

Bei den Männern spricht alles für einen Gewinner aus Kenia. In den vergangenen 17 Jahren kam der Sieger des Rennens lediglich zweimal nicht aus dem Läuferland Nummer eins. Eric Kiptanui hatte im vergangenen Jahr überraschend den elf Jahre alten Streckenrekord seines kenianischen Landsmannes Patrick Makau (58:56 min im Jahr 2007) um 14 Sekunden unterboten. Der 28-jährige Titelverteidiger geht als Favorit ins Rennen, obwohl seine Form zuletzt nicht überzeugend war.

Sein stärkster Konkurrent könnte sein Landsmann Wilfred Kimitei sein, der eine Bestzeit von 59:40 Minuten aufweist. Mit John Lotiang, Abraham Akopesha und William Wanjiku sind aber noch drei weitere Kenianer im Rennen, die bereits unter 61 Minuten gelaufen sind. Hinzu kommt mit Paul Kiprop zudem ein schwer einzuschätzender Newcomer.

Richard Ringer gibt Debüt

Richard Ringer hat im vergangenen Herbst mit eindrucksvollen Leistungen als Tempomacher beim Frankfurt-Marathon sowie bei einem 15-Kilometer-Rennen im holländischen Nijmegen gezeigt, dass seine Zukunft auf der Straße liegen sollte. Der 30-jährige Läufer des LC Rehlingen, der 2018 zunächst überraschend den 10.000-Meter-Europacup gewonnen hatte, machte in Frankfurt bis knapp über die 30-Kilometer-Marke hinaus Tempo für Arne Gabius. Über die 15 Kilometer in Nijmegen, wo Sieger Joshua Cheptegei (Uganda) mit 41:05 Minuten eine Weltbestzeit erreichte, wurde er dann beachtlicher Vierter mit 43:40 Minuten.

Noch ist Richard Ringer nicht auf die Straße umgestiegen und wird sich im Sommer wieder auf die Bahn-Langstrecken konzentrieren. Doch der Berliner Halbmarathon könnte ein nächster entscheidender Schritt in diese Richtung sein für Ringer, dem man im Marathon ein Zeit von unter 2:10 Stunden zutrauen kann. In Frankfurt passierte er im vergangenen Oktober die Halbmarathon-Marke in 64:52 Minuten. Die Distanz an sich ist für Richard Ringer somit kein Neuland. Aber er ist noch nie bei einem Halbmarathon-Rennen an den Start gegangen. Eine deutlich schnellere Zeit als in Frankfurt sollte möglich sein, wenn Ringer gesund und fit an den Start gehen kann.

Nach Berlin zurück kehrt Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg), der hier vor einem Jahr mit 63:14 Minuten seine persönliche Bestzeit aufstellte. Diese Zeit zu unterbieten, sollte das Ziel des 31-Jährigen sein, der beim Barcelona-Halbmarathon (Spanien) im Februar bereits 63:33 Minuten erreichte. Kurzfristig hat sich zudem Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) zu einem Start entschlossen. Der 23-Jährige lief in Verona (Italien) im Februar ein gutes Halbmarathon-Debüt und erzielte mit 63:32 Minuten die aktuelle deutsche Jahresbestzeit.

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