Silke Schmidt - Spätstarterin sorgt für Furore
Dass in der Senioren-Leichtathletik innerhalb einer Freiluftsaison mehr als 50 neue deutsche Bestleistungen aufgestellt werden, ist an sich schon außergewöhnlich genug. Im Jahr 2011 kam aber noch eine Besonderheit hinzu, die es bisher wohl noch nie gegeben hat: Die Zeitspanne, in der die Bestmarken erzielt wurden, erstreckte sich von Februar bis kurz vor Weihnachten. Silke Schmidt (mettmann-sport) gelang am 17. Dezember eine neue W50-Bestleistung im 10 Kilometer Straßenlauf.

Hatte man eine solche Leistung von dem in der Laufszene seit vielen Jahren erfolgreichen und bestens bekannten Peter Lessing fast schon erwarten können, so war das Ergebnis vom 17. Dezember doch einigermaßen überraschend, zumindest auf den ersten Blick.
Überraschend deshalb, weil sich mit Silke Schmidt eine Läuferin in die Rekordliste eintragen konnte, die im Gegensatz zu Peter Lessing erst seit ganz kurzer Zeit im Wettkampfbetrieb steht. Silke Schmidt lief bei einer Straßenlaufveranstaltung die 10 Kilometer in 36:19 Minuten und verbesserte damit die mehr als 23 Jahre alte W50-Bestmarke von Edeltraud Pohl (SF Ennepetal), die im Jahr 1988 auf 36:57 Minuten gekommen war.
Deutsche Bestleistung in Linschoten
Silke Schmidt erzielte die neue deutsche Bestleistung in Linschoten, einem kleinen Ort zwischen Utrecht und Leiden, und nicht, wie zunächst vermutet, in Winschoten, das durch die Ausrichtung des alljährlichen 100 Kilometer Wettbewerbs bekannt geworden ist. Ganz in der Nähe ihres Wohnortes Leiden also, denn hier ist die Literaturübersetzerin Silke Schmidt schon seit dem Jahr 1999 ansässig.
Über ihre leichtathletische Laufbahn lässt sich schnell berichten: Als Schülerin, damals als Mitglied des Mettmanner TV, sprang sie knapp fünf Meter weit und 1,50 Meter hoch, wechselte dann aber bald zum Tennis und betrieb allgemeines Konditionstraining und Jazzdance. Aber – und das kommt ihr jetzt wohl zugute – wurde wöchentlich zwar wenig, aber regelmäßig gelaufen.
Welches Talent in ihr schlummerte, müssen Freunde wohl vermutet haben, denn diese überredeten Silke Schmidt zur Teilnahme an einem Straßenlauf. Und nachdem sie, mittlerweile immerhin 46 Jahre alt, ihr Laufdebüt über 5 Kilometer auf Anhieb mit einer 20er Zeit beendet hatte, wurde das wöchentliche Laufprogramm zunächst vorsichtig auf zwei bis drei, später auf vier Einheiten gesteigert.
Erster Bahnwettkampf erst 2010
Ihren ersten Bahnwettkampf bestritt Silke Schmidt bei einem Wettkampf in den Niederlanden, um sich für die Deutschen Seniorenmeisterschaften 2010 in Kevelaer zu qualifizieren. Dort erregte sie in der „Szene“ nicht nur durch ihren Titelgewinn, sondern auch durch ihren bei hochsommerlichen Temperaturen absolvierten Tempolauf, mit dem sie das Feld in 18:29,08 Minuten förmlich deklassierte, schon gewisses Aufsehen.
Ihre Bestzeit über 5.000 Meter verbesserte sie im Jahr 2011 auf 17:47,53 Minuten. Vorher war sie bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften in Minden Deutsche W50-Meisterin sowohl über 1.500 Meter (5:07,18 min) als auch über 5.000 Meter (18:09,10 min) geworden. Auch einen Länderkampfeinsatz gab es schon für Silke Schmidt: Bei ihrem Start im Seniorenvergleich zwischen Deutschland und Frankreich steuerte sie mit ihrem Erfolg über 3.000 Meter in 10:29,31 Minuten die Höchstpunktzahl für das deutsche Team bei.
Viermal auf Platz eins
Mit ihren Jahresbestzeiten von 4:58,64 Minuten über 1.500 Meter, 10:27,11 Minuten über 3.000 Meter, 17:47,53 Minuten über 5.000 Meter und 36:19 Minuten über 10 Kilometer steht Silke Schmidt in der deutschen Bestenliste 2011 viermal auf Platz eins der Altersklasse W50.
Neu ist für Silke Schmidt, dass sie ab Herbst 2011 den Ratschlägen eines erfahrenen niederländischen Trainers vertraut. Und der war es auch, der sie zu ihrem 10-Kilometer-Debüt auf der Straße am 17. Dezember in Linschoten überredete. Mit durchschlagendem Erfolg, wie die 36:19 Minuten beweisen.
Mit einem Straßenlauf in 17:52 Minuten über 5 Kilometer ist Silke Schmidt am 8. Januar erfolgversprechend in das Jahr 2012 gestartet. Man darf gespannt sein, was da noch folgt. Die anlässlich solcher Fälle „verspäteter“ Karrieren fast unvermeidliche Frage, was Silke Schmidt bei einem deutlich früheren Beginn ihrer läuferischen Karriere hätte erreichen können, muss, wie immer, auch hier unbeantwortet bleiben.