Silke Spiegelburg - „Gänsehaut überall“
Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat am Sonntag bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig gleich zwei Ziele erreicht. Mit einer neuen Bestleistung von 4,71 Metern, die gleichzeitig ein neuer deutscher Hallenrekord ist, flog sie zum Meistertitel. Im Interview beschreibt die 22-Jährige, dass ihr jedoch der Spaß am Wettkampf am wichtigsten war und dass sie auch für die Hallen-EM in Turin (Italien; 6. bis 8. März) noch ein Ziel zu erreichen hat: Mindestens das Finale.
Silke Spiegelburg, Sie sind mit 4,71 Metern deutschen Hallenrekord gesprungen. Sie haben in dem Moment immer wieder nach oben zur Latte geschaut, ob sie auch liegen bleibt. Was haben Sie in dem Moment gedacht?Silke Spiegelburg: Ich konnte es eigentlich gar nicht fassen, dass die da oben liegen geblieben ist. Ich bin gesprungen und hab dann von der Matte aus hochgeguckt und nur gedacht: "Wow, die liegt ja noch, das kann ja nicht sein." Ich hatte danach überall eine Gänsehaut. Das war unbeschreiblich.
Was war für Sie wichtiger, der deutsche Hallenrekord oder die Meisterschaft?
Silke Spiegelburg: Das ist eine schwierige Frage. Ich hatte mir erstmal als Ziel gesetzt, meine persönliche Hallen-Bestleistung einzustellen. Der Rekord und der Titel waren für mich jetzt nicht im Vordergrund. Da stand eher, dass ich Spaß habe beim Wettkampf und dass ich versuche, Bestleistung zu springen. Dass es jetzt so gekommen ist, ist natürlich sehr schön.
Der Wettkampf ging relativ flott über die Bühne...
Silke Spiegelburg: Ja, ich habe auch gemeint, dass es etwas länger dauert. Am Anfang dachte ich noch, die haben jetzt ihre Fehlversuche. Weil für die Jüngeren, die aus der Jugend kommen und bei uns starten, ist es natürlich am Anfang etwas schwierig, dann gleich mit 3,80 Metern anzufangen. Mit den Fehlversuchen habe ich schon gerechnet. Wir waren aber doch relativ schnell aussortiert. Ich dachte auch, dass es vielleicht eine halbe Stunde länger dauert.
Kam Ihnen das entgegen, auch was die 4,71 Meter betrifft?
Silke Spiegelburg: Das kann ich gar nicht sagen. Ich hatte mich komplett konzentriert und konnte gut meinen Rhythmus springen und deswegen weiß ich nicht, ob mich das jetzt positiv oder negativ beeinflusst hat. Ich habe einfach nur mein Ding gemacht und mich auf mich selbst konzentriert.
Sie haben diese Hallensaison schon einiges erreicht. Eine neue persönliche Bestleistung und den deutschen Hallenrekord. Was sind Ihre Ziele für die Hallen-EM in Turin?
Silke Spiegelburg: Für Turin habe ich mir vorgenommen, erstmal ins Finale zu kommen und im Finale möchte ich dann natürlich das Beste versuchen. Ich würde gerne noch einmal so einen schönen Wettkampf erleben, dann nochmal meine Bestleistung einstellen oder verbessern.
Wie soll es für Sie im Sommer weitergehen?
Silke Spiegelburg: Ich werde im Vorfeld natürlich erstmal ins Trainingslager fliegen und möchte mich dann auch komplett auf die Sommersaison konzentrieren, wo ich versuche, wieder konstant meine Höhen zu springen. Das bedeutet die 4,70 Meter und vielleicht geht da auch noch ein bisschen mehr.
Die Vize-Weltmeisterin von 2003, Annika Becker, die den deutschen Rekord im Freien mit 4,77 Metern hält und nach ihrem Trainingsunfall 2004 ihre Stabhochsprung-Laufbahn ausklingen hat lassen, ist in Leipzig parallel zu Ihnen in die Weitsprunggrube gesprungen. Wie fanden Sie das?
Silke Spiegelburg: Ich habe Annika dort gesehen und fand das witzig. Ich habe gar nicht gewusst, dass Annika Weitsprung macht. Leider konnte ich mit ihr kein Wort sprechen und habe sie auch nur von weitem kurz gesehen.
Annika Becker hat in der Arena von der Tribüne aus das Stabhochsprung-Geschehen interessiert beobachtet. Müsste Sie Ihre Leistung als eine Kampfansage an ihren Rekord werten?
Silke Spiegelburg:
An eine Kampfansage habe ich in keinster Weise gedacht. Ich freue mich vielmehr, dass sie jetzt wieder teilnimmt an der Leichtathletik und dass sie es nochmal im Weitsprung probiert, weil sie zum Stabhochsprung ja nicht zurückkommen wird, was ich sehr schade finde. Ich kann sie auch verstehen und hoffe, dass sie genauso viel Spaß beim Sport hat, wie wir anderen auch. Vielleicht sehen wir im Sommer ja noch ein Wunder bei ihr im Weitsprung.