Silke Spiegelburg hinterfragt Fördersystem
Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat nach ihrer Hochzeit und anschließenden Flitterwochen wieder ihr Training aufgenommen und richtet den Blick nach vorne. In diesem Jahr hatte sie bei allen internationalen Höhepunkten - Hallen-WM, EM und Olympia den undankbaren vierten Platz belegt - was sich auch auf ihre Förderung auswirkt.
Auf die abgelaufene Saison schaute die 26-Jährige bei der DLV-Pressekonferenz am Donnerstag in Dortmund aber auch zurück - mit einem lachenden und weinenden Auge.„Eigentlich müsste ich mit dem Jahr 2012 zufrieden sein, denn ich bin persönliche Bestleistungen in der Halle und im Freien gesprungen. Die 4,82 Meter, die ich in Monaco gemeistert habe, bilden sogar einen neuen deutschen Rekord“, sagte sie.
Trotzdem habe sie aber bei einem Rückblick auf das Jahr 2012 kein gutes Gefühl: „Ich habe in den letzten Monaten gespürt, dass man in erster Linie nur an Medaillen gemessen wird. Wer in meinem Alter keine Plakette mit nach Hause bringt, muss wie ich mit einer rigorosen Kürzung beziehungsweise Streichung der Förderung rechnen.“
„Fördersystem überdenken“
Die 1,72 Meter große Stabartistin möchte in diesem Zusammenhang keinem einen Vorwurf machen, denn die Regularien waren ihr vorher bekannt. „Nur“, so schlägt die Leverkusenerin vor, „sollte man einmal das gesamte Fördersystem überdenken.“
Silke Spiegelburg kritisierte, dass bei ihr 2012 alles von einem Wettkampf abhängig war. Beim Stabhochsprung-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) war jedoch durch Kälte, Böen und Regen dem Zufall Tür und Tor geöffnet.
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen, denn ich war auf die Minute topfit. Gegen diese Wetterlaunen hatte ich jedoch keine Chance. Die Kampfrichter hätten uns bei diesen Bedingungen gar nicht springen lassen dürfen. So hat die ganze Entscheidung einen bitteren Beigeschmack“, findet Silke Spiegelburg.
Versöhnlicher Abschluss
Zum Abschluss des Sportjahres 2012 gab es für die neunmalige Deutsche Meisterin jedoch noch einen versöhnlichen Abschluss, als sie beim Finale der Diamond-League in Brüssel (Belgien) im Stabhochsprung 4,75 Meter meisterte und damit wie 2011 die Gesamtwertung der Serie für sich entschied. Ihr Erfolg wurde mit 40.000 US-Dollar gut honoriert. Gleichzeitig erhielt sie eine Wildcard - und das war für sie auch sehr wichtig - für die Weltmeisterschaften 2013 in Moskau (Russland).
Eine offizielle Bestätigung für diese Wildcard hat Silke Spiegelburg allerdings noch nicht bekommen. Bisher erhielt sie diese Nachricht lediglich von ihrem Manager, ihrem Trainer Leszek Klima und aus den Medien. „Die Wildcard ist natürlich eine tolle Sache, denn dadurch dürfen wir zum ersten Mal zu Viert bei Weltmeisterschaften starten. Der weitere Startplatz wird daher allen DLV-Springerinnen zugute kommen, denn das Potential ist bei uns riesengroß.“
Wildcard zur rechten Zeit
Die Wildcard kommt für Silke Spiegelburg gerade zur rechten Zeit, denn durch ihre Hochzeit und ihre Hausarbeit, die sie im Rahmen ihres Studiengangs Gesundheitsökonomie zum Thema „Sozialungleichheit in der Gesundheit“ abliefern muss, konnte sie erst Anfang November ins Wintertraining einsteigen.
„Da ich das Ticket für Moskau schon in der Tasche habe, brauche ich mich in den kommenden Monaten nicht unter Zugzwang setzen und kann auch im Training einmal ein wenig herumexperimentieren. Schließlich bildet auch für mich die WM-Qualifikationshöhe von 4,60 Metern eine Herausforderung. So brauche ich mich nicht in irgendwelchen Qualifikationswettkämpfen aufzureiben“, betont die Leverkusenerin, die im Sommer 2013 ihren gesamten Fokus auf die Weltmeisterschaften vom 10. bis 18. August in Moskau legen möchte.
Gutes Omen für Hallen-DM
Die langsam anlaufende Hallensaison betrachtet Silke Spiegelburg nur als Übergangsstation und hat sich daher keine besonderen Ziele gesetzt.
Allerdings möchte sie bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften am 23. und 24. Februar in Dortmund eine gute Leistung abliefern: „Vielleicht kann für mich ein neuer Hallenrekord herausspringen, vielleicht auch nicht. Fest steht jedoch, dass ich die Helmut-Körnig-Halle äußerst positiv in Erinnerung habe. Bei den Deutschen Meisterschaften 2004 belegte ich dort als Jugendliche den dritten Platz bei den Frauen und konnte mich im selben Jahr für die Olympischen Spiele in Athen qualifizieren. Das ist sicherlich ein gutes Omen für mich.“
Kein Trainingslager
Da Silke Spiegelburg nach ihren Erfolgen 2011 und 2012 im kommenden Jahr in der Diamond League den Hattrick schaffen möchte, will sie im kommenden Jahr auf ein Trainingslager verzichten. „Im Rahmen der Diamond League sitze ich oft genug im Flugzeug. Da brauche ich nicht noch zusätzlich zu reisen. Trainieren kann ich auch in Leverkusen, und da habe ich sicherlich genauso gute Bedingungen wie in einem Trainingslager.“
Im Olympiajahr hatte die sympathische Springerin, die trotz ihrer Heirat weiter Spiegelburg heißt, ein Abo auf Platz vier: Bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Istanbul (Türkei), bei den Europameisterschaften in Helsinki (Finnland) und bei den Olympischen Spielen in London. Nun hofft sie, dass sich dieses Abonnement im WM-Jahr nicht verlängert.