Silke Spiegelburg in Ostrava über 4,50 Meter
Stabhochspringerin Silke Spiegelburg hat am Dienstagabend beim Grand-Prix-Meeting in Ostrava (Tschechische Republik) für ein Ausrufezeichen gesorgt. Nachdem sie am vergangenen Sonntag noch in Saulheim die Anlage ohne gültigen Versuch verlassen hatte, gelang der Leverkusenerin nun mit 4,50 Metern eine neue persönliche Bestleistung.
Silke Spiegelburg glänzte in Ostrava (Foto: Chai)
Die 20-Jährige, die diese Höhe im ersten Versuch bei einem leichten Touchieren der Latte meisterte, verbesserte damit ihre Bestmarke von 4,48 Metern, die im letzten Jahr einen neuen Junioren-Weltrekord bedeutete, um zwei Zentimeter. Vor der seit diesem Jahr der Frauenklasse angehörenden Silke Spiegelburg hatte keine Geringere als die jetzige Olympiasiegerin und Weltmeisterin Yelena Isinbayeva diesen Junioren-Weltrekord gehalten.Für die U20-Europameisterin bedeutete dieser Satz in Ostrava letztlich Platz vier und die erstmalige Erfüllung der EM-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (4,40 m). Den Wettkampf gewann die Olympia-Dritte Anna Rogowska (Polen) vor ihrer Landsfrau Monika Pyrek (beide 4,60 m). Floe Kühnert (TSV Bayer 04 Leverkusen) wurde mit 4,20 Metern Elfte.
Kühles Wetter bei Abschied von Jan Zelezny
Die Veranstaltung erlebte trotz kühler und damit alles andere als idealer Witterung etliche Höhepunkte. Im Mittelpunkt stand der letzte Start des Speerwurf-Weltrekordhalters Jan Zelezny vor seinen heimischen Fans in Ostrava.
Der 39-jährige Tscheche, der im Vorfeld angekündigt hatte, jedem Zuschauer ein Bier zu spendieren, wurde bei dem zweiten Start in seinem Abschiedsjahr mit 83,52 Metern Dritter hinter dem WM-Dritten Sergey Makarov (Russland; 88,49 m), der in die Saison einstieg, und dem stark auftretenden Ainars Kovals (Lettland; 85,74 m). Der Sindelfinger Stefan Wenk wurde mit 80,38 Metern Fünfter. Es war sein erster 80-Meter-Wettkampf in diesem Jahr.
Die Hürdensprinterinnen aus den Staaten bestimmten mit Lolo Jones, die in 12,72 Sekunden zu einer neuen persönlichen Bestzeit kam, und Danielle Carruthers (12,83 sec) ihre Konkurrenz. Über 400 Meter Hürden feierten Lashinda Demus (54,62 sec), die bereits davon spricht, den Landesrekord attackieren zu wollen, und Sheena Johnson (54,97 sec) ebenfalls einen US-Doppelsieg.
Nach zwei Operationen wieder schnell
Dagegen reichte es auf den flachen 100 Metern nicht zu einem solchen Double. Die wiedererstarkte Debbie Ferguson-McKenzie von den Bahamas ließ in ordentlichen 11,14 Sekunden gleich drei US-Girls auf einen Schlag hinter sich. Es war ihre beste Zeit seit dem Berliner ISTAF vor zwei Jahren. Dazwischen hatte sie verletzungsbedingt ausgesetzt: "Ich bin froh, wieder auf der Bahn zu stehen. Im letzten Jahr hatte ich wegen zwei Operationen pausieren müssen. Jetzt will ich wieder konstant meine Leistung bringen."
Diesem guten Beispiel folgte ihr Landsmann Usain Bolt. Auf den 200 Metern hängte der Junioren-Weltrekordhalter in 20,28 Sekunden den Olympia-Zweiten Bernard Williams (USA; 20,61 sec) deutlich ab.
Christian Duma Siebter
Terrence Trammell (USA) war auf den 110 Meter Hürden tonangebend. Der Hallen-Weltmeister ließ regulären 13,29 Sekunden im Vorlauf von irregulärem Rückenwind (+ 2,2 m/sec) unterstützte 13,19 Sekunden im Finale folgen. Das gab ihm Aufwind: "Ich denke, dass diese Saison besser wird als die vorherigen."
Die 400 Meter Hürden gehörten bei seinem ersten Start in diesem Jahr in Europa dem Weltmeister Bershawn Jackson (USA; 48,76 sec). Der Frankfurter Christian Duma wurde in 50,37 Sekunden Siebter, damit blieb er in dem Klassefeld auf der ungünstigen Außenbahn hinter seiner Leistung von Jena, wo er am Samstag noch 49,69 Sekunden gelaufen war, zurück und verfehlte auch die EM-Norm (49,75 sec), die er noch ein zweites Mal erfüllen muss.
Irrtum hilft Günther Weidlinger
Nach einer schweren Verletzung musste Hindernis-Weltmeisterin Dorcus Inzikuru (Uganda) ihre Hoffnungen begraben und den Weg für die Russin Tatyana Petrova, die in 9:29,84 Minuten eine neue persönliche Bestleistung lief, frei machen. Die Siegerin, die nach zwei Jahren Abstinenz wieder zum "Steeple" zurückgekehrt ist und nun von einer EM-Medaille träumt, meinte: "Ich wollte um 9:15 Minuten laufen. Dafür war es heute aber zu kalt. Ich habe gefroren."
Ein Irrtum des Kampfgerichts ebnete dem Hindernisläufer Günther Weidlinger den Weg zum überraschenden Sieg. Aufgrund einer zu früh eingeläuteten letzten Runde hatten die führenden Kenianer zu früh das Rennen beendet. Der Österreicher realisierte an der vierten Position liegend die Irreführung geistesgegenwärtig, lief noch die verbleibende Runde und in 8:25,67 Minuten mit einem spitzbübischen Grinsen als Erster ins Ziel. Dort angekommen meinte er: "Das war ein verrücktes Rennen. Ich wusste anhand der Zeit, dass noch zwei Runden zu laufen sind, als die letzte Runde eingeläutet wurde."
Zu früh gejubelt
Ähnlich kurios war das 3.000-Meter-Rennen, bei dem der Kenianer Joseph Ebuya 200 Meter vor dem Ziel jubelnd die Arme hochriss und am Austrudeln war, damit aber nur dem Äthiopier Tariku Bekele (7:36,44 min) in die Karten spielte. Zum Prestige-Duell zwischen der Kenianerin Priscila Jepleting, die sich mit 8:40,55 Minuten durchsetzte, und der Äthiopierin Meselech Melkamu (8:40,99 min) kam es auf dieser Distanz bei den Frauen.
Ihren ersten Zwei-Meter-Sprung des Sommers zeigte die kroatische Höhenjägerin Blanka Vlasic. Damit schloss die Hallen-WM-Zweite im aktuellen Vergleich zur bislang weltweit führenden Vize-Weltmeisterin Chaunte Howard (USA) auf. "Ich bin sehr zufrieden, das war mein erster ernsthafter Start in dieser Saison. Ich wollte nur gewinnen, es war nicht so wichtig, wie hoch ich springe. Wir haben heute aber eine Menge riskiert, man hätte sich leicht verletzen können."
Tolle Rückkehr von Nikola Brejchová
Ein bemerkenswertes Comeback feierte nach einer Babypause die tschechische Speerwerferin Nikola Brejchová. Mit 65,26 Metern bezwang die Olympia-Vierte in einem hochklassigen Zweikampf ihre Landsfrau Barbora potáková (63,77 m). Davon war sie selbst am meisten überrascht: "Im letzten Training hatte ich nur 52 Meter weit geworfen. Dank dem Publikum konnte ich wesentlich weiter werfen als erwartet. Die Fans haben mich angetrieben."
Mit vier Würfen, die weiter als 65 Meter gemessen wurden, diktierte Diskus-Olympiasiegerin Natalya Sadova (Russland) vier Tage nach ihren erst wenige Tagen alten Siegen in Dessau und Hengelo (Niederlande) auch auf tschechischem Boden die Konkurrenz. Mit 67,24 Metern erzielte die 33-Jährige ihre beste Weite seit fast zwei Jahren. "Jetzt würde ich die Siegesserie gerne bis zur Europameisterschaft fortführen", meinte die routinierte Athletin, die bereits mit einer Weite zwischen 66 und 67 Metern spekuliert hatte.
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