Silke Spiegelburg - „Messe mich an mir selbst“
Der Leverkusener Stabhochspringerin Silke Spiegelburg gelang am Wochenende bei den Nordrhein-Meisterschaften in Leverkusen mit 4,60 Metern ein Einstand nach Maß. Im Interview spricht die deutsche Hallenrekordlerin über den Wettkampf, ihr Training in den Wintermonaten und die Ziele für die kommenden Wettkämpfe.
Silke Spiegelburg, Sie haben bei den Nordrhein-Meisterschaften am Wochenende 4,50 Meter im ersten Versuch überflogen und wie im vergangenen Jahr auch die Höhe von 4,60 Meter gemeistert. War das ein Saisoneinstand nach Wunsch?Silke Spiegelburg:
Ja, ich bin absolut glücklich. Nach so einer langen Pause muss man erst einmal schauen, wo man steht: technisch, was die Stäbe betrifft und in allen Bereichen, in denen man sich weiter entwickelt. Das hat ganz gut geklappt. Ich finde sogar noch besser als im vergangenen Jahr.
Haben Sie damit gerechnet, dass es gleich zu Beginn der Saison bei Ihrem ersten Hallenwettkampf so gut laufen wird?
Silke Spiegelburg:
Ich habe mir im Vorfeld gar nichts vorgenommen. Ich wollte nur technisch etwas ausprobieren, was ich im Training schon ganz gut hinbekommen habe und das bei weniger Stressmomenten in Leverkusen umsetzen.
Was haben Sie im Training verändert?
Silke Spiegelburg:
Ich habe versucht, mich technisch weiter zu entwickeln und mehr am Stab zu arbeiten. Es waren schon einige Sprünge dabei, bei denen es richtig gut funktioniert hat. Die Griffhöhe war auch schon deutlich besser als sonst.
Statt bei einem größeren Meeting von der Konkurrenz gefordert zu werden, haben Sie sich entschieden, auf der heimischen Anlage in Leverkusen in die Hallensaison einzusteigen...
Silke Spiegelburg:
Ich hatte so gar keinen Druck und kann in Ruhe die neuen Elemente ausprobieren. In Leverkusen kennt mich fast jeder und ich höre auch schon mal meinen Namen, der während des Wettkampfes rein gerufen wird. Aber generell schaffe ich es immer, alles um mich herum auszublenden. Ich konzentriere mich auf mich selbst. Genau wie bei der WM in Berlin vor heimischem Publikum oder beim Bayer-Meeting in Leverkusen. Das sind für mich alles Wettkämpfe, wie jeder andere.
Sie sind in den Wettkampf eingestiegen, als alle anderen Springerinnen ihre Stäbe schon einpacken konnten…
Silke Spiegelburg:
Ich musste zwar etwas warten, aber es ging schon ziemlich zügig. Da habe ich schon Schlimmeres erlebt. Das Warten stört mich aber nicht. Im Gegenteil, ich finde es gut, noch Zeit zu haben, um in den Wettkampf rein zu kommen. So kann ich mich richtig auf meine Sprünge einstellen.
Nachdem Sie die 4,60 Meter erfolgreich übersprungen haben, haben Sie 4,76 Meter - deutschen Hallenrekord - auflegen lassen. Die Sprünge sahen schon vielversprechend aus...
Silke Spiegelburg:
Da waren schon sehr gute Ansätze dabei. Ich schaue jetzt weiter, was noch verbessert werden kann. Dann könnte es mit der Höhe klappen.
Es war bereits Ihr zwölfter Wettkampf über 4,60 Meter und höher. Wie kommt Ihre Konstanz zustande?
Silke Spiegelburg:
Ich versuche auch im Training konstant zu bleiben und dort Sicherheit zu bekommen. In der Vorbereitung konnte ich problemlos durchtrainieren und wurde nicht durch Verletzungen gebremst.
Nach den Weltmeisterschaften in Berlin, wo Sie nur knapp am Medaillengewinn gescheitert sind, war die Enttäuschung groß. Konnten Sie trotzdem etwas Positives von der Veranstaltung mitnehmen?
Silke Spiegelburg:
Die WM in Berlin ist abgehakt. Ich habe auch aus der Enttäuschung gelernt. Jetzt konzentriere ich mich auf 2010 und neue Ziele.
Ein Ziel wären die Hallen-Weltmeisterschaften in Doha. Die Norm von 4,50 Meter war kein Hindernis für Sie. Was nehmen Sie sich für die Hallen-WM vor?
Silke Spiegelburg:
Erstmal möchte ich überhaupt dort hinkommen. Dort ist es dann wichtig, eine gute Qualifikation abzulegen, so dass ich im Finale stehe. Erst danach werde ich das nächste Ziel vor Augen haben. Ich möchte gerne Bestleistung springen beziehungsweise meine bisherige Bestleistung von 4,75 Metern einstellen.
Behalten Sie Ihre Konkurrentinnen vor solchen Meisterschaften im Auge?
Silke Spiegelburg:
Man hat die Konkurrenz immer im Auge, ob in Deutschland oder weltweit. Aber ich orientiere mich immer an meiner eigenen Leistung, und messe mich an mir selber. Ich versuche für mich zu springen, je höher desto besser. Dann schaue ich, was dabei heraus kommt.
Müssen Sie durch die Uni Abstriche im Training machen?
Silke Spiegelburg:
Ich mache deutlich weniger im Studium als alle anderen. Man braucht im Prinzip fast doppelt so lange wie normale Studenten, aber ich mache mir da keinen Stress. Die beiden Prüfungen fehlen mir noch, dann habe ich mein Vordiplom in der Tasche und das Hauptstudium geht los. Darauf freue ich mich schon sehr, denn dann kommen die Inhalte dem eigentlichen Studium näher.