Silke Spiegelburg - „Nichts Großes“
Die Zeit war reif für Silke Spiegelburg. Die Leverkusener Stabhochspringerin holte sich am Freitag in Monaco (Monte Carlo) mit 4,82 Metern den deutschen Freiluftrekord. Im Interview lässt sie den Wettkampf noch einmal Revue passieren und blickt auf die Olympischen Spiele in London (Großbritannien; 3. bis 12. August) voraus.
Silke Spiegelburg, Sie sind beim Diamond-League-Meeting in Monaco mit 4,82 Metern deutschen Rekord gesprungen. Wie haben Sie den Wettkampf erlebt?Silke Spiegelburg:
Zunächst einmal hat endlich das Wetter mitgespielt. Dazu habe ich mich auf das Starterfeld gefreut und ich war locker, aber spritzig. Das Einspringen lief gut und der erste Sprung war sofort gültig. Irgendwie lief es dann.
Wie wichtig war Ihnen der Sprung jenseits von 4,80 Metern?
Silke Spiegelburg:
Eigentlich nur für mich persönlich. Ich bin einfach froh, dass es endlich geklappt hat, weil ich schon oft so knapp gescheitert bin und viel Pech hatte. Das Wort ‚Pech‘ konnte ich nicht mehr hören. Ich wurde zwar immer wieder aufgemuntert, aber jetzt ist es einfach erleichternd. Ich bin nur glücklich.
Sie sind von 4,70 Meter auf 4,82 Meter gegangen. Das ist ein großer Sprung.
Silke Spiegelburg:
Ich hatte 4,76 Meter in dieser Saison schon geschafft und in meinen Augen hätte das nichts gebracht. Ich wollte einfach die 4,80er-Höhe probieren und das Fluggefühl testen. Dass ich da alleine war, hätte ich nicht gedacht. Ich habe wenigstens Fabiana Murer und Yelena Isinbayeva dort erwartet. So habe ich gewonnen und zusammen mit dem Rekord waren das gleich zwei Boni.
Warum haben Sie danach nicht einfach weitergemacht?
Silke Spiegelburg:
Wenn man drei Jahre versucht, diese Acht in die Ergebnisliste zu bringen, fällt die Spannung danach einfach ab und irgendwann wäre vielleicht auch das Stadion leer gewesen.
Jetzt haben Sie sowohl im Stadion als auch in der Halle den deutschen Rekord inne. Hatten Sie Freitagnacht einen Moment, in dem Sie einfach stolz auf sich waren?
Silke Spiegelburg:
Die Dopingkontrolle hat ewig gedauert und als ich im Hotel war, bin ich zur Gala des Fürst von Monaco gegangen und kam erst spät ins Bett. So hatte ich nicht wirklich Zeit, darüber nachzudenken. Ich habe mich natürlich riesig über den Rekord gefreut, aber ich möchte da nichts Großes daraus machen. Der Knoten ist zum richtigen Zeitpunkt hoffentlich endgültig geplatzt und langfristig möchte ich das auch beweisen.
Vor den Olympischen Spielen haben Sie am Mittwoch noch einen Wettkampf auf dem Programm. Wieso fiel Ihre Wahl auf Jockgrim?
Silke Spiegelburg:
Das Feld wird da ganz gut sein und der Wettkampf passt super in die Planung. Nach zwei Wochen Wettkampfpause wollte ich in einen schönen Rhythmus kommen und in Jockgrim kann ich mir den letzten Feinschliff abholen.
Dann geht es für Sie am 1. August nach London. Was verbinden Sie mit der Stadt?
Silke Spiegelburg:
Ich bin 2011 in der Diamond-League in Crystal Palace gewesen und habe mitbekommen, dass die Londoner gut Stimmung machen und von daher finde ich das ganz schön. Außerdem verbindet mich mit England auch ein familiäres Verhältnis und hoffe, dass ich meine Verwandtschaft nach den Wettkämpfen treffen kann.
Davor kommen noch Ihre dritten Olympischen Spiele. Welchen Vorteil hat diese Erfahrung?
Silke Spiegelburg:
Ich habe schon in Peking gemerkt, dass man die Olympischen Spiele untereinander nicht vergleichen kann, aber man kennt den Flair im Dorf und weiß, was auch medial auf einen zukommt. Der Fokus ist da noch einmal ganz anders, als bei einer WM. Da ist so viel Rummel, damit muss man erst einmal umgehen. Das habe ich gelernt und bin da mittlerweile viel entspannter geworden und freue mich einfach drauf.
Vor dem großen Finale steht noch die Qualifikation an. Wieso kann das selbst für Favoritinnen zur Zitterpartie werden?
Silke Spiegelburg:
Da ist einfach viel Hektik dabei. Bei zwei Anlagen, auf der jeweils mindestens 15 Athleten springen, kommt es schon fast zu Hauen und Stechen. Aber ernsthaft: da ist viel Anspannung dabei und man muss einfach cool bleiben.
Was erwarten Sie dann vom Finale?
Silke Spiegelburg:
Es wird ein sehr, sehr spannender Wettkampf. Die Spitze ist breiter als vor vier oder acht Jahren geworden, aber wir kennen uns alle und deshalb mache ich mir gar keine Sorgen. Die Tagesform wird entscheiden. Ich gehe davon aus, dass man zwischen 4,90 Meter und 5,00 Meter springen muss, um eine Medaille bzw. Gold zu gewinnen.
Höhen, in die fast nur Yelena Isinbayeva bisher vorgedrungen ist.
Silke Spiegelburg:
Für sie ist das nicht immer einfach. Sie trägt eine große Bürde, aber sie ist auch weiterhin die große Favoritin. Sie sah in Monaco sehr fit aus und mit Jenn Suhr ist sie die harte Konkurrenz. Die beiden habe sich schon in Peking einen harten Kampf geliefert. Am Finaltag in London werden noch viele Faktoren eine Rolle spielen. Da ist bei uns alles offen und es kann alles passieren, aber es geht auf jeden Fall hoch hinaus.
Dann wieder mit zehn Stäben im Gepäck?
Silke Spiegelburg:
Nein, in London werde ich elf Stäbe dabei haben. Einen habe ich von einem unserer Jugendlichen dabei.
Silke Spiegelburg fliegt zum deutschen Rekord