Silke Spiegelburg siegt - Speerwurf-Weltrekord
Regen und kalte Temperaturen bildeten am Samstag den passenden Rahmen für die Grablegung der Freiluft-Leichtathletik im Stuttgarter Mercedes-Benz-Stadion anlässlich des Weltfinales. Doch es war keine stille Beerdigung, die die rund 20.000 Zuschauer erlebten, dafür sorgte alleine schon Speerwurf-Olympiasiegerin Barbora Sportakova (Tschechische Republik), die gleich im ersten Versuch mit 72,28 Metern einen Weltrekord aufstellte.
Herausragend aus deutscher Sicht war die Leverkusener Stabhochspringerin Silke Spiegelburg, die den deutschen Rekord von Annika Becker angriff. Im Stechen gewann sie den Wettkampf.Dabei profitierte die Leverkusenerin von der erkältungsbedingten Absage der Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Yelena Isinbayeva (Russland). Nachdem Monika Pyrek (Polen), die Olympia-Dritte Svetlana Feofanova (Russland) und Silke Spiegelburg erfolgreich 4,70 Meter übersprungen haben, scheiterten alle drei an 4,77 Metern. Ein Stechen, an dem Monika Pyrek nicht mehr teilnehmen durfte, musste die Entscheidung bringen. Nach je einem erfolglosen Versuch über 4,72 Meter bewies Silke Spiegelburg bei 4,67 Meter die stärkeren Nerven, überquerte diese Höhe und sicherte sich damit den Sieg.
„Es ist unglaublich, den Wettkampf gewonnen zu haben, zumal ich meine eigene Bestleistung eingestellt habe. Es ist das erste Mal, dass ich ein Meeting auf einem solch hohen Niveau gewonnen habe. Auch war ich das erste Mal in meinem Leben in einem Stechen“, sagte eine strahlende Silke Spiegelburg.
Asafa Powell konstant stark
So flott wie bei seinem Erfolg im letzten Jahr, als er in 9,83 Sekunden die schnellste jemals auf deutschem Boden gelaufene Zeit erzielte, war Asafa Powell heute nicht. Doch in 9,87 Sekunden dominierte der Jamaikaner seine Konkurrenz klar. „Das Geheimnis, wie man konstant so gute Zeiten rennt? Fokusiert bleiben“, verriet er sein Erfolgsgeheimnis. Seine Landsmänner Nesta Carter (10,07 sec) und Michael Frater (10,10 sec) machten den jamaikanischen Sweep perfekt.
Den Auftakt zum Weltfinale machten die Diskuswerfer und Olympiasieger Gerd Kanter (Estland) legte mit 68,35 Metern eine Weite vor, an der sich die Konkurrenz die Zähne ausbiss und die der Weltmeister im letzten Versuch sogar noch auf 68,38 Meter steigerte.
Nach einem ungültigen ersten Versuch bewies Vize-Weltmeister Robert Harting seine Klasse im zweiten Durchgang. Unter lautstarkem Jubel des Berliners landete die Scheibe bei 65,67 Metern. Erst im vierten und letzten Durchgang wurde er vom Olympia-Zweiten Piotr Malachowski (Polen, 66,07 m) auf den dritten Rang verwiesen.
„Es war wie bei Olympia, im letzten Versuch bin ich noch verdrängt worden. Aber ich bin mit der Weite von deutlich über 68 Metern sehr zufrieden.“ Einen schwarzen Tag erlebte Virgilijus Alekna (Litauen). Der Olympiasieger von 2000 und 2004 kam über 61,03 Meter nicht hinaus und belegte damit den achten und letzten Platz.
Schreckliches Wetter
Mit einem unwiderstehlichen Finish spurtete 1.500 und 5.000 Meter-Weltmeister Bernard Lagat (USA) zum Sieg über 3.000 Meter (8:02,97 min). Sein Landsmann Matthew Tegenkamp (8:03,56 min) musste sich auf den letzten Metern dem Vorjahressieger Edwin Cheruiyot Soi (Kenia, 8:03,56 min), Olympia-Dritter über 5.000 Meter, geschlagen geben. „Nach der Enttäuschung bei den Olympischen Spielen habe ich jedes Rennen gewonnen und wollte auch heute unbedingt vorne sein“, sagte Bernard Lagat, der in Peking (China) über 1.500 und 5.000 Meter keine der erhofften Medaillen gewinnen konnte.
In Abwesenheit von Olympiasieger Angelo Taylor (USA), der in Stuttgart über die Stadionrunde Vierter (45,37 sec) wurde, siegte über 400 Meter Hürden der Zweite der Spiele von Peking, Kerron Clement (USA, 48,96 sec) vor dem Olympia-Vierten Danny McFarlane (Jamaika, 49,00 sec) und dessen Landsmann Isa Phillips (49,22 sec). „Das Wetter war zu kalt, einfach schrecklich, aber ich bin glücklich, dass ich heute gewonnen habe“, sagte Kerron Clement, der jetzt Heimaturlaub in Los Angeles eingeplant hat.
Starke Spanierin über die Hürden
In einem spannenden Sprint über die Hürden siegte die Spanierin Josephina Onyia in 12,53 Sekunden und blieb damit nur knapp über ihrem Landesrekord (12,50 sec), den sie zu Beginn der Saison beim DKB-ISTAF in Berlin aufgestellt hatte. Die Jahresschnellste Lolo Jones (USA, 12,56 sec) und Delloreen Ennis-London (Jamaika, 12,56 sec) landeten dahinter, Olympiasiegerin Dawn Harper (USA, 12,67 sec) musste mit dem vierten Platz Vorlieb nehmen.
Kontrolliert lief Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Gulnara Galkina (Russland) zum Sieg über 3.000 Meter Hindernis in 9:21,73 Minuten vor den beiden Kenianerinnen Eunice Jepkorir (9:24,03 min) und Ruth Bisibori Nyangau (9:24,38 min).
Ein Abschied von der großen Leichtathletik-Bühne mit einem Erfolg blieb Hochspringer Stefan Holm bei seinem letzten Wettkampf verwehrt. Mit 2,35 Meter setzte sich Olympiasieger Andrey Silnov vor dem Schweden, der 2,33 Meter sprang und damit zum siebzigsten Mal in seiner Laufbahn über 2,32 Metern blieb.
Jeremy Wariner verliert erneut
Jeremy Wariner (USA, 44,51 sec) versuchte alles, um sich für seine Niederlage über 400 Meter bei den Olympischen Spielen bei seinem Landsmann LaShawn Merrit zu revanchieren, doch knapp behielt der Olympiasieger zum vierten Mal in diesem Jahr die Nase vorn - in 44,50 Sekunden. Ein couragiertes Rennen bot der Frankfurter Kamghe Gaba, den erst auf den letzten 100 Meter die Kräfte verließen. Am Ende wurde er Siebter (46,22 sec) vor dem Schweden Johan Wissman (46,48 sec).
Nachgerückt in das Feld der Weltfinal-Starter war auch der ehemalige Dreisprung-Weltmeister Charles Friedek. Der Leverkusener landete mit 16,10 Metern auf dem siebten Platz. Olympiasieger Nelson Evora (Portugal) gewann mit 17,24 Metern vor dem Brasilianer Jadel Gregorio (17,09 m). Seine Landsfrau Naide Gomes revanchierte sich für ihr Ausscheiden bei Olympia in der Qualifikation mit ihrem Sieg im Weitsprung mit 6,71 Meter vor der starken Estin Ksenija Balta (6,65 m).
Betty Heidler wie im ganzen Jahr
Angepasst an ihren bisherigen durchwachsenen Saisonverlauf beendete Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) als Fünfte mit 69,72 Metern ihren Wettkampf, den die kubanische Olympia-Zweite Yipsi Moreno mit 74,09 Metern deutlich für sich entschied. Auch Peter Sack (LAZ Leipzig) konnte mit seinem sechsten Platz (19,91 m) im Kugelstoßen nicht zufrieden sein. Tomasz Majewski wiederholte in Stuttgart seinen Triumph von den Olympischen Spielen mit 20,88 Metern, Zweiter wurde wie in Peking Christian Cantwell (USA, 20,73 m).
Weltmeisterin Maryam Yusuf Jamal (Bahrain) sorgte nach ihrem fünften Platz bei Olympia mit ihrem Erfolg über 1.500 Meter in 4:06,59 Minuten für einen versöhnlichen Saisonabschluss. Gelete Burka (Äthiopien, 4:07,45 min) und die Olympia-Zweite Iryna Lishchynska (Ukraine, 4:07,65 min) sicherten sich die Plätze zwei und drei.
Sanya Richards mit viel Spaß
Mit viel Spaß, wie sie betonte, lief Sanya Richards zum Erfolg über 200 Meter in 22,50 Sekunden, am morgigen Sonntag wird die US-Amerikanerin dann über ihre Spezialstrecke, die 400 Meter, auf Olympiasiegerin Christine Ohuruorgu (Großbritannien) treffen. Landsfrau Marshevet Hooker wurde Zweite (22,69 sec) vor der Medaillengewinnerin von Peking, Kerron Stewart (Jamaika, 22,72 sec).
Den 800 Meter-Läufern blieb die Ehre vorbehalten, den ersten Veranstaltungstag zu beenden. Alfred Kirwa Yego (Kenia, 1:49,05 min) setzte sich im Schlussspurt gegen Abraham Chepkirwok (Uganda, 1:49,22 min) und Yusuf Saad Kamel (Bahrein, 1:49,40 min) durch. Der Dortmunder Steffen Co, der kurzfristig mit einer Wildcard zur Ehre kam, beim Weltfinale zu laufen, wurde Achter (1:55,69 min). „Die sieben Besten und ich“, kommentierte er augenzwinkernd das Rennen.
Erwartungsgemäß gewann Meseret Defar die 5.000 Meter in 14:53,83 Minuten vor der Kenianerin Vivian Cheruiyot.
Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...