Silke Spiegelburg springt zum Jackpot in Zürich
In der Diamond League, da ist Silke Spiegelburg Weltspitze. Die Leverkusenerin holte sich in Zürich (Schweiz) zum dritten Mal den Stabhochsprung-Jackpot im Diamond Race. Weltmeister Robert Harting (SCC Berlin) musste hingegen eine Niederlage einstecken, während Superstar Usain Bolt (Jamaika) indes in 9,90 Sekunden zum sechsten Mal in der Saison unter zehn Sekunden blieb.
Bei internationalen Meisterschaften, da scheint Silke Spiegelburg ein Abo auf den vierten Platz zu haben. Anders in der Diamond League. In Zürich entriss sie beim letzten Wettkampf des diesjährigen Serie der bis dato führenden Yarisley Silva (Kuba) noch den Jackpot im Wert von 40.000 Dollar. Ihr Erfolgsrezept? Eine blitzsaubere Serie bis 4,79 Metern. Erst bei 4,86 Metern, das wäre deutscher Rekord gewesen, leistete sie sich drei Fehlversuche.Er tanzte hingegen schon vor dem Startschuss. Übersprinter Usain Bolt war einmal mehr der Publikumsmagnet im Letzigrund-Stadion. Dabei legte der inzwischen achtmalige Weltmeister aus Jamaika einen Start hin, der alles andere als weltmeisterlich war. Doch auf dem letzten Drittel der 100-Meter-Strecke spielte der 27-Jährige einmal mehr seine ganze Klasse aus – und die ist nunmal mindestens eine Stufe über der Konkurrenz. Superstar Bolt siegte in 9,90 Sekunden vor seinem Landsmann Nickel Ashmaede (9,94 sec) und Vize-Weltmeister Justin Gatlin (USA; 9,96 sec). „Ich war in diesem Jahr nicht in der Form, in der ich gerne gewesen wäre“, zeigte sich der Jamaikaner selbstkritisch, und meinte: „Ich bin nicht der perfekte Athlet.“
Auch die dreifache Weltmeisterin auf Moskau (Russland) zeigte keine Blöße. Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika) siegte erwartungsgemäß über 200 Meter in 22,40 Sekunden. „Ich bin so müde“, sagte die Jamaikanerin nach dem Rennen und kündigte an, dass sie sich im kommenden Jahr verstärkt auf die 200 Meter konzentrieren wolle. „Ich gönne den 100 Metern mal eine Pause.“
Weltmeisterliches Duell über 5.000 Meter
Das Gebrüll war ohrenbetäubend, aber die Leistung dem Geräuschpegel angemessen: Die beiden Äthiopierinnen Meseret Defar und Tirunesh Dibaba boten dem Publikum das erwartet packende, da auch seltene Duell, schließlich sind die beiden in den letzten sieben Jahren nur einmal bei einem Meeting gegeneinander gelaufen. Bis Kilometer 4.000 (Durchgangszeit: 11:52,15 min) versuchte Genzebe Dibaba das Tempo für ihre ältere Schwester Tirunesh hochzuhalten, denn dass die Weltmeisterin über 10.000 Meter der 5.000-Meter-Weltmeisterin Defar im Spurt unterlegen sein würde, damit hatten wohl auch die Dibaba-Schwester gerechnet. Doch Defar ließ sich nicht abschütteln. Bis zur Zielgerade klebte sie an Tirunesh Dibabas Fersen, die auf den letzten Runden schier zu fliegen schien, und zog dann in bekannt unwiderstehlicher Manier vorbei. Die zweifache Olympiasiegerin Defar siegt in 14:32,83 Minuten vor Tirunesh Dibaba (14:34,82 min).
Der Diskus-Altmeister schlägt den Weltmeister. Gerd Kanter (Estland), der Olympiasieger des Jahres 2008, übertrumpfte den Berliner Robert Harting. „Kein Beinbruch“, kommentierte der dreifache Weltmeister seine dritte Niederlage des Jahres. „Ich hatte Spaß und ich habe ja auch den WM-Titel, da bin ich nicht böse über die heutige Niederlage.“ Während Kanter, der WM-Dritte, mit 67,02 Metern vor Harting (66,83 m) siegte, wurde Martin Wierig (SC Magdeburg; 65,51 m) wie schon bei der WM Vierter.
Abakumova nicht zu schlagen
Im Speerwurf musste sich Weltmeisterin Christina Obergföll erneut der Russin Mariya Abakumova geschlagen geben. Die Weltjahresbeste warf mit 68,94 Metern in einer anderen Liga, während die Offenburgerin nicht über 63,36 Meter hinaus kam. Doch für sie gab es ein Trostpflaster in Form eines Diamanten: Christina Obergföll siegte mit deutlichem Vorsprung im Diamond Race und wurde so mit 40.000 Dollar entlohnt. Dritte in Zürich wurde die Olympia-Dritte Linda Stahl (63,24 m), ihre Vereinskollegin Katharina Molitor wurde Siebte mit 57,48 Metern.
Der Überflieger des Jahres im Hochsprung, Bohdan Bondarenko, flog auch in Zürich am höchsten und brauchte dafür nur zwei Sprünge. Der Ukrainer siegte an seinem 24. Geburtstag mit 2,33 Metern – sein 13. Sieg in dieser Saison. Zwar ließ er dann die Weltrekordhöhe von 2,46 Metern auflegen, verzichtete aber nach dem ersten ungültigen Versuch auf weitere Sprünge. „Um den Weltrekord zu springen, brauche ich einen kühlen Kopf – das hebe ich mir für das nächste Jahr auf“, sagte der Weltmeister.
Bestzeit für Tesfaye
Aus deutscher Sicht sorgte der Frankfurter Homiyu Tesfaye für Aufsehen. Der WM-Fünfte lieferte über 1.500 Meter erneut eine taktische Meisterleistung ab und steigerte sich in einem starken Feld auf schnelle 3:34,18 Minuten. „Ich hatte keine Angst, hier zu starten“, sagte der gebürtige Äthiopier, der erst seit wenigen Wochen für Deutschland startberechtigt ist. „Ich spüre, ich kann auch noch schneller laufen.“ Das tat an diesem Abend vor allem der Olympia-Siebte Silas Kiplagat (Kenia), der in Saisonbestleistung von 3:30,97 Minuten das Rennen gewann.
Einen Patzer leistete sich dagegen Weltmeisterin Brittney Reese (USA) im Weitsprung. Die dreifache Weltmeisterin kam nicht über 6,37 Meter hinaus. Besser machte es die Wattenscheiderin Sosthene Moguenara, die mit 6,68 Metern – das ist ihre viertbeste Weite in diesem Jahr – auf den vierten Platz kam. Den Tagessieg holte sich Shara Proctor (Großbritannien; 6,88 m).
Visser schlägt den Weltmeister
Es war ein klasse Sprung: Zarck Visser (Südafrika) sprang mit 8,32 Metern so weit wie noch nie zuvor in seiner Karriere und besiegte damit die versammelte Weltelite, die jedoch auch zum Ende der Saison deutlich schwächelte. Während der WM-Dritte Luis Albert Rivera, der den Spitznamen „das mexikanische Känguru“ trägt, auch in Zürich auf Platz drei (8,09 m) landete, beendete Weltmeister Aleksandr Menkov (Russland) mit 7,94 Metern den Wettkampf nach zwei Versuchen und dem sechsten Platz. Seinen Sieg im Diamond Race und den damit verbundenen 40.000 Dollar konnte ihm sowieso niemand mehr streitig machen.
Zuzana Hejnová lief über 400 Meter Hürden einmal mehr in ihrer eigenen Welt. 13 Rennen hat die Tschechin in dieser Saison bestritten, 13 hat sie gewonnen. Keine Überraschung also, dass der 26-Jährigen auch am Donnerstagabend niemand gefährden konnte. Ihre Siegerzeit: 53,32 Sekunden – das ist die sechsbeste Zeit ihrer Karriere. „Ich bin selber überrascht, wie gut diese Saison gelaufen ist“, sagte die Tschechin nach dem letzten Rennen in dieser Saison. „Dieses Jahr war einfach perfekt.“
Sailer schnellste Europäerin über 100 Meter
Verena Sailer war in Zürich die schnellste Europäerin über 100 Meter. Die Mannheimerin lief 11,21 Sekunden – doch die beste Show lieferte die Jamaikanerin Carrie Russell ab, die erstmals in ihrer Karriere unter elf Sekunden lief (10,98 sec). Die Münsteranerin Tatjana Pinto wurde in 11,60 Sekunden Achte, 200-Meter-Spezialistin Inna Weit (LC Paderborn; 11,73 sec) Neunte. In der Staffel liefen die drei Sprinterinnen zusammen mit Startläuferin Yasmin Kwadwo (MTG Mannheim) in 43,19 Sekunden auf den vierten Platz, während die US-Amerikanerinnen an der Spitze mit neuem Meetingrekord von 41,67 Sekunden auch die Weltmeisterinnen aus Jamaika hinter sich ließen.
Lashawn Merritt (USA) bestätigte über 400 Meter, dass er der würdige WM-Titelträger ist. Zwar zeigte sich Olympiasieger Kirani James (Grenada) in 44,32 Sekunden wiedererstarkt, doch Merritt hatte auf den letzten Metern erneut das bessere Stehvermögen und siegte in 44,13 Sekunden.
Deutscher Doppelsieg im Nachwuchsrennen
Nick Symmonds holte sich nach der Silbermedaille in Moskau den Sieg in Zürich über 800 Meter. Der US-Amerikaner gewann in 1:43,56 Minuten vor dem ehemaligen Europameister Marcin Lewandowski (Polen), der in seinem Sog Bestzeit (1:43,79 min) lief. Im Rennen der Frauen siegte die Überraschungs-Weltmeisterin Eunice Jepkoech Sum erneut. Die Kenianerin schob sich in 1:58,82 Minuten hauchdünn vor Olympiasiegerin Mariya Savinova (Russland; 1:58,93 min).
Auf die Ehrenrunde ging der Magdeburger Varg Königsmark. Über 400 Meter Hürden siegte der Sechste der U23-Europameisterschaften in der Nachwuchs-Kategorie der Young Diamond Challenge in Saisonbestzeit von 49,62 Sekunden. „Das ist ein versöhnlicher Saisonabschluss“, sagte der 21-Jährige, der in dieser Saison seine Sicherheit über den Hürden nicht richtig gefunden hatte.
Einen deutschen Doppelsieg gab es gar über 1.500 Meter der Nachwuchsläufer. Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) lieferte bei seinem zweiten Auftritt in Zürich eine taktische Meisterleistung ab. Der 21-Jährige fing auf der Zielgerade noch den Norweger Filip Ingebrigtsen, der zwischenzeitlich deutlich geführt hatte, ab und siegt in Saisonbestleistung von 3:40,79 Minuten. „Vor zwei Jahren war ich hier schon mal Zweiter, da wollte ich heute unbedingt den Sieg“, sagte der Fünfte der U23-EM. Zweiter wurde Marcel Fehr (LG Limes Rems) in 3:42,14 Minuten. Auf Platz fünf lief Martin Sperlich (VfL LC Friedrichshafen) in 3:46,24 Minuten.
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