Silke Spiegelburg verpasst Medaille knapp
Denkbar knapp hat die Leverkusenerin Silke Spiegelburg am Montagabend bei der WM in Berlin eine Medaille verpasst. Mit 4,65 Metern wurde sie höhengleich mit den Zweiten Chelsea Johnson (USA) und Monika Pyrek (Polen) Vierte. Nachdem Titelverteidigerin Yelena Isinbayeva kein gültiger Versuch gelang, ging der Sieg an die Polin Anna Rogowska, die als Einzige über 4,75 Meter flog.
Lange lief Silke Spiegelburg nach dem Ende des Wettkampfs kopfschüttelnd an der Stabhochsprunganlage herum. Zum Greifen nah war Edelmetall gewesen für die 23-Jährige. Im ersten Versuch war sie bereits über 4,75 Meter drüber, riss die Latte beim Heruntergehen aber noch mit auf die Matte. Sonst wäre ihr Silber sicher gewesen. So landete sie auf dem undankbaren vierten Rang.Noch bei den Journalisten kamen ihr immer wieder die Tränen. „Ich hätte auf meinen Trainer hören sollen und den Ständer anders einstellen lassen müssen“, sagte sie. Vor den 4,75 Metern hatte sie einen neuen Stab zur Hand genommen. „Ich habe einfach nicht gedacht, dass ich dann bei 4,75 Metern so ein Ding auspacke“, kommentierte sie ihren Sprung.
Sprung des Lebens
„Ich war so hoch drüber, so einen Sprung hatte ich in meinem Leben noch nicht. Der war gigantisch, und dann scheitere ich an den Ständereinstellungen“, sagte sie kopfschüttelnd. Nach dem dritten Fehlversuch habe sie nur gedacht, „das kann doch nicht sein“. Der Wettkampf ging weiter – allerdings ohne den Schützling von Leszek Klima. Er und Silke Spiegelburgs Eltern versuchten, die 23-Jährige zu beruhigen. „Aber von Minute zu Minute kamen mehr Emotionen hoch.“
Fast noch dramatischer war, was der russischen Weltrekordlerin Yelena Isinbayeva geschah. Bei 4,75 Metern stieg sie mit einem Fehlversuch ein und hob sich ihre beiden verbleibenden Versuche für 4,80 Meter auf, woran sie allerdings ebenfalls zweimal scheiterte. Ungläubig schlug sie auf der Matte die Hände vor den Kopf. Insgesamt vier Russinnen waren im Finale angetreten. Hallen-Europameisterin Yuliya Golubchikova hatte sich beim Einspringen verletzt, Tatyana Polnova und Aleksandra Kiryashova wurden mit 4,40 Metern Siebte und Neunte. Ein Fiasko für die Russinnen.
Anna Rogowska springt zum Sieg
Lachende Nutznießerin war die Polin Anna Rogowska, die auch vor dem Finale als die größte Widersacherin der Russin gehandelt worden war. Bereits beim Meeting in London am 24. Juli hatte sie Yelena Isinbayeva eine Niederlage zugefügt. „Ich kann es gar nicht glauben. Ich habe mich sehr spezifisch auf die WM vorbereitet und wollte eine Medaille gewinnen - und jetzt bin ich Weltmeisterin. Ich war mir bis zum Schluss sicher, dass Yelena Isinbayeva noch die 4,80 Meter schafft und gewinnt“, sagte Anna Rogowska.
Den Abend aus polnischer Sicht perfekt machte Monika Pyrek, die im ersten Versuch über 4,65 Meter flog und sich damit Silber sicherte. Für eine weitere Überraschung sorgte die US-Amerikanerin Chelsea Johnson, die ihre Saisonbestleistung um fünf Zentimeter steigerte und ebenfalls Zweite wurde.
Anna Battke kann Trainingsleistungen nicht bestätigen
Etwas ratlos verließen Anna Battke (USC Mainz) und Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken) die Wettkampfstätte während die besten Athletinnen noch sprangen. Beide hatten 4,40 Meter überflogen und wurden damit Achte und Elfte. Eine wirkliche Erklärung wusste Anne Battke nicht. „Ich war cool. Ich dachte das ist mein Tag“, sagte sie. „Bei jedem Sprung habe ich gedacht es geht.“
Vor zwei Wochen sei sie im Training über 4,80 Meter geflogen, noch vor ein paar Tagen in einer Übungs-Session über 4,70 Meter. „Dann ist das heute natürlich enttäuschend“, sagte sie. „Vor allem weil ich eben weiß, dass es hoch gehen kann und 4,55 Meter nicht mein Limit sind.“
Kristina Gadschiew muss lernen
Auch Kristina Gadschiew zuckte die Schultern. „Ich habe nach der Qualifikation versucht, mich auf meine Technik zu konzentrieren, aber es ist mir nicht ganz gelungen“, sagte sie. „Ich muss eben noch einiges lernen.“ Trotzdem zeigte sie sich etwas versöhnlich. „Elfte der Welt. Das ist natürlich super, auch wenn ich mich gerade nicht so freuen kann. Vielleicht morgen.“ Später erst erfuhr sie, dass sie gar Zehnte geworden war, da Yelena Isinbayeva kein gültiger Versuch gelang.
Während Anna Battke die 4,40 Meter im ersten Versuch übersprungen war, brauchte Kristina Gadschiew drei Anläufe. „Schade, das hat mich natürlich einige Plätze gekostet.“
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