| Interview der Woche

Silke Spiegelburg: "Weitermachen bis zur Heim-EM"

Bei Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) läuft es besser denn je. Ihre Bachelor-Arbeit zum Thema Isokinetik ist so gut wie fertig und ihr Comeback nach der Fuß-OP ist geglückt. Das i-Tüpfelchen gelang ihr am Sonntag bei der Team-Europameisterschaft in Cheboksary (Russland) mit Platz eins und 4,75 Metern. Im Interview mit leichtathletik.de erzählt sie über ihre neue Heimat Stuttgart, ihre Pläne und Zielsetzungen und ihre offene Rechnung mit Berlin.
Peter Schmitt

Silke Spiegelburg, bei der  Team-EM haben Sie sich mit 4,75 Metern in der Weltspitze zurück gemeldet. Wie sieht Ihr persönliches Fazit aus?

Silke Spiegelburg:

Ich bin einfach überglücklich, dass es bei mir so gut lief und das ich die volle Punktzahl für das Team geholt habe. Wir können mit dem zweiten Platz zufrieden sein. Wir wussten die Russen haben wirklich ein starkes Team am Start, sie hatten Heimvorteil. Das sind alles Faktoren, die gepusht haben. Letztes Jahr hatte das deutsche Team diese Faktoren in Braunschweig genutzt. Ich persönlich bin sehr überrascht, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt 4,75 gesprungen bin. Vor allem aus verkürztem Anlauf.

Es ist in der Tat erstaunlich, da Sie sich erst in dieser Saison von einer Fuß-OP erholt haben.

Silke Spiegelburg:

Ich hatte letztes Jahr Probleme im rechten Fuß und nach vielen Untersuchungen haben die Ärzte festgestellt, dass ich mir einen Haarriss im Kahnbein zugezogen hatte. Hinzu kam, dass der komplette Knochen ein Ödem war. Am Ende blieb nur eine Operation, da die Versorgung des Knochens durch den Haarriss gestört war. Das Ganze war sehr langwierig und so konnte ich erst Mitte Januar wieder mit dem Springen bringen.

Heißt das im Klartext, Sie sind jetzt wieder beschwerdefrei?

Silke Spiegelburg:

Hundertprozentig schmerzfrei bin ich nie. Im Alltag schon, aber wenn ich die Trainings- oder Wettkampfbelastungen habe, dann habe ich schon noch leichte Probleme. Nach meinem ersten Wettkampf in Shanghai Anfang Mai habe ich drei Tage gebraucht, um mich zu regenerieren, da die Belastung so hoch war, dass der Fuß überfordert war. Doch von Mal zu Mal geht es besser und ich habe immer weniger Probleme damit.

Im Stabhochsprung versucht man immer den perfekten Sprung anzuvisieren. Könnten Sie jemandem, der sich nicht im Stabhochsprung auskennt, erklären, welche Komponenten für den Erfolg notwendig sind?

Silke Spiegelburg:

Es ist wichtig, dass man eine gute Grundschnelligkeit im Anlauf mitbringt. Trotzdem gibt es auch Springer, die mit einem langsamen Anlauf sehr hoch springen, weil sie eine extrem gute Technik haben. Ferner sollte man versuchen, immer bis ans Ende des Stabhochsprung-Stabes zu greifen, was mir zurzeit noch nicht so hundertprozentig gelingt, weil mir noch die Sicherheit fehlt durch die geringe Sprungpraxis. Außerdem benötigt jeder, der gut sein will, koordinative Fähigkeit beim Absprung, damit er richtig explodiert am Stab, um dann in die Höhe geschossen zu werden.

Wie sieht Ihre Planung im Hinblick auf die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg und die Weltmeisterschaften in Peking aus?

Silke Spiegelburg:

Im Frauen-Stabhochsprung ist es nicht so einfach gute Wettkämpfe zu finden. Entweder überschneiden sie sich oder es ist alles an einem Tag oder es starten nur die Männer. Das ist dieses Jahr ein bisschen paradox, aber ich brauche natürlich Wettkämpfe, um noch mehr Sicherheit zu bekommen. Außerdem möchte ich bis zur DM meinen Anlauf noch verlängern, auch wenn wir in diesem Jahr nicht mehr auf meinen vollen Anlauf von 18 Schritten kommen werden. Das könnte für den Fuß eine zu hohe Belastung sein und die Zeit wird dafür zu knapp. Hinzu kommt, dass ich noch an der Griffhöhe arbeiten muss, um es technisch besser umzusetzen. Es ist eben ein Unterschied aus langem Anlauf zu springen oder aus kurzem Anlauf.

Seit einiger Zeit haben Sie ihren Lebensmittelpunkt in Stuttgart und nicht mehr in Leverkusen. Wie haben Sie sich eingewöhnt im Schwabenland?

Silke Spiegelburg:

Die Entscheidung fiel aus beruflichen Gründen. Dann kam die Verletzung hinzu, und mein Mann und ich haben gesagt: Vielleicht ist es ein kompletter Neuanfang. Ich fühle mich sehr wohl in Stuttgart und wurde dort mit offenen Armen empfangen. Ich habe traumhafte Trainingsbedingungen mit einer neu renovierten Halle und einem gut ausgestatteten Kraftraum. Natürlich bin ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge vaus Leverkusen weg gegangen. Ich habe zuvor neun Jahre in Leverkusen gelebt. Jetzt kann ich sagen: Es war ein wichtiger Tapetenwechsel.

Wie hat man sich Ihr Training beziehungsweise die Trainingsplanung vorzustellen?

Silke Spiegelburg:

Ich bekomme jeweils wöchentlich einen Trainingsplan von Andrei Tivontchik, der zweimal nach Stuttgart kommt, um mit mir Stabkoordination, Technikeinheiten und Sprünge zu machen. Ansonsten trainiere ich in Stuttgart in einer Gruppe mit. Es gibt aber auch Einheiten, die ich alleine mache. Wenn ich am Reck meine Aufrollübungen mache oder turnerische Übungen, da kann mir keiner helfen. Außerdem fahre ich oft nach Zweibrücken und mach dort kleinere Trainingslager.

Wie lange wollen Sie noch im Stabhochsprung-Geschäft bleiben?

Silke Spiegelburg:

Ich möchte auf jeden Fall auch nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio noch weitermachen bis zur EM 2018 in Berlin, denn eine Heim-EM ist etwas Besonderes. Und seit der WM 2009 habe ich noch eine Rechnung mit Berlin offen…

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