Silke Spiegelburg wieder undankbare Vierte
Es sollte ihr Wettkampf werden, aber am Ende flossen doch wieder Tränen der Enttäuschung: Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) im Stabhochsprung Rang vier belegt. Gold holte sich die Beste des Jahres Jenn Suhr (USA; 4,75 m) vor der höhengleichen Kubanerin Yarisley Silva. Weltrekordlerin Yelena Isinbayeva (Russland) musste sich mit 4,70 Metern und Rang drei zufrieden geben.
Silke Spiegelburg weinte und schrie ihre Verzweiflung durch das Olympiastadion: "Warum werde ich denn immer Vierte? Immer! Das kann doch nicht wahr sein!" Doch es war nicht mehr zu ändern.Während Jennifer Suhr bei der Windlotterie im Kampf um Stabhochsprung-Gold das richtige Los zog, erwischte die Deutsche Meisterin eine Niete: Bereits zum vierten Mal belegte sie in einem großen Wettkampf lediglich den vierten Rang.
Vierter vierter Platz
Die Leverkusenerin hatte sich im Londoner Olympiastadion von den drei deutschen Springerinnen am längsten im Wettbewerb gehalten. Die deutsche Rekordhalterin flog über 4,65 Meter, riss dann die 4,70 Meter, erhöhte deshalb gleich auf 4,75 Meter - doch das Pokern um eine Medaille zahlte sich nicht aus.
Silke Spiegelburg, bereits Vierte bei der WM 2009 in Berlin, der Hallen-WM 2012 in Istanbul (Türkei) und der EM 2012 in Helsinki (Finnland), war danach bedient. Ehe sie das Stadion verließ, stopfte sie wütend ihre Ausrüstung in die Sporttasche. "Ich will es nicht mehr wahrhaben. Dabei war ich eigentlich gut drauf", ärgerte sie sich.
Schwierige Bedingungen
Die äußeren Bedingungen hatten sich während des gesamten Wettkampfs als schwierig erwiesen. Wechselnde Winde erschwerten den Anlauf, es gab viele abgebrochene Versuche, dazwischen wurde häufig gepokert, verbliebene Versuche wurden auf die nächste Höhe geschoben.
Auch die beiden anderen deutschen Springerinnen blieben am Ende glücklos. Vize-Weltmeisterin Martina Strutz (SC Neubrandenburg) wurde Fünfte mit übersprungenen 4,55 Metern, Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) belegte mit 4,45 Metern den geteilten sechsten Rang.
Yelena Isinbayeva nimmt’s gelassen
Als erste Leichtathletin hätte Yelena Isinbayeva den goldenen Hattrick bei Olympia perfekt machen können. Doch wie für die Deutschen verlief der Abend auch für die Russin alles andere als wunschgemäß. Sie riss 4,75 Meter zweimal, ging dann auf 4,80 Meter - verpatzte aber ihren einzigen Versuch über diese Höhe.
Ganz im Gegensatz zu Silke Spiegelburg nahm die Weltrekordlerin die Enttäuschung gelassen hin. Die Russin wirkte den gesamten Wettkampf über unsicher, zuckte danach aber nur kurz mit den Schultern, winkte ins Publikum, lächelte. Die Goldmedaillen aus Athen (Griechenland) und Peking (China) kann ihr ohnehin niemand mehr nehmen. Von ihrem bereits 2009 aufgestellten Weltrekord von 5,06 Meter war sie diesmal weit entfernt.
Mit Material des Sport-Informations-Diensts (sid)
STIMMEN ZUM WETTBEWERB
Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich weiß selber nicht mehr, was ich sagen soll. Wieder Vierte, immer werde ich Vierte. Irgendwann will man es einfach nicht mehr wahrhaben. Heute war es mit dem Wind echt Glückssache. Ich kann mir nichts vorwerfen. Ich war locker, ich war frei. Ich habe Spaß gehabt. Ich habe mich auch nicht nervös gefühlt. Es war alles normal. Es sollte irgendwie nicht sein. Mal zu dicht, mal zu weit.
Martina Strutz (SC Neubrandenburg):
80.000 Leute im Stadion, das war ein geiles Gefühl. Es war oft windig, aber schon schön. Bei den Bedingungen war nicht unbedingt mehr drin. Ich bin mit dem fünften Platz zufrieden. Ich wollte um eine Medaille mitkämpfen, deshalb musste ich auch dann auslassen.
Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen):
Gegen Platz sechs mit 4,70 Metern hätte ich nichts sagen können. Aber so tut es unheimlich weh, dass ich das nicht machen und das zeigen konnte, was ich wirklich kann. Es war heute wirklich der Tag X, wo es sein musste. Und dann so was: du rennst die ganze Zeit gegen eine Wand und musst versuchen, dass du den Stab irgendwie festhältst und nicht irgendwo abstürzt. Gerade heute so was! Ich konnte mich gar nicht auf meine Technik konzentrieren, ich hatte harte Stäbe, so wie wir das geplant hatten. Aber du läufst an und es geht einfach nicht. Ich habe nur Tränen in den Augen gehabt vom Wind. Die Kraft nach vorne hat einfach gefehlt. Ich denke schon, dass ich ne halbe Portion von den anderen bin und dass es denen nicht so viel ausmacht. Ich habe auch einen ganz hohen Griff, den zweithöchsten von der Truppe hier, da ist dann alles auch noch ein bisschen unstabiler.
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