Silvesterläufe so weit das Auge reicht
Viele tausende Läufer werden am Donnerstag (31. Dezember), dem letzten Tag des Jahres 2009, bei einem der vielen Silvesterläufe auf der ganzen Welt unterwegs sein. Während es für einige darum geht, über Weihnachten angesammelte Pfunde zu verlieren, kämpfen die Spitzenathleten in Trier, Bietigheim, Berlin, Sao Paulo (Brasilien), Peuerbach (Österreich), Madrid (Spanien), Bozen (Italien) und vielen weiteren Städten um einen guten Jahresabschluss.
In Trier dreht sich bei der 20. Auflage des Silvesterlaufs alles um einen Mann: Haile Gebrselassie. Seit der Startzusage des Äthiopiers Ende September ist in Trier das "Haile-Fieber" ausgebrochen. Die 100 Startplätze im "Lauf der Asse" waren so schnell vergeben wie nie zuvor. Alles andere als ein Sieg des 27-fachen Weltrekordlers wäre eine Überraschung und auch der Streckenrekord aus dem Jahr 1997 von 22:21 dürfte gehörig in Gefahr sein. Zu den härtesten Konkurrenten auf den acht Runden (8 km) durch die Trierer Innenstadt zählen traditionell die Kenianer um Shadrack Korir.Aus deutscher Sicht haben der Deutsche 5.000-Meter-Meister Arne Gabius von der LAV asics Tübingen und der Berliner Carsten Schlangen die besten Aussichten auf eine vordere Platzierung. Vor heimischem Publikum will auch der Trierer Thorsten Baumeister, der derzeit in den USA studiert, sein Können unter Beweis stellen.
Sabrina Mockenhaupt versus Irina Mikitenko
Im Rennen der Frauen über 5 Kilometer könnte es sogar einen deutschen Triumph geben. Mit der Wattenscheiderin Irina Mikitenko und der Kölnerin Sabrina Mockenhaupt haben die beiden besten deutschen Langstreckenläuferinnen ihre Startzusage gegeben und beide wissen, wie man in Trier gewinnt.
Sabrina Mockenhaupt siegte 2005 und 2007. Allerdings steht hinter der Form der 29-Jährigen nach einem mehrwöchigen Bundeswehrlehrgang ein Fragezeichen. Der Sieg von Irina Mikitenko liegt zwar schon elf Jahre zurück, aber wenn die 37-Jährige antritt, ist immer mit ihr zu rechnen. Ebenfalls unter den Läuferinnen ist Marathon-Europameisterin Ulrike Maisch (1. LAV Rostock).
Deutsche Spitzenläufer in Bietigheim
Im württembergischen Bietigheim hatten wohl selten mehr Läufer Chancen auf den Sieg als bei der 29. Auflage. Nach dem Sieg 2007 und Platz zwei im Vorjahr zählt der Münchner Sebastian Hallmann auf den selektiven 11,2 Kilometern zu den absoluten Top-Favoriten.
Doch die Konkurrenz ist groß. Mit dem Deutschen Hindernismeister Filmon Ghirmai (LAV asics Tübingen), den Wattenscheidern Christoph Lohse und Christian Glatting, dem Leverkusener Mario Kröckert, dem Huchenfelder Stephan Hohl, Heiko Baier (LG Fulda), dem Deutschen Marathon-Vizemeister Peter Rodewald (LSV Lok Arrnsstadt), Erik Haß (SV Vorwärts Zwickau) und dem U23-Neunten der Cross-EM, Musa Roba-Kinkal (SV Gelnhausen), ist das Spitzenfeld quantitativ und qualitativ stark besetzt.
Vorjahressiegerin Melanie Kraus ist Favoritin
Auch das Feld der Frauen kann sich sehen lassen. Unter den etwa 4.000 Läuferinnen und Läufern zählt Melanie Kraus zu den ersten Sieganwärterinnen. Die Leverkusenerin reist als Vorjahressiegerin nach Bietigheim. 2008 hatte sie in Streckenrekordzeit von 37:15 Minuten gewonnen. Nach einem von Verletzungen geprägten Jahr wäre ein Sieg für Melanie Kraus zum Jahresabschluss eine Genugtuung.
Ein Selbstläufer sollte der Sieg der Leverkusenerin nicht werden. Simret Restle (LG Eintracht Frankfurt) befindet sich seit August in guter Form und ist im Kampf um den Sieg zu beachten. Auch vier junge Läuferinnen wagen sich in Bietigheim an eine ungewöhnlich lange Strecke. Die Deutsche 1.500-Meter-Meisterin Denise Krebs (TV Wattenscheid 01), die Sechste der U20-EM über 1.500 Meter, Diana Sujew (SC Potsdam), ihre Zwillingsschwester und Dritte der U20-EM, Elina Sujew (SC Potsdam), sowie die Achte der U18-WM über 3.000 Meter, Christina Kröckert (TSV Bayer 04 Leverkusen), wollen das Jahr mit einem guten Resultat beenden.
Italienische Unbekümmertheit gegen ukrainische Erfahrung
Kann Andrea Lalli die europäische Laufelite bezwingen? Das ist die Hauptfrage bei der 35. Auflage des Silvesterlaufs in Bozen (Italien). Der 22-Jährige ist Italiens große Hoffnung. 2008 wurde er U23-Cross-Europameister, vor zwei Wochen gewann er überraschend den stark besetzten Crosslauf im belgischen Brüssel. Der Heimsieg wird für Andrea Lalli allerdings alles andere als eine leichte Aufgabe. Der achtmalige Cross-Europameister Sergey Lebid weiß, wie man in Bozen gewinnt. Der Ukrainer kann auf fünf Siege beim Klassiker in Südtirol zurückblicken. Der letzte liegt allerdings schon fünf Jahre zurück.
Ebenfalls mit Siegambitionen reist Mo Farah nach Bozen. Der Londoner wurde bei der Cross-EM im irischen Dublin wie im Jahr zuvor Zweiter und ist auch auf der Straße zu beachten. Im Mai gelang ihm in London (Großbritannien) über 10 Kilometer in 27:50 ein britischer Rekord. Und dann gibt es da noch Edwin Soi. Der Kenianer gewann im Vorjahr auf der 10 Kilometer langen Strecke und will den Platz an der Sonne nicht kampflos hergeben.
Auch bei den Frauen wartet auf die Zuschauer in der Bozener Innenstadt ein offenes Rennen. Über 5 Kilometer zählt die Cross-Europameisterin Hayley Yelling (Großbritannien) genauso zu den Favoriten wie die Dritte des New York Marathons (USA), Christelle Daunay (Frankreich), die Bozen-Siegerin von 2006, Aniko Kalovics (Ungarn), und die erst 19 Jahre alte U20-Weltmeisterin über 5.000 Meter, Sule Utura aus Äthiopien.
Der Klassiker in Sao Paulo
Während in Deutschland Tausende Läufer mit Kälte, Eis und Schnee zu kämpfen haben werden, ist für die rund 20.000 Läufer im brasilianischen Sao Paulo die Hitze das größte Problem. Beim traditionsreichsten Silvesterlauf trifft sich am letzten Tag des Jahres einmal mehr die Weltspitze. Über 15 Kilometer zählen der dreimalige Sao Paulo-Sieger und viermalige Gewinner des Boston-Marathons (USA), Robert Cheruiyot (Kenia), sowie der drittschnellste Marathon-Läufer aller Zeiten und Vorjahressieger James Kwambai (Kenia) zu den Top-Favoriten.
Bei den Frauen ist Derartu Tulu (Äthiopien) nach ihrem Sieg beim New York-Marathon (USA) die Frau, die es zu schlagen gilt. Ihre ersten Herausforderinnen sind Margaret Okayo (Kenia) und Olivera Jevtic (Serbien).
Günther Weidlinger Favorit in der Heimat
Auch im oberösterreichischen Peuerbach wird das Jahr laufend ausgeklingen. Top-Favorit ist hier Vorjahressieger, Lokalmatador und Landesrekordhalter im Marathon, Günther Weidlinger. Auch die Deutschen Arthur Lenz (SC Magdeburg) und Dennis Pyka (LG Telis Finanz Regensburg) haben für die 6.800 Meter lange Strecke gemeldet.
Bei den Frauen könnte es sogar einen deutschen Sieg geben. Die Deutsche Hindernisrekordlerin Antje Möldner (SC Potsdam) und die Fürtherin Julia Hiller gehören zu den Schnellsten im Feld der Läuferinnen über 5.100 Meter.