Craig Mottram hat eine Mission zu erfüllen
Mit den 5.000 Metern hat sich Craig Mottram eine Disziplin ausgesucht, von der vielen jungen Athleten abgeraten wird. Zu groß ist die Dominanz der Afrikaner, zu klein die Siegchance für Läufer von anderen Kontinenten. Doch davon lässt sich der Australier nicht beirren. Er hat eine Mission: er möchte sie alle besiegen.

Craig Mottram ist bereit, hart zu arbeiten (Foto: Chai)
Ernsthaft begonnen zu laufen hat der 25-Jährige vor sieben Jahren, als er die High School verließ. "Vorher hatte ich nicht wirklich Zeit, mich auf etwas anderes außer Schule auf einem sehr hohen Level zu konzentrieren", sagt der ehemalige Triathlet. Im Februar 1999 reiste er mit seinem Coach und Trainer Nic Bideau nach Großbritannien zu den Cross-Weltmeisterschaften in Belfast, wo er im Rennen der Junioren 17. wurde. Fortan ging es immer bergauf.Die Sportlichkeit scheint in der Familie des Public Relations-Student der Deakin University zu liegen. Sein Vater spielte Fußball beim britischen Team Wimbledon FC, Craig Mottrams jüngerer Bruder Neil ist Mitglied des Australien Institute of Sports-Basketball-Teams. Und selbst einen Trainingspartner hat er in der Familie: Hund "Moss".
Fast immer unter den ersten Drei
Dieses Jahr kann der 1,88 Meter-Mann auf eine außerordentlich erfolgreiche Saison zurückblicken. In jedem seiner Rennen lief er unter den ersten Drei ins Ziel, außer in Oslo beim Golden-League-Meeting, dort stellte er als Fünfter in 3:48,98 Minuten einen neuen Australien-Rekord über die Meile auf, und bei den Cross-Weltmeisterschaften in Saint-Galmier (Frankreich), wo er 22. wurde.
"Letztes Jahr wollten wir schnell laufen. Dieses Jahr war es anders. Wir wollten kommen, Rennen gewinnen und auf das Siegerpodest steigen", gibt er einen Einblick in die Ziele, die sein Trainer und er ausgearbeitet hatten. Der Höhepunkt des Jahres war aber sicherlich die Weltmeisterschaft in Helsinki. Als erster Nicht-Afrikaner seit 1987 gewann er eine WM-Medaille über 5.000 Meter. Zwar hatte Mohammed Mourhit 1999 Bronze für Belgien gewonnen, doch auch er ist gebürtiger Marokkaner.
Harte Arbeit
"Ich hätte das Rennen gewinnen können und ich wäre von allem anderen als einer Medaille sehr enttäuscht gewesen", gibt sich der Läufer mit dem Spitznamen "Buster" selbstsicher. Dies scheint auch seine große Stärke und das Geheimnis seines Erfolges zu sein: sein unglaubliches Vertrauen in seine Fähigkeiten. Hinzu kommen das unstillbare Verlangen, der Beste zu sein und die Bereitschaft, sich dafür zu schinden.
"Ich arbeite einfach hart. Ich glaube es geht mehr um Hingabe und Engagement, als darum, besondere Voraussetzungen zu haben", antwortet der viermalige australische Meister, wenn man ihn nach dem Grund für seine Leistungen fragt. "Ich bin bereit, sieben Monate im Jahr in London, weit weg von daheim, zu leben und zu trainieren. Denn Laufen ist das, was ich die nächsten zehn Jahre tun möchte."
Commonwealth Games sind das große Ziel
Geboren und aufgewachsen ist Craig Mottram in Geelong, einer 190.000 Einwohner-Stadt etwa 75 Kilometer südwestlich von Melbourne, wo er heute nur 200 Meter vom Stadion entfernt lebt. In der australischen Metropole finden im kommenden März die Commonwealth Games statt. Dort wird er nicht alleine gegen die Afrikaner laufen. Eine ganze Nation wird ihm den Rücken stärken.
"So etwas habe ich zuvor noch nie erlebt. Aber das ist der Grund, weshalb wir so hart arbeiten: um daheim vor 90.000 Zuschauern zu laufen. Das ist das wirklich Aufregende für mich, dass jede einzelne Person im Stadion mich anfeuern wird", gibt er einen Ausblick auf das nächste Jahr. Während einige Wettkämpfe bei den Commonwealth Games nicht den internationalen Standard erreichen, wird das 5.000 Meter-Rennen diesem Anspruch sicherlich gerecht. Die besten Läufer aus Kenia und Tansania werden am Start sein.
Doch Craig Mottram stapelt nicht tief. "Alles woran ich denke ist, in Melbourne zu gewinnen. Es wird hart sein für mich, zu siegen. Aber es war auch hart für mich, in Helsinki eine Medaille zu gewinnen. Es ist machbar und ich werde mich zu 100 Prozent darauf konzentrieren. Ich bin zu 110 Prozent bereit." Bereit, seine Mission zu erfüllen.