| Interview der Woche

Sophia Junk: "Im Finale von Grosseto ist vieles möglich"

Sophia Junk (LG Rhein/Wied) hat unter vielen guten Leistungen bei der BAUHAUS Junioren-Gala am Wochenende in Mannheim zwei sehr starke Auftritte gezeigt. Die 200-Meter-Siegerin (23,42 sec) und Teil-Sprinterin der 4x100-Meter-Staffel mit U20-Weltjahresbestzeit (43,84 sec) spricht im Interview über tolle Zeiten, harte Zeiten und angepeilte großartige Zeiten.
Thorsten Eisenhofer

Sophia Junk, starkes Rennen mit dem Sieg in 23,42 Sekunden und neuer Bestzeit über 200 Meter!

Sophia Junk:

Das ist der Wahnsinn, diese neue Bestzeit. Aber es war auch das härteste Rennen, das ich jemals gelaufen bin, weil ich in der Kurve sehr viel Gas gegeben habe.

Nun fahren Sie erstmals zu einer internationalen Nachwuchsmeisterschaft, der U20-EM in Grosseto (Italien; 20. bis 23. Juli), stehen mit Ihrer Zeit aus Mannheim auf Rang vier der europäischen Jahresbestenliste. Was sind Ihre Ziele?

Sophia Junk:

Ich würde gerne erneut eine persönliche Bestleistung laufen. Und das Finale ist schon die Zielsetzung. Dass das möglich ist, habe ich in Mannheim gesehen, weil ich ja die beiden Britinnen [Anm. d. Red.: Maya Bruney und Alisha Rees] geschlagen habe, die in der Bestenliste bislang vor mir standen. Und wenn man dann im Finale steht, ist vieles möglich, weil es dann für alle schon der dritte Lauf ist.

Und mit der Sprintstaffel?

Sophia Junk:

Wir sind in Mannheim eine Weltjahresbestleistung gelaufen, obwohl mit Keshia Kwadwo ja eine wichtige Läuferin gefehlt hat. Ich denke, wir haben gute Chancen auf eine Top-Platzierung.

Sie hatten in den vergangenen Jahren oftmals Verletzungsprobleme. Erzählen Sie mal…

Sophia Junk:

Vor zwei Jahren bin ich ziemlich überraschend 11,85 Sekunden über 100 Meter gelaufen. Das kam in meinem ersten U18-Jahr wie aus dem heiteren Himmel. Danach war ich dann noch in der Staffel im Einsatz und habe Probleme mit dem Oberschenkelbeuger bekommen. Und vergangenes Jahr habe ich mich am Ende des Trainingslagers beim Staffel-Training verletzt – beide Male hat mich die Verletzung die Teilnahme an der internationalen Meisterschaft gekostet.

Was haben Sie daraus gelernt?

Sophia Junk:

Dass ich nicht mehr laufe, wenn ich das Gefühl habe, meine Muskulatur könnte Probleme machen. Dieses Jahr bin ich in Regensburg in 11,52 Sekunden persönliche Bestzeit über 100 Meter gelaufen. Anschließend hätte ich noch Staffel laufen sollen, aber ich habe dann Probleme im Beuger gespürt. Ich bin dann keine Staffel gelaufen und nach zwei Tagen beim Physiotherapeuten war alles wieder in Ordnung. Es ist wichtig, in solchen Situationen auf seinen Körper zu hören.

Apropos auf jemanden hören. Sie arbeiten auch mit einem Mentaltrainer zusammen. Hilft das?

Sophia Junk:

Ich habe auf jeden Fall Fortschritte gemacht. Die Aufregung vor dem Start ist viel geringer als früher.

Waren Sie früher so aufgeregt?

Sophia Junk:

Ja, als ich noch jünger und unerfahrener war schon. Ich weiß noch, wie ich 2015 als Erste der deutschen Bestenliste der U18 zu den Deutschen Meisterschaften kam und es dann vor dem Start hieß: Auf Bahn x, Sophia Junk, die Jahresbeste und Favoritin. Es hat dann zwar mit dem Titelgewinn geklappt, aber es war keine einfache Situation, der Druck war schon groß.

Aufgrund der angesprochenen Verletzungsprobleme haben Sie die internationalen Meisterschaften im U18-Bereich 2015 (U18-WM) und 2016 (U18-EM) verpasst. Wie schwer war es, das wegzustecken?

Sophia Junk:

Die U18-WM 2015 war nicht so schlimm, weil meine Leistungssteigerung damals so überraschend kam, dass ich im Vorfeld gar nicht wusste, dass es da eine internationale Meisterschaft gibt. 2016 war schon schwierig, da war ich dann ja im Bundeskader, bin schnell an die Norm herangelaufen und war dann verletzt. Das war schon enttäuschend, weil ich mir zugetraut hatte, über 200 Meter eine Medaille zu gewinnen. Der Sieg bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften war dann nur ein Trostpflaster.

Sie sind zwar noch erstes Jahr U20, können also nächstes Jahr noch einmal in der Altersklasse starten. Lassen Sie uns trotzdem schon mal einen Blick in die Zukunft werfen...

Sophia Junk:

Mein Ziel ist der A-/B-Kader. Vielleicht noch nicht 2020, aber 2024 möchte ich dann schon bei den Olympischen Spielen dabei sein. Das ist ein Ziel, das man als Leistungssportler haben sollte. Zuvor möchte ich gerne 2018 bei der U20-WM starten.

Jetzt läuft es im deutschen Frauen-Sprint ja gerade richtig gut…

Sophia Junk:

Es wäre ein Traum, da aufzuschließen. Ob das machbar ist, ist natürlich eine andere Sache. Aber man sollte Ziele und Träume haben und hart dafür arbeiten.

Sie laufen mittlerweile vor allem 200 Meter. Bleibt es dabei?

Sophia Junk:

Die 200 Meter machen mir mehr Spaß, die 100 Meter sind immer sehr schnell vorbei. Die 200 Meter sind meine Spezialdisziplin, aber die 100 Meter sind dafür ja auch wichtig.

Die Rennen aus Mannheim im Video:

<link video:16878>Sophia Junk sprintet mit Bestzeit Richtung Grosseto
<link video:16851>Starkes Quartett: DLV-Staffel läuft U20-Weltjahresbestleistung

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