Sophie Krauel - "Es wird lange dauern"
Im vergangenen Jahr gewann Sophie Krauel bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund als Jugendliche den Weitsprung-Titel bei den Erwachsenen. Das Supertalent vom TuS Jena avancierte zum Star der Meisterschaften. Am letzten Wochenende wurde Kathrin van Bühren als ihre Nachfolgerin ermittelt. Die Junioren-Vize-Weltmeisterin saß nur auf der Tribüne. Vor drei Wochen musste sich Sophie Krauel in Freiburg der zweiten Operation unterziehen. Erfahren Sie mehr im Interview...
Sophie Krauel bleibt im Moment nur die Zuschauerrolle (Foto: Kiefner)
Wie viel Bahnen haben Sie heute schon im Schwimmbad gezogen, Frau Krauel?Sophie Krauel:
Heute noch keine. Aber langsam kriege ich schon Schwimmhäute zwischen den Fingern. Aber Schwimmen ist momentan die einzige Möglichkeit zu trainieren, ohne das Bein zu belasten.
Können Sie den Verlauf der Verletzung kurz schildern?
Sophie Krauel:
Die ersten heftigen Schmerzen im linken Schienbein traten im vergangenen April im Trainingslager auf. Verschiedene Untersuchungen und Behandlungsmethoden wie Elektrotherapie haben nichts gebracht. Einige Wochen später bei einer Untersuchung in der Freiburger Uniklinik wurde dann eine Operation vorgeschlagen, um das diagnostizierte Geschwulst zu entfernen. Vorher konnte ich unter Schmerzen und mit einigen Spritzen noch Wettkämpfe wie die Junioren-WM bestreiten. Im August wurde ich dann operiert, aber zu Beginn des Wintertrainings traten dieselben Schmerzen wieder auf, so dass ich vor zwei Wochen noch einmal operiert werden musste. Jetzt ist erst einmal der Heilungsprozess abzuwarten.
Im vergangenen Jahr in Dortmund wurden Sie in Dortmund als Jugendliche Deutsche Hallenmeisterin. Nun sind Sie verletzt und waren nur als Zuschauerin in Sindelfingen. Was ist das für ein Gefühl?
Sophie Krauel:
Ich wäre supergern in Sindelfingen dabei gewesen. Es ist richtig schwer, nur auf der Tribüne zu sitzen. Und ich kann ja noch nicht einmal trainieren. Die anderen können springen und gute Leistungen abliefern und ich konnte meinen Titel nicht verteidigen.
Nach der Operation im vergangenen Sommer reisten Sie zusammen mit einer Freundin für zehn Wochen nach Australien. Welche Eindrücke haben Sie mitgebracht?
Sophie Krauel:
Das war eine ganz tolle Erfahrung. Die einzigartige Natur ist unbeschreiblich schön. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Die erste Zeit waren wir in einer Sprachschule, um unsere Englischkenntnisse ein wenig aufzupeppen. Danach sind wir noch vier Wochen umher gereist. Es war einfach gut, den Stress rund um die Verletzung ablegen zu können und einmal ganz woanders zu sein.
Neben dem Sport wollen Sie nun auch ein Studium beginnen. Haben Sie schon ein bestimmtes Fach im Kopf?
Sophie Krauel:
Das ist so schwierig für mich. Ich schwanke zwischen Jura und dem Fach mit dem schönen Namen "Interkulturelles Management". Im Sommersemester werde ich in Jena für beide Fächer eine Gasthörerschaft belegen und im Winter dann mit einem Fach beginnen.
Ist die Gasthörerschaft eine gewollte Ablenkung von der Verletzung?
Sophie Krauel:
Ja und nein. Keine direkte Ablenkung, aber momentan kann ich halt nicht trainieren. Darum kann ich in aller Ruhe feststellen, was zu mir passt und komme so aus dem Trott heraus, der sich zu Hause eingeschlichen hat.
Nach der zweiten Oparation wird der Weg zurück an die Spitze sicher enorm schwierig...
Sophie Krauel:
Das ist natürlich wahr. Es wird lange dauern, bis ich wieder in Form komme. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich in diesem Sommer noch springen kann. Aber wenn es nicht klappt, ist es auch nicht so tragisch. Als erstes soll das Bein wieder voll belastbar sein. Das ist mir das Wichtigste.
Wie ist die Operation verlaufen?
Sophie Krauel:
Die Heilung verläuft ohne Probleme. Nur war ich dieses Mal länger als beim ersten Mal mit der Beweglichkeit im Gelenk eingeschränkt.
Welche sportlichen Ziele haben Sie sich denn für die kommenden Jahre gesteckt?
Sophie Krauel:
Falls es bis zum Sommer noch klappt, will ich bei der U23-EM vor meiner Haustür in Erfurt dabei sein. Und nur das Mitmachen zählt, von Plätzen oder gar Medaillen will ich nicht reden. Das ganz große Ziel sind die Olympischen Spiele 2008 in Peking und die WM 2009 in Berlin. Aber für mich heißt es, erst einmal gesund zu werden und dann will ich in kleinen Schritten zurück. Vielleicht klappt es ja schon 2006 mit der EM oder mit der Hallen-WM. Das wäre prima.
Glauben Sie, dass in der Zukunft Ihre bisherigen Leistungen noch weiter steigern können?
Sophie Krauel:
Wenn ich nicht daran glauben würde, müsste ich nicht wieder anfangen. Wenn der Heilungsprozess gut verläuft, will ich irgendwann – vermutlich aber nicht 2005 - zwischen 6,70 und 6,80 Meter springen und in der Weltspitze mitmischen.