Sophie Krauel - „Lieber EM-Norm als DM-Gold“
Im letzten Jahr hat Sophie Krauel (TuS Jena) kurz nach ihrem Comeback Rang fünf bei der Hallen-DM in Sindelfingen belegt. An diesem Wochenende (21./22. Februar) soll es für die amtierende Deutsche Freiluftmeisterin ein paar Plätze weiter nach vorn gehen. Im Interview spricht die 23 Jahre alte Pharmaziestudentin über ihre Saison-Erwartungen, die Belastung Sport und Studium sowie ihre Chancen, nach 2004 zum zweiten Mal den Hallentitel im Weitsprung zu gewinnen.
Sophie Krauel, die Hallen-DM am Wochenende in Leipzig wird 2009 erst Ihr dritter Hallen-Wettkampf im Weitsprung sein. Warum haben Sie sich so rar gemacht?Sophie Krauel:
Leider wurden kaum Meetings mit Frauen-Weitsprung im Programm angeboten. Die wenigen Wettkämpfe, an denen ich hätte teilnehmen können, fanden meistens mitten in der Woche statt, was leider sehr ungünstig war, da ich bis zum 9. Februar noch ein Uni-Praktikum absolviert habe. Kleinere Veranstaltungen am Wochenende waren wegen fehlender Konkurrenz oft nicht sehr reizvoll, andere waren mit einem zu großen Reiseaufwand verbunden.
Sie wären also gern häufiger gesprungen?
Sophie Krauel:
Ja, denn Wettkämpfe sind das beste Training und ich hätte gern mein Leistungsvermögen vor den Deutschen Hallen-Meisterschaften noch einmal ausgetestet.
Mit 6,43 Metern liegen Sie hinter den Berlinerinnen Melanie Bauschke (6,49 m) und Urszula Gutwowicz-Westhof (6,47 m) auf Platz drei der aktuellen Bestenliste. Was haben Sie sich für Leipzig vorgenommen?
Sophie Krauel:
Ich möchte auf einen Medaillenplatz springen und gern an den 6,50 Metern kratzen.
Sehen Sie sich nicht als Favoritin, schließlich sind Sie amtierende Deutsche Meisterin?
Sophie Krauel:
Die Vorleistungen mit acht Springerinnen über 6,30 Meter zeigen, wie dicht das Feld ist und dass die Tagesform entscheidend sein wird, so wie es auch bei meinem Titelgewinn im Sommer war.
Was wäre Ihnen lieber: Der DM-Titel ohne die Norm für die Hallen-EM von 6,55 Metern oder Platz zwei oder drei mit EM-Norm?
Sophie Krauel:
Das ist eine schwierige Frage. Ich würde die EM-Norm wählen, da ich gern an meine Bestleistung von 6,62 Metern herankommen möchte. Außerdem wäre die Teilnahme an einer internationalen Meisterschaft eine gute Vorbereitung für den Sommer und eine tolle Herausforderung.
Auch im Hürdensprint hätten Sie mit Ihrer Bestzeit von 8,19 Sekunden, die Sie 2003 als 17-Jährige erzielt haben, eine Medaillenchance. Warum starten Sie in Leipzig nicht, obwohl Sie ja Mitte Januar in Erfurt mit 8,44 Sekunden einen guten Hürden-Wettkampf abgeliefert haben?
Sophie Krauel:
Leider finden Weitsprung und 60 Meter Hürden zur gleichen Zeit statt, sodass ich mich entscheiden musste. Da ich mir im Weitsprung größere Chancen ausrechne, starte ich nicht über die Hürden.
Im Sommer werden Sie dann aber verstärkt wieder über die Hürden zu sehen sein?
Sophie Krauel:
Das hoffe ich natürlich. Im Sommer gibt es auch mehr Meetings, bei denen man im Hürdensprint oder im Weitsprung starten kann.
Seit einigen Wochen steht fest, dass Sie 6,72 Meter, oder über die B-Norm zweimal 6,62 Meter, springen müssen, um bei der WM im August in Berlin dabei zu sein. Wie werden Sie sich auf diese Herausforderung vorbereiten?
Sophie Krauel:
Ich werde im Studium kürzertreten und mein Sommersemester strecken, da die Doppelbelastung Sport und Studium doch sehr viel Kraft kostet und keine optimale Wettkampfvorbereitung zulässt. Es stehen vermutlich zwei Trainingslager an, in denen wir uns dann unter guten Bedingungen auf die Sommersaison vorbereiten können.
Wie viel Prozent Ihres Leistungsvermögens haben Sie nach Ihrer langen Verletzung und dem stressigen Studium denn momentan schon wieder erreicht?
Sophie Krauel:
An einer genauen Zahl kann man das nicht festmachen. Aber meine Schnelligkeit und meine Sprungtechnik sind schon nahe an die Werte von vor meiner Verletzung herangekommen. Ich habe aber noch große Reserven im Kraftbereich und bei der Umsetzung der Schnelligkeit in Weite am Brett. Außerdem gab es seit meinem Wiedereinstieg keinen Wettkampf, den ich vollkommen erholt ohne Studienbelastung bestreiten konnte. Auch vor der Hallen-DM muss ich am Freitag noch eine wichtige Klausur schreiben.
Hallen-DM in Leipzig