Sophie Krauel - „Medaille wäre Krönung“
Sie ist „schon“ 23 Jahre alt und trotz ihrer großen Erfolge im Jugendalter wird Nürnberg am Wochenende (5./6. Juli) für Sophie Krauel die erste Deutsche Meisterschaft bei den Erwachsenen sein. Nach mehr als dreieinhalb Jahren Verletzungspause ist die Weitspringerin vom TuS Jena wieder zurück im Leichtathletik-Zirkus. Im Interview erklärt die Pharmaziestudentin, warum sie so schnell wieder fast zur alter Leistungsstärke zurückgefunden hat, an welchen Schwächen sie noch arbeiten muss und wie ihre Ziele für Nürnberg aussehen.
Sophie Krauel, am Wochenende stehen die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg an. Sind Sie schon nervös?Sophie Krauel:
Ja, sehr. Die Meisterschaften sind mein Saisonhöhepunkt und ich freue mich schon darauf. Es gibt viele sehr gute Weitspringerinnen, und es verspricht ein spannender Wettkampf zu werden, was natürlich auch für mich die Spannung und die Aufregung erhöht.
Sie haben als Jugendliche fast alles gewonnen. Aber jetzt, mit 23 Jahren, wird Nürnberg Ihr erster Auftritt bei einer Freiluft-DM...
Sophie Krauel:
Tatsächlich wird es meine Premiere. Ich war zwar schon als Jugendliche bei den Frauen nicht chancenlos, aber wir haben uns damals lieber auf die Jugend-Meisterschaften konzentriert. Wir, mein Trainer und ich, wollten mich einfach nicht durch zu viele Wettkämpfe kaputtmachen.
Für Nürnberg haben Sie ein ganz „spezielles“ Vorbereitungsprogramm gewählt. Bis Freitagabend stehen Sie im Labor und führen pharmazeutische Experimente durch. Ihr Studium ist für Sie augenscheinlich sehr wichtig...
Sophie Krauel:
Das stimmt. Neben der sportlichen Karriere auch meine berufliche Ausbildung voranzutreiben, war für mich schon immer sehr wichtig. Als ich das Studium begonnen habe, war ich noch verletzt und wusste nicht, ob ich jemals wieder in den Leistungssport zurückkehren würde. Seit einem Jahr trainiere ich allerdings wieder und muss jetzt beides kombinieren. Das ist unglaublich schwierig und anstrengend. Außerdem liegt nur noch ein Jahr vor mir und so kurz vor dem Ende fällt es schwer, kürzer zu treten.
Nach 1.267 Tagen Verletzungspause haben Sie im Winter wieder Ihre ersten Starts absolviert. Wie sind Sie mit ihrem Comeback und speziell der bisherigen Sommersaison zufrieden?
Sophie Krauel:
Ich bin überglücklich, dass ich nach den Verletzungen wieder annähernd an meine alten Leistungen anknüpfen konnte. Dass ich mit relativ wenig Training schon wieder konstant um 6,40 Meter springe, stimmt mich sehr zuversichtlich. Ich merke auch bei jedem Wettkampf, dass ich noch Reserven habe und die möchte ich ab der nächsten Saison voll ausnutzen.
Nach so einer langen Pause horcht man wahrscheinlich ganz genau in den Körper hinein. Welche Antwort gibt Sophie Krauels Körper nach einem Wettkampf oder hartem Training?
Sophie Krauel:
Er sagt mir, dass er alles ganz gut verkraftet, aber auch, dass die Verletzung und die vielen Operationen ihre Spuren hinterlassen haben. Ich bin selten völlig schmerzfrei, aber auch nicht so belastet, dass ich meinen Trainingsplan nicht durchziehen könnte. Leider fehlen durch den stressigen Alltag aber oft die nötigen Regenerationsphasen.
Bereits in der Hallensaison hat man gesehen, dass Sie noch genauso schnell sind wie vor der Verletzung. Was fehlt noch, um wieder Weiten von 6,60 oder sogar die Olympianorm von 6,72 Metern anzupeilen?
Sophie Krauel:
Es fehlt eine ganze Menge Maximalkraft. Mit meinen momentanen Werten kann man die Olympianorm nicht springen. Daneben gibt es ein paar kleinere technische Probleme, die aber entscheidend sind. Mein letzter Schritt ist oft zu lang, sodass ich mich im Absprung nicht richtig treffe. Auch mein Fußaufsatz beim Absprung ist meist zu flüchtig. Meine Schnelligkeit ist zwar sehr wichtig, reicht aber allein nicht aus.
Mit 6,47 Metern rangieren Sie auf Platz vier der Bestenliste. Was haben Sie sich für die DM vorgenommen?
Sophie Krauel:
Ich möchte unter die besten Sechs kommen und einen schönen Wettkampf bestreiten mit vielen gültigen Sprüngen im Bereich meiner Jahresbestleistung. Ich denke, dass hinter Bianca Kappler die Plätze zwei bis acht völlig offen sind und die Tagesform und Konzentration entscheidet.
Aber bei Ihrem DM-Debüt darf es doch sicher eine Medaille sein?
Sophie Krauel:
Das wäre natürlich der krönende Abschluss dieser Saison, und ich würde mich riesig darüber freuen. Aber es wird ein harter Kampf werden.