Sosthene Moguenara: "Der perfekte Sprung"
Eine derartige Flugshow hat Deutschland schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) flog am Freitag in Weinheim auf 7,04 Meter und findet sich damit plötzlich auf Platz zwei der aktuellen Weltbestenliste wieder. Im Interview spricht die 23-Jährige über das Gefühl in der Luft, Perfektion und neue Erwartungshaltungen.
Sosthene Moguenara, 7,04 Meter sind Sie am Freitagabend gesprungen. Verraten Sie uns: Wie fühlt sich so ein Sprung an?Sosthene Moguenara:
Super gut. Das war er einfach. Dieser vielzitierte perfekte Sprung. Vom Absprung über die Flugphase bis zur Landung – das war alles perfekt. Ich fasse es noch gar nicht, dass es so etwas wirklich gibt. Das hat sich wahnsinnig toll angefühlt. Schon in der Luft habe ich gedacht: ‚Oh man, du kommst ja gar nicht wieder runter‘. Eigentlich wollte ich in Weinheim auch drei Sprünge machen, als Test für die WM-Qualifikation, aber nach so einem Sprung, da konnte ich nicht weiter machen. Besser konnte die WM-Generalprobe für mich nicht laufen.
Wie oft haben Sie nachts von so einem Sprung geträumt?
Sosthene Moguenara:
Seit ich mit der Leichtathletik angefangen habe, träume ich von so einem Sprung. Aber dass ich ihn jetzt schon erwische, damit hätte ich nie gerechnet. Kann man ja auch nicht. So etwas lässt sich nicht vorhersehen. Schon gar nicht im Training.
Es gibt Springer, denen gelingt dieser perfekte Sprung nie in ihrer gesamten Karriere. Was glauben Sie? Warum hat bei Ihnen alles gepasst?
Sosthene Moguenara:
Gute Frage. Ich habe den Sprung einfach perfekt getroffen und endlich mal alles umgesetzt, was meine Trainer mir mit auf den Weg gegeben haben. Intuitiv. Ohne groß drüber nachzudenken. Und auch ohne an Sieben Meter zu denken. Dieses Ziel war zwar da, ich habe auch immer mal wieder dafür gebetet, aber nie bewusst in meinem Hinterkopf.
Bei aller Freude, ist da jetzt auch ein Stück Respekt? Dass Sie sich nun immer als Sieben-Meter-Springerin bezeichnen lassen müssen und die Messlatte entsprechend hoch hängt?
Sosthene Moguenara:
Diese Erwartung kann ja wenn nur von außen kommen. Ich selber sehe mich nicht als Sieben-Meter-Springerin. Dafür muss ich so einen Sprung schon noch bestätigen. Und was die Leute über mich sagen, das ist mir egal. Mir ist wichtig, dass ich weiß, was ich kann und meine Leistungen realistisch einschätze. So ein Sprung, der gelingt nicht jeden Tag, da muss verdammt viel zusammen kommen. Aber es ist schön, dass ich zeigen konnte, was möglich ist, wenn alles perfekt läuft. Ich bleibe auch jetzt auf dem Teppich.
Umgekehrt kann so eine Weite ja auch im wahrsten Sinne Flügel verleihen.
Sostehene Moguenara:
Ja, das glaube ich auch. Ich weiß jetzt, was in mir steckt. Und das wird mir in den kommenden Wettkämpfen sicher Selbstvertrauen geben und bestimmt auch ein Stück weit mehr Mut, auf Risiko zu gehen.
Dafür haben Sie ja auch viel gegeben. Sie sind von Wattenscheid nach Saarbrücken ins Athletenhaus gezogen, trainieren neben Ihrem Heimtrainer André Ernst nun auch bei Bundestrainer Uli Knapp. Wie haben Sie davon konkret profitiert?
Sosthene Moguenara:
Ich habe nun einen festen Trainingspartner mit Christian Reif, das hilft mir im alltäglichen Training sehr. Ich bin in den letzten Monaten außerdem deutlich sprungkräftiger geworden und wir haben verstärkt an meiner Landung gearbeitet. Da habe ich früher immer ziemlich viel verschenkt. Und an mir selber habe ich auch gearbeitet und fünf Kilo abgenommen.
Was genau haben Sie dafür gemacht?
Sosthene Moguenara:
Ich verzichte komplett auf Kohlenhydrate und das funktioniert erstaunlich gut und fiel mir auch von Anfang an nicht schwer. Außerdem habe ich verstärkt an meinem Bauch und Rücken gearbeitet. All das zusammen zahlt sich jetzt offenbar aus.
Mit 7,04 Metern – was ist da in Moskau bei der WM möglich?
Sosthene Moguenara:
Mit so einer Weite wäre man natürlich auch in Moskau ganz vorne mit dabei, keine Frage. Aber ich muss das erstmal bestätigen. Ich bleibe da jetzt cool und konzentriere mich weiter auf mich und will bei der WM mit konstanten Sprüngen ins Finale kommen. Das ist auch nach dieser Weite weiterhin mein Hauptziel.
Der Bericht vom Wettkampf in Weinheim
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