| Mehrkampf Götzis

Spannender Kampf um WM-Qualifikation

In kaum einer Disziplin verspricht der Kampf um die EM-Tickets so spannend zu werden wie im Mehrkampf. Europameister Pascal Behrenbruch, U23-Europameister Kai Kazmirek, Vize-Weltmeister Michael Schrader sowie die WM-Vierte Claudia Rath und die Olympia-Zweiten Lilli Schwarzkopf sind nur einige der Kandidaten für insgesamt sechs Startplätze. In Götzis wollen am kommenden Wochenende fast alle von ihnen eine erste Hausmarke setzen, bevor es vier Wochen später in Ratingen um die finale Qualifikation geht.
Thorsten Bayer

Für den ersten großen Wettkampf im EM-Jahr  reisen die besten deutschen Mehrkämpfer zum traditionsreichen Meeting nach Götzis. Zwei der besten Athleten der vergangenen Jahre werden in Vorarlberg nicht am Start sein: Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) erwartet ein Kind, Vize-Weltmeister Michael Schrader vom SC Hessen Dreieich plagt sich mit seiner entzündeten Patellasehne.

Götzis kommt für ihn auf jeden Fall zu früh. Die Wahrscheinlichkeit eines Starts in Ratingen Ende Juni, um sich doch noch für Zürich qualifizieren zu können, beziffert sein Heimtrainer Wolfgang Kühne auf „vierzig bis fünfzig Prozent.“ Ein Termin in München bei Dr. Müller-Wohlfahrt in dieser Woche soll weiteren Aufschluss bringen.

Zehn DLV-Starter

Trotz dieser beiden Absagen schickt der DLV ein starkes Team in den Westen Österreichs. Jeweils fünf Männer und Frauen gehen an den Start und versuchen dabei, möglichst früh die A-Norm von 6.100 bzw. 8.050 Punkten abzuhaken. Eine Marke, die aus Sicht des Europameisters Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) angesichts der Konkurrenz in der deutschen Mannschaft bei Weitem nicht reichen wird: „Für die EM-Quali muss man an die 8.500 Punkte anbieten, um sicher dabei zu sein“, prognostizierte der Frankfurter zuletzt.

Dazu müsste er seiner Bestleistung von 8.558 Punkten schon sehr nahe kommen. Die Form stimme, die Gesundheit ebenso („Mir geht es perfekt“). Neben den Aufenthalten in Estland bei Trainer Andrei Nazarov hat er Anfang des Jahres in Frankfurt eine Trainingsgruppe gefunden.

Als stärksten nationalen Konkurrenten betrachtet er Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), der mit einem sechsten Platz bei der Hallen-WM und bei ersten Wettkämpfen in der Freiluftsaison auf sich aufmerksam gemacht hat. „Kai ist in einer Riesen-Form“, sagt Bundestrainer Rainer Pottel und bestätigt dem 23-Jährigen „Verbesserungen in allen Disziplinen“. Bei den Sprüngen, die viele Punkte bringen, sieht er Kazmirek besonders gut aufgestellt.

Trey Hardee Top-Favorit

In Götzis trifft Kazmirek einen „alten Bekannten“: Mit Trey Hardee, Weltmeister 2009 und 2011 sowie Olympia-Zweiter 2012, hat er im Vorjahr vier Wochen in seiner Heimat Neuwied trainiert. Der US-Amerikaner ist großer Favorit bei der 40. Auflage des Meetings in Götzis.

Im deutschen Team ist auch der WM-Siebte Rico Freimuth (SV Halle) gut drauf. „Es ist ganz wichtig für so einen jungen Burschen, dass er gesund geblieben ist und kontinuierlich trainieren konnte“, betont Pottel. Das muss es auch, will er sein erklärtes Saisonziel erreichen: eine EM-Medaille.

Abele mit vielversprechendem Test

So hohe Ziele werden die beiden weiteren deutschen Zehnkämpfer nicht verfolgen: Der Deutsche Meister Arthur Abele (SSV Ulm 1846) ist nach jahrelangen Verletzungssorgen erst im Vorjahr wieder richtig in Tritt gekommen. Am 11. Mai lief er bei einem Vierkampf in Neuwied die 110 Meter Hürden in 13,66 Sekunden – ein deutliches Zeichen, dass bei ihm „eine Menge Substanz da ist“, so Pottel.

Die EM-Norm traut der Bundestrainer auch Matthias Prey vom SC Rönnau 74 zu, nicht zuletzt dank einer deutlichen Verbesserung im Hochsprung. Im vergangenen Jahr hatte sich der 25-Jährige beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen trotz indiskutabler 1,76 Meter im Hochsprung auf 8.215 Punkte verbessert.

Siebenkampf-Comeback von Schwarzkopf

Bei den Frauen kämpfen vier Siebenkämpferinnen in Götzis um die Norm. Lilli Schwarzkopf (LG Hannover) tritt zu ihrem ersten Siebenkampf nach Olympia-Silber in London an. Kurz danach riss ihr damals in Talence die Achillessehne. Frauen-Bundestrainer Wolfgang Kühne bescheinigt ihr ein „recht gutes Niveau“, das 6.300 Punkte bringen könnte. In ansprechender Form sieht er Julia Mächtig (SC Neubrandenburg), die nach der Trennung von ihrem langjährigen Trainer Klaus Baarck nun auch bei ihm in Halle trainiert.

Bleiben noch die beiden Frankfurterinnen. „Claudia Rath braucht immer ein, zwei Wettkämpfe, um richtig reinzukommen. Mit ihr rechne ich daher noch stärker in Ratingen. Carolin Schäfer ist mit ihren Verletzungsproblemen 2013 etwas unter Wert geschlagen worden. Sie soll die drei älteren bedrängen. Konkurrenz belebt das Geschäft“, findet Kühne.

Debüt im „Mehrkampf-Mekka“

Durch die Verletzung von Kira Biesenbach ist eine Athletin ins Feld der Teilnehmerinnen hineingerutscht, die zu ihrem ersten Siebenkampf antritt – und dann gleich an diesem bedeutenden Schauplatz. Cindy Roleder (LAZ Leipzig) ist von den Hürdensprinterinnen ins Lager der Mehrkämpferinnen gewechselt. „Bei ihr steht der Lerneffekt im Vordergrund“, sagt Kühne, „sie tritt völlig ohne Erwartungsdruck an.“

Anders als bei den Männern, bei denen kein Medaillengewinner aus Moskau am Start ist – Weltrekordler Ashton Eaton konzentriert sich in diesem Jahr auf die 400 Meter Hürden, Michael Schrader und Damian Warner sind verletzt –, ist das WM-Siegerpodest bei den Frauen fast komplett. Zwar hat Weltmeisterin Hanna Melnychenko aus der Ukraine kurzfristig abgesagt, doch die in Moskau Zweitplatzierte Brianne Theisen-Eaton aus Kanada sowie Bronzemedaillen-Gewinnerin Dafne Schippers (Niederlande) sind dabei.

 

leichtathletik.de berichtete für Sie am kommenden Wochenende topaktuell von Disziplin zu Disziplin aus Götzis! In einer großen Tageszusammenfassung finden Sie zum Tagesende außerdem die Einschätzungen der deutschen Topathleten zu ihren Wettbewerben.

<link>Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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